Café Vorhoelzer – Forum der Fakultät für Architektur TUM



Vor dem Gebäude Arcisstraße 21 sind Behindertenparkplätze ausgewiesen. Eine freundliche Pförtnerin erklärt uns, wo der Aufzug ist. Besonders groß ist er zwar nicht, aber es geht. Kurz darauf ist man im Café. Angeboten werden ein guter Espresso und ein paar Kleinigkeiten zum Essen, genug für eine kleine Kaffeepause! Das Café versteht sich als „kommunikative Schnittstelle zwischen Mitgliedern der Fakultät für Architektur und Transferstelle zur Stadt München“, wir repräsentieren München und sind auch als „Nichtstudierende“ willkommen. Und wenn man es mit der Hilfe vieler starker Männer über eine unmöglich hohe und auch noch komplizierte Stufe geschafft hat, befindet man sich auf einer riesigen Terrasse und hat einen wunderbaren Blick über München. Ein Genuss! Wenn nur die Riesenstufe nicht wäre! Wegen dieses mangelhaften Zugangs zur Terrasse haben wir folgenden Brief an Wissenschaftsminister Heubisch geschrieben:

Sehr geehrter Herr Minister Heubisch,

wir, der Club Behinderter und ihrer Freunde, setzen uns seit 38 Jahren dafür ein, dass München barrierefrei ausgebaut wird, damit alle Bürger am öffentlichen Leben teilnehmen können.

1974 haben wir mit unserem Projekt „Anfänge einer behindertengerechten Stadt“ ein erstes Zeichen gesetzt. In der näheren Umgebung der Stiftung Pfennigparade, wo damals ca. 140 Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte wohnten und arbeiteten, haben wir veranlasst, dass Bordsteine abgesenkt und die Zugänge zu einer Apotheke, einem Arzt, dem Polizeirevier 5, der Stadtbibliothek in der Schleißheimer Straße und einigen Einkaufsgelegenheiten stufenlos ausgestaltet werden. Wir haben initiiert, dass München einen Städtischen Beraterkreis für barrierefreies Planen und Bauen einrichtet. Wir haben die Neufassung der einschlägigen DIN-Normen als betroffene Fachleute begleitet und sind seit vielen Jahren Mitglied einschlägiger DIN-Ausschüsse. Wir haben uns darum bemüht, dass die Architektenkammer eine Beratungsstelle für barrierefreies Bauen einrichtet, arbeiten in den Beratergremien der Bayerischen Behindertenbeauftragten mit, und anderes mehr.

Kürzlich hat eines unserer rollstuhlfahrenden Club-Mitglieder den Versuch unternommen, in das Vorhoelzer Forum der TUM, Arcisstraße 21, und auf seine Dachterrasse zu gelangen. Der Weg bis zum Aufzug führte um viele Ecken und war nicht gut ausgeschildert. Zum Café gelangte er zwar stufenlos. Am Ausgang zur Terrasse jedoch erwartete ihn eine enorm hohe Stufe, die auf der Terrassenseite noch einmal einen kleinen Höhenunterschied nach unten aufwies. Das ist nicht barrierefrei, wie auf einem Hinweisschild in der Eingangshalle angekündigt wird. Wir bitten Sie deshalb dringend, anzuregen, dass die Fachleute der TUM hier eine Lösung finden, die der ausgeschilderten Barrierefreiheit entspricht!

Außerdem möchten wir Sie bitten, dass Ihre Mitarbeiter sich nicht nur um diesen Einzelfall kümmern, sondern Ihr Ministerium generell für die Zugänglichkeit öffentlicher Bauten in Ihrer Zuständigkeit sorgt. In der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen geht es um die ungehinderte Teilnahme Behinderter am öffentlichen Leben. Dazu gehört auch freie Mobilität und ungehinderter Zugang zu allen öffentlichen Bauten. Deutschland hat diese Konvention ebenfalls ratifiziert. Jetzt geht es vorrangig um ihre Umsetzung, die noch keineswegs befriedigend ist. Helfen Sie uns, die Lage zu verbessern!

Mit freundlichen Grüßen

Club Behinderter und ihrer Freunde München und Region e.V.

Dr. Ingrid Leitner (Vorstandsmitglied)


Hanne Kamali (Lokal) und Ingrid Leitner (Text)