BecherGlasbläser gibt es im Bayerischen Wald sehr viele, aber keiner schafft diesen überzeugenden Zusammenklang von einfachen Formen mit hell glühenden Farben. Es ist das Markenzeichen der preisgekrönten Glaskünstlerin Ingrid Donhauser. Seit über 20 Jahren arbeitet sie in ihrem kleinen Schuppen am mit Gas betriebenen Ofen. Da steht sie in einer selbstgebastelten Gesichtsmaske, in der sie wie eine Außerirdische wirkt, denn das Feuer würde ihr sonst die Haut verbrennen. Wer ihr bei ihrer Arbeit zuschauen möchte, muss sich telefonisch anmelden, denn sie kann nicht plötzlich unterbrechen, weil die Arbeit am glühenden Glas auch rasch daneben gehen kann.

ZylinderWir haben sie an einem Frühlingstag besucht - rundherum Löwenzahnwiesen und blühende Apfelbäume. Das Haus liegt romantisch in einer Senke unter Bäumen, gegenüber ihre kleine Glasbrennerei. Alles eher unscheinbar und nicht auf Hochglanz poliert. Es ist ein wenig umständlich, mit dem Rollstuhl ins Haus zu kommen. Aber drinnen, in einem dunklen Lagerraum bei nur schwacher künstlicher Beleuchtung, erglühen ihre klar geformten Gefäße in den leuchtendsten Farben! Es ist, als würde man einen Kristall aufschneiden: außen die raue, braune Haut und innen das reine Leuchten der kristallinen Formen. Bei den Glas-Kunstwerken von Ingrid Donhauser kann man sich gut vorstellen, wie sich das unscheinbare Material des Glaspulvers unter Einwirkung des Feuers in heiße, flüssige Lava und dann in ein Gefäß aus farbigem Licht verwandelt.

SchaleAls wir auf der kleinen Terrasse vor ihrem Haus saßen, bot sie uns Wasser aus eigener Quelle an - in selbst gebrannten, lichten gletscherblauen Gläsern, eingegossen aus einer ebenfalls blau schimmernden Karaffe - ein königlicher Trank!
www.ingrid-donhauser.de

Ingrid Leitner