Weihnachtsgruß vom Club Behinderter und ihrer Freunde e. V. (CBF) für München und Region
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Liebe Mitglieder, Liebe Freunde,
das Jahr 2025 neigt sich dem Ende zu.
Wenn wir die Ereignisse vom 2025 betrachten, scheint die Welt in Bewegung zu sein. In Deutschland hat sich eine neue Regierung aus CDU/CSU und SPD gebildet. Der aktuelle Bundeskanzler heißt Friedrich Merz (CDU). Während die FDP und BSW den Einzug in den Bundestag verpassten, feierte Linke ihr Comeback und die AfD bleibt weiterhin in der Opposition.
Und betrachten wir die geopolitische Lage, so zeigt sich die Rückkehr der Politik der Großmächte und „das Recht des Stärkeren“ rückt in den Vordergrund. In Ukrainekonflikt gab es Bemühungen, zu verhandeln. Leider blieb es bei den Bemühungen und die EU wurde aufgefordert, ohne die USA zu agieren. Was den Konflikt in Gaza betrifft, gab es im Laufe des Jahres 2025 bedeutsame Entwicklungen wie zwischenzeitliche Waffenruhe und die Freilassung von noch lebenden Geiseln. Auch die Stimmen nach einer Zwei-Staaten-Lösung wurden in diesem Zusammenhang immer lauter.
Wie die Welt vor Herausforderungen steht und trotzdem in Bewegung bleibt, so ist auch der Club Behinderter und ihrer Freunde e. V. für München und Region (CBF) in Bewegung. Auch wir standen 2025 vor Herausforderungen. Die eine davon war die Aktualisierung des Datenschutzes beim CBF. Hier befinden wir uns auf einem soliden Weg. Beispielsweise hat das Team vom CBF (bestehend aus hauptamtlichen Mitarbeiterinnen, Helfer*innen und Minijobber*innen) eine Online-Datenschutzschulung zur Sensibilisierung im Umgang mit personenbezogenen Daten erhalten.
Ein Highlight in diesem Jahr war die 50-Jahrfeier am 26.06.2025 im Kulturhaus Milbertshofen. Neben den Grußworten von der stellvertretenden Bezirkstagspräsidentin Friederike Steinberger, der dritten Bürgermeisterin der Landeshauptstadt München (LHM) Verena Dietl, der Behindertenbeauftragten der LHM Daniela Maier und dem Geschäftsführer des Landratsamts München David Engelhardt gab es ein Festvortrag von Professorin Dr. Elsbeth Bösl über die Entstehung und Entwicklung des CBF. Auch Musik von „blind & lame“ durfte nicht fehlen.
Auch beim CBF gab es im Oktober 2025 Wahlen. Der neue geschäftsführende Vorstand wurde gewählt, bestehend aus drei Mitglieder des alten Vorstandes Elena Lich, Martin Blasi und Heiko Sevecke. An dieser Stelle möchten wir uns bei den alten Vorstandsmitgliedern, die nicht mehr Mitglied im Vorstand sind – Carola Walla, Wolfgang Vogl und Volker Nellen - für ihre tolle Arbeit und unermüdlichen Einsatz für den CBF bedanken.
Das Redaktionsteam der Clubpost hat sich stabilisiert. In der Clubpost wurden feste Rubriken etabliert: Neues aus der Gastroszene mit monatlichen Beiträgen von Hanne Kamali und Rätseln von Werner Graßl. Auch Veranstaltungen und aktuelle Termine wie für die Rolliwanderungen oder 10er-Stammtische werden in der Clubpost veröffentlicht. Seit der 50 Jahrfeier bringen wir den Festvortrag von Frau Bösl in fünf Teilen in der Clubpost heraus. Seit Neuestem versucht das Redaktionsteam eine Rubrik aufzubauen, in der sich auch andere Selbsthilfevereine und Initiativen in der Clubpost vorstellen können.
Das waren nur ein paar von vielen Ereignissen, die rückblickend auf das Jahr 2025 in diesem Weihnachtsbrief erwähnt werden können.
In diesem Sinne können wir mit großer Zuversicht auf das Jahr 2026 blicken, das im Zeichen von Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsangeboten stehen soll.
Auch diesen Weihnachtsbrief möchten wir beenden, indem wir uns ganz herzlich bei Ihnen bedanken. Ihre Teilnahme an unseren Aktivitäten, Ihre Unterstützung bei Festen und Ihre konstruktive Begleitung bereichern unseren Verein sehr.
Unser Club und seine Projekte werden öffentlich bezuschusst: Vom Bezirk Oberbayern, dem Freistaat Bayern, von der Stadt München, dem Landkreis München und der Heidehof-Stiftung. Für die Förderung möchten wir uns bei unseren Zuschussgebern ganz herzlichst bedanken.
Bleiben Sie uns gewogen!
Nun wünschen wir Ihnen und Ihren Angehörigen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Jahr und genießen Sie die Zeit, wie Sie gerne möchten.
„Alles ist in Bewegung!“ (Heraklit: ca. 520 – 460 v. Chr.)
Ihr CBF e. V. - München und Region
Wenn Sie dem CBF etwas spenden möchten, würden wir uns über Ihre Zuwendung sehr freuen. Falls Sie eine Spendenbescheinigung benötigen, können Sie sich an uns wenden.
Vorstand: Elena Lich, Heiko Sevecke, Martin Blasi

Bild: Alfred Schmuck Herbstfest 2025
Editorial Dezember 2025- Was macht für Sie Weihnachten aus?
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Liebe Mitglieder, liebe Freunde,
bald beginnt Sie wieder die „schönste Zeit des Jahres“, die Stade Zeit vor Weihnachten, der Advent! Was ist für Sie während dieser Zeit besonders wichtig? Ist es die besondere Stimmung mit den vielen Lichtern überall, oder ist es die Vorfreude, bald mehr Zeit mit den Lieben verbringen zu können? Schauen Sie vielleicht auf die Ereignisse des vergangenen Jahres zurück und bewerten Sie diese für sich selbst? Oder geht es wie in der Kindheit hauptsächlich um die zu erwartende Geschenke. Sollte das der Fall sein, kann aus der Staden Zeit ganz schnell auch eine sehr hektische Zeit werden. Die Hetzerei auf der Jagd nach dem passenden Geschenk, kann den Blick auf das Wesentliche allzu leicht verstellen! Für seine wichtigsten Menschen da zu sein, sie jeden Tag spüren zu lassen und sie jeden Tag zu unterstützen und wert zu schätzen! Und das nicht nur an Weihnachten, sondern während des gesamten Jahres! Das ist viel wertvoller als alles, was man kaufen und schenken kann! Nur wem das gelingt, der hat die Bedeutung der Weihnachtszeit wirklich verstanden und kann diese wirklich auch genießen.
Ein weltweit turbulentes Jahr voller Konflikte und Kriege liegt hinter uns und das Nächste wird wohl nicht ruhiger werden. Lassen Sie uns die Adventszeit dazu nutzen, wieder bei uns selbst anzukommen und etwas Ruhe zwischen den Jahren zu finden!
Im Januar wird es wie üblich keine Ausgabe der Clubpost geben. Auch wir, die Clubpost-Redaktion, nehmen uns eine kleine Weihnachtspause und starten dann mit der Februar-Clubpost wieder neu durch.
Eine schöne und entspannte Adventszeit, frohe Weihnachten und bereits jetzt nur das Beste im Jahr 2026 wünscht Ihnen Thomas Müller und die gesamte Clubpost-Redaktion.
Hinweis: Wenn Sie Beiträge für die Clubpost besteuern möchten, schicken Sie sie gerne ans CBF-Büro (
50 Jahre cbf München Schlaglichter aus der Gründungszeit, Teil 4
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Von Elsbeth Bösl
Verteilt auf 5 Ausgaben der Clubpost veröffentlichen wir Auszüge und Quellen aus dem Vortrag „50 Jahre cbf München – Schlaglichter aus der Gründungszeit“. In den letzten fünf Jahrzehnten ist so viel passiert, dass wir hier nur einige prägnante Einblicke geben können. In dieser Serie erinnern wir an die ersten großen Aktionen und Themen des cbf und stellen einige prägende Persönlichkeiten und Unterstützerinnen vor. Wir haben dafür den Jubiläumsvortrag von Elsbeth Bösl in historische Häppchen aufgeteilt. Dies ist der vierte und der vorletzte Teil.
Der cbf feierte im Juni 2025 ein halbes Jahrhundert voller Engagement und Fortschritte. Was 1973 als mutiger Aufbruch begann, ist zu einer Erfolgsgeschichte geworden: getragen von Menschen, die Barrieren nicht einfach hinnehmen, sondern sie Stück für Stück abbauen – für sich selbst und für andere.
„Mit dem Stuhl durch die Tür“: die Aufklärung der Öffentlichkeit
Die 1970er Jahre waren für den cbf eine Zeit des Experimentierens und Gestaltens. Immer öfter wurden Mitglieder als Expert*innen zu Bauvorhaben hinzugezogen. Das war wertvoll – aber auch arbeitsintensiv. Also suchte der cbf einen Weg, Wissen und Erfahrungen langfristig verfügbar zu machen.
Die Lösung: ein eigener Lehrfilm, der Stadtplaner, Architekten und Verantwortliche direkt ansprechen sollte. Wichtige Akteure wie der Bund Deutscher Architekten, und Baureferate sollten für bauliche Hindernisse sensibilisiert werden und erkennen, dass es gar nicht so teuer oder kompliziert war, diese Hindernisse abzubauen.
Der Münchner Filmemacher Hans-Peter Meier (*1944) setzte die Idee 1979 gemeinsam mit Clubmitgliedern um. Der Titel des Films war Programm: „Mit dem Stuhl durch die Tür“. Gedreht wurde an markanten Orten der Stadt – vom Stadtmuseum bis zum Standesamt in der Mandlstraße – und viele Mitglieder der ersten Stunde standen selbst vor der Kamera. Die Diasammlung des cbf umfasst eine Reihe von Bildern dieser Dreharbeiten.

Hans-Peter Meier beim Dreh an einer Rampe mit einem Clubmitglied auf Krücken. Clubmitglieder sind im Hintergrund in Rollstühlen zu erkennen

Der Regisseur beim Dreh mit einem Teilnehmer im Rollstuhl bei der Türkulisse

Filmdreh mit zwei Rollstuhlfahrern

Sybille von Steinsdorff und Ingrid Leitner, vermutlich Dieter Richthammer, mit weiteren Beteiligten des Filmdrehs in der Türkulisse.

Hildegard Kleiter während der Dreharbeiten im Stadtmuseum
Dreharbeiten für den cbf Film im Stadtmuseum, Quelle: Diasammlung cbf: Ein Hochzeitspaar ist vor dem Standesamt aus einem VW-Bus ausgestiegen. Der Bräutigam sitzt im Rollstuhl. Weitere Personen stehen um sie herum. Eine Kamera ist aufgebaut.

Dreharbeiten einer Gaststättenszene für den cbf Film im Stadtmuseum, Quelle: Diasammlung cbf. Zwei Männer, einer davon im Rollstuhl, sitzen in einer Gaststätte. Im Hintergrund steht eine Frau. Ein Aufnahmemikrophon ragt vorne ins Bild.
Etwa zeitgleich entstand der Spielfilm „Leicht haben wir’s nicht miteinander“, der zeigte, wie Menschen mit und ohne Behinderung unkompliziert miteinander in Kontakt kommen können. Mit diesem Film wollte der cbf die breite Öffentlichkeit ansprechen. Er fand bis in die 1990er Jahre hinein seinen Weg in Schulen und andere Bildungseinrichtungen.
Diese Filme waren mehr als Dokumentationen – sie waren Werkzeuge des Wandels. Sie gaben dem cbf eine neue Stimme, die über Versammlungsräume hinausreichte, sensibilisierten Fachleute und öffneten der Öffentlichkeit buchstäblich Türen für neue Perspektiven.
Ausschreibung: Bausteine für ein Selbstbestimmtes Leben
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Workshop für Menschen mit und ohne Behinderung
8. bis 10. Mai 2026
im Schullandheim Wartaweil am Ammersee

Liebe Mitglieder, Liebe Freunde, Liebe Interessierte,
ganz herzlich laden wir Sie ein zu unserem Workshop-Wochenende vom 08. bis 10.05.2026 im Schullandheim Wartaweil am schönen Ammersee. An diesem Wochenende beschäftigen wir uns mit folgenden Themen:
-Selbst-ständig oder selbst-bestimmt? Wer entscheidet über mein Leben?
-Welchen Einfluss hat unsere gesellschaftliche Entwicklung auf unsere jeweilige Sichtweise?
-Alle gleich? Alle verschieden? Oder beides? Was können wir tun, damit ALLE MENSCHEN gleichberechtigt leben können?
-Und was kann ich selber dafür tun, um mir ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen?
Tag 1 – Wir lernen uns kennen und legen die Basis für unsere Zusammenarbeit.
Tag 2 – Wir schauen auf gesamt-gesellschaftliche Themen und darauf, welche Auswirkungen sie auf unser Leben haben.
Tag 3 – Wir entwickeln eigene positive Perspektiven für ein selbstbestimmtes Leben.
Die Anzahl der Teilnehmer*innen ist auf 12 Personen begrenzt.
Entstehende Kosten inklusive Übernachtung und Vollpension. Der CBF versucht ein Teil der Kosten durch Aktion-Mensch oder andere Stiftungen zu übernehmen. Weitere Informationen hierzu erhalten Sie nach Ihrer Anmeldung.
Anmeldung bis spätestens: 23.02.2026
An:
Der Club Behinderter und ihrer Freunde e. V. für München und Region in Zusammenarbeit mit PARTicipation
Wir freuen uns auf Sie!
Pater Rupert Mayer – der Münchner Apostel
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Warum halten wir uns in der Münchner Innenstadt auf? Die meisten der wöchentlich 440.000 Passanten erledigen hier ihre Einkäufe, treffen Freunde oder besuchen eine Gaststätte. Die Schaufenster glitzern mit Lichterketten, Kerzen, Sternen, Engeln und anderem weihnachtlichen Zierrat. Wem dann noch der Duft des Glühweins in die Nase zieht, der kann nicht widerstehen und reiht sich an den Verkaufsständen ein, um heißen Glühwein oder Eierlikör mit Sahne zu genießen.
Manche biegen von der Neuhauser Straße in die unscheinbare Bürgersaal-kirche ab, um eines besonderen Priesters zu gedenken. Diese Kirche ziert ein Papstkreuz, dessen drei Querbalken die Priester–, die Hirten– und die Lehrgewalt des Papstes symbolisieren und für die umfassende Autorität des Papstes stehen. Zwei Päpste haben die Bürgersaalkirche besucht: 1782 Papst Pius VI., 1987 Papst Johannes Paul II. Sie beteten am Grab von Pater Rupert Mayer. Damit ehrten sie einen Jesuiten, der im 1. Weltkrieg die Soldaten sogar unter Beschuss betreute und sich damit selbst in Lebens-gefahr begab, um für sie als Seelsorger da zu sein.
Der Preis des Mutes
Leider wurde ihm sein Mut 1916 zum Verhängnis. Zunächst diente er als Sanitätshelfer. Als Divisionsgeistlicher erlitt er im Dezember 1916 in Rumänien eine schwere Verwundung, als er sich schützend über einen Soldaten warf. Es musste ihm ein Teil des linken Beins amputiert werden.
„Für seine Tatkraft und das vorbildliches Beispiel“ wurde er mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Er war damit der erste Geistliche, der mit diesem hohen Militärorden geehrt wurde, dessen Voraussetzung das Eiserne Kreuz 2. Klasse war. Es sollte nicht seine einzige Ehrung bleiben. Auch der Bayerische Militärverdienstorden 4. Klasse mit Schwertern und Krone wurde ihm verliehen. Ebenso empfing er den Württembergischen Friedrichsorden 4. Klasse und das österreichischen Militärverdienstkreuz 2. Klasse.
So mutig er sich im Krieg der Gefahr aussetze, war er auch als Priester. Schon um 1920 warnte er vor den Nationalsozialisten. In seinen Predigten verurteilte er deren Rassenhass und sprach seine Überzeugung klar aus: „ein Katholik kann nicht Nationalsozialist sein“.
1921 ernannte ihn Kardinal Faulhaber zum Präses der Marianischen Männerkongregation. Schon bald galt er als der „Apostel Münchens“.
Vier Jahre später begründete Pater Rupert Mayer am Hauptbahnhof den legendären Bahnhofsgottesdienst. Schon sonntags morgens um 3.00 und 4.30 Uhr predigte er für die Münchner Wanderer, die in die Berge fuhren, die letzte Messe hielt er um 18.00 Uhr.
Auch unter dem Druck der nationalsozialistischen Propaganda demonstrierte er für die Rechte der Kirche und die Religionsfreiheit. 1935 verbot das Regime die Caritas-Sammlung. Daraufhin stellte er sich aus Protest mit der Sammel-büchse vor die Michaelskirche. Als er mit einem Redeverbot belegt wurde, zeigte er wieder seinen außergewöhnlichen Mut. Schriftlich kündigte er dem nationalsozialistischen Regime an „Trotz des gegen mich verhängten Redeverbots werde ich weiterhin predigen, selbst dann, wenn die staatlichen Behörden meine Kanzelreden als strafbare Handlungen und als Kanzel-missbrauch bewerten sollten“. In seinen Predigten erklärte er, man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen. Die Gestapo nahm ihn fest und brachte ihn ins Gefängnis Landsberg. Adolf Hitler persönlich verfügte später in einer Amnestie seine Freilassung.
Nun verlangten die Nazis von ihm, Auskunft über seine Seelsorgegespräche zu geben, was ihm wegen des Beichtgeheimnisses völlig unmöglich war. Wieder wurde er verhaftet und 7 Monate im KZ Sachsenhausen in Isolierhaft gesperrt. Mehr als 100.000 Menschen starben hier an Krankheiten, Misshandlungen und Entkräftung. Viele andere erlitten unter der willkürlichen Brutalität der SS unbeschreibliche Qualen.
Als Pater Rupert Mayer nur noch 50 kg wog und in Lebensgefahr schwebte, wurde er aufgrund eines Protestes von Kardinal Faulhaber und der Münchner Bevölkerung unter der Bedingung entlassen, nicht mehr zu predigen. Es war ihm auch nicht mehr möglich, da er ins Kloster Ettal verbannt wurde. Als besonders belastend empfand er, dass er keine Besuche empfangen durfte, außer von Beamten und Mitbrüdern. Jegliche Seelsorge war ihm untersagt.
Einige Briefe gelangten auf geheimen Wegen hinaus. In einem schrieb er „….seitdem bin ich lebend ein Toter, ja dieser Tod ist für mich, der ich noch so voll Leben bin, viel schlimmer als der wirkliche Tod, auf den ich schon so oft gefasst war“. Als Pater Rupert Mayer am Kriegsende 1945 nach München zurückkam, versah er wieder seinen Dienst als Priester und versuchte, der leidenden Bevölkerung so gut wie möglich zu helfen, beschaffte Nahrungs-mittel und Unterkünfte.
Am 1. November 1945 erlitt er in der Morgenmesse zu Allerheiligen während der Predigt einen Schlaganfall. Wegen seiner Beinprothese blieb er stehen, was die Kirchengemeinde tief beeindruckte. In seinen liturgischen Gewändern trug man ihn vom Altar. 2½ Stunden nach der Krankensalbung starb er, ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben. Als er auf dem Ordensfriedhof des Berchmannkollegs an der Wolfratshauser Straße in Pullach bestattet wurde, gaben ihm zehntausende Münchner das letzte Geleit. Am 23. Mai 1948 bettete man ihn in die Unterkirche des Bürgersaals um.
Seligsprechung im Olympiastadion
Als Papst Johannes Paul II. 1987 München besuchte, feierte er vor tausenden Teilnehmern eine Messe im Olympiastadion. Dabei sprach er Pater Rupert Mayer selig und nahm ihn in die Liste der Heiligen und Seligen auf. Auch diesmal lautete die Begründung: „für seine Zivilcourage und sein soziales Engagement aus christlicher Überzeugung.
An der Grabstätte in der Bürgersaalkirche steht sein Abbild in Bronze. Von den vielen Berührungen, mit denen die Gläubigen ihre Verehrung für diesen außergewöhnlichen Menschen ausdrückten, glänzt sie auf der rechten Seite wie Gold.
Seit 1987 verleiht der Katholikenrat München die Pater– Rupert– Mayer– Medaille für beispielhafte Ehrenamtliche Arbeit in Kirche und Gesellschaft.
Träger dieser Medaille sind unter anderen Thomas Jansing, der Gründer der „Aktion Sternstunden“, Christian Springer für sein soziales Engagement, die frühere Bürgermeisterin Dr. Gertraud Burkert, die Obdachlosenhilfe St. Bonifaz, Pfarrer Alberto Millan für seinen Einsatz für Menschen ohne Papiere, („sog. Illegale“), Kardinal Friedrich Wetter und die Münchner Bahnhofsmission.
Die Ausstellung in der Bürgersaalkirche zeigt unter anderem den Koffer, der immer gepackt neben seinem Schreibtisch stand, „um marschbereit zu sein, wenn mich die Gestapo holt“.

Im Gefängnis Landsberg schrieb er: „Nach einem Leben reich an Erfolgen, aber auch reich an Enttäuschungen und Undank, landete ich nun glücklich im Gefängnis. Ich bin mit diesem Los aber nicht unzufrieden“. Über die Zeit in der Einzelzelle 69 notierte er: „ich war restlos glücklich im Gefängnis, nur eines hat mich gequält, die Zukunft unseres Volkes. Und weil ich die Kirche in Gefahr sehe, deshalb stehe ich vor Gericht“.
Von seinen beeindruckenden Zitaten stelle ich eines an den Schluß, dem nichts hinzuzufügen ist: „Ein alter einbeiniger Jesuit lebt, wenn es Gottes Wille ist, länger als eine tausendjährige, gottlose Diktatur“.
Text und Fotos: Werner Graßl




