Dies ist besonders für die Clubmitglieder, die ihn noch von den Anfängen des CBF her kennen, eine traurige Nachricht.
Denn Hermann hat immer und überall mit Freude mitgemacht und mitgearbeitet. Sein Leben außerhalb des Clubs: Er hatte eine liebevolle Frau, die ihn gerne begleitete, und einen Sohn, den wir aufwachsen haben sehen und der heute 44 Jahre alt ist. Obwohl er sich mit seinem schweren Gehapparat nur mühsam fortbewegen konnte, ist Hermann lange Zeit berufstätig gewesen. Auch wenn dies anstrengend war, er fühlte sich dabei freier und selbstständiger, als wenn er sich im Rollstuhl hätte herumschieben lassen müssen.

Und dann war da noch seine Malerei – eine wahre Leidenschaft! Als der CBF vor vielen Jahren eine kleine Ferienwohnung in Mooseurach hatte, mitten im Königsdorfer Moor, saß Hermann stundenlang auf einer Wiese und zeichnete. Ein kleines Bild hat er damals dem Club geschenkt: Eine weite Landschaft, Schilfhalme im Vordergrund, leicht gewellte Weiden in gedämpften Tönen, aber erdfarben lebendig. Darin eingebettet war das leuchtende Rot eines Ziegeldaches. Der Hintergrund: die bayerischen Berge in blassem Lila. Das Bild hing lange Jahre in unserer zweiten Ferienwohnung im Bayerischen Wald. Jetzt schmückt es den Arbeitsplatz von Frau Wufka im Schwabinger Büro. Schöner könnte man die Erinnerung an Hermann Schwaiger gar nicht bebildern!

Hermann war ein bescheidener Mann, auf den immer Verlass war. Gearbeitet hat er zunächst in der Privatwirtschaft. Dann wollte er sich verbessern, eine Stelle mit mehr Verantwortung übernehmen. Nachdem er sich durch das Telekolleg fortgebildet hatte, erhielt er eine neue Aufgabe bei einer staatlichen Behörde. Ob an seinem Arbeitsplatz oder bei einem Projekt des CBF – Hermann war pünktlich, fleißig und ausdauernd. Deshalb hielt er es auch so lange aus in seinem Beruf, in seinem beschwerlichen Leben. Beim CBF kämpfte er mit uns gegen alle Schwellen dieser Welt. Und auch als Einzelperson erreichte er Verbesserungen in seinem Stadtviertel: Den Zugang zu einer Postdienststelle beispielsweise monierte er so lange, bis endlich eine Rampe gebaut wurde. Als sein Körper infolge seiner Polio- Behinderung immer schwächer wurde, ging Hermann in Pension. Nun war die Zeit gekommen, in der sich er und seine Frau die Wünsche, die sie vorher zurückgestellt hatten, erfüllen wollten. Vor allem reisen wollten sie! Daraus wurde nichts: Hermann erlitt einen Schlaganfall. Immer wieder musste er ins Krankenhaus. Kaum hatte er sich recht gut erholt, kam der nächste Einbruch. Dass er sich schließlich eines Rollstuhls bediente, bedeutete für ihn nicht Erleichterung, sondern Verzicht. Der lange Abschied von einem Leben, das er ganz ausfüllte und das auch ihn ganz erfüllt hat, hatte begonnen. Im November 2012 ist Hermann Schwaiger gestorben. Er ist ein zuverlässiger Club-Freund gewesen, der vieles bewegt, aber nie mit seinen Heldentaten geprahlt hat. Daher ist sein hartnäckiger Einsatz manchmal gar nicht gesehen worden. Gerade deshalb hinterlässt er jetzt eine so große Lücke. Er hat unauffällig, aber unbedingt und jederzeit dazugehört.

Ingrid Leitner