Sicherlich verfügen auch Sie über einen reichen Erfahrungsschatz darüber, als Mensch mit einer Behinderung nicht dieselben Chancen und Möglichkeiten zu haben wie Menschen ohne Behinderung. Dabei ist es meist nicht Ihre Behinderung, welche Ihnen die gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben verwehrt, sondern es sind die ausgrenzenden Strukturen, die Ihr Leben unnötig erschweren.

Der Jazzkeller, den Sie als Rollstuhlfahrer nicht aufsuchen können, weil er nur über eine enge Treppe zu erreichen ist, fehlende Möglichkeiten Ihren Sozialraum mitzugestalten, weil  öffentliche Sitzungen in Veranstaltungsräumen stattfinden, die keine Induktionsschleifen für Nutzer von Hörgeräten vorhalten, der Ausschluss von Menschen mit Lernschwierigkeiten an Wahlen,  die mangelhafte Ausstattung unseres Verkehrsraumes mit Orientierungshilfen für sehbehinderte und blinde Menschen – die Liste ließe sich noch unendlich weiterführen.

 

Vieles haben Sie mittlerweile womöglich gar resigniert als „naturgegeben“  hingenommen. Und so kommt es, dass in einer Zeit, in der begrenzte finanzielle Mittel auf vielfältige Erwartungen und Ansprüche treffen, das Geld überwiegend in die Bereiche fließt, die von Lobbyisten beherrscht werden, deren Forderungen laut und deutlich zu vernehmen sind.  Wie sonst ist es erklärlich, dass selbst in einer Situation, in der zwar auf allen Ebenen gesetzlich verbriefte Rechte existieren,  diese in der praktischen Umsetzung bis heute nicht zu deutlichen Verbesserungen in der Lebenswirklichkeit der Betroffenen geführt haben?  Nur dort, wo über Jahrzehnte das Bewusstsein von Politik, Verwaltung und Bevölkerung für die Belange von Menschen mit Behinderung geschärft wurde, wo Ansätze einer „Kultur der Beteiligung“ der Betroffenen als Experten in eigener Sache entwickelt wurden, wo die Bereitschaft gewachsen ist, angemessene Vorkehrungen für ein selbstverständliches Miteinander aller zu treffen und  wo es schlussendlich gelungen ist, Veränderungsprozesse geplant in Gang zu setzen und diese in der Ausgestaltung zu begleiten, dort und nur dort finden wir die Grundvoraussetzungen, auf denen ein inklusives Gemeinwesen aufgebaut werden, das heißt wachsen und gedeihen, kann.  

Doch wo bitte schön liegt dieser Ort, an dem  Milch und Honig fließen!?

Es gibt ihn nicht! Es liegt an uns, ihn mit zu gestalten. So zu gestalten, dass er niemanden ausgrenzt und benachteiligt. Einen kleinen Beitrag dazu könnte Ihre Beteiligung an der von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes durchgeführten Umfrage „Diskriminierung in Deutschland 2015“ leisten. Sie finden sie im Internet unter nachfolgendem Link:  www.fragebogen-diskriminierung.de/uc/a1

Wenn Sie den Fragebogen lieber handschriftlich ausfüllen möchten, können Sie ihn bei Frau Stefanie Bewersdorff unter der Telefonnummer 030-185551817 anfordern. Er wird Ihnen dann zugesendet. Beteiligen können sich alle in Deutschland lebenden Personen ab 14 Jahren. Die Befragung läuft bis zum 30. November 2015. 

Die Erhebung soll Diskriminierungen benennen, ihre Auswirkungen und den Umgang damit aufzeigen. Anhand der Ergebnisse werden konkrete Handlungsempfehlungen entwickelt, wie die beschriebenen Diskriminierungen künftig verhindert werden können.

Auch wenn wir uns bewusst sein müssen, dass diese Aktion nur ein winziger Schritt auf dem langen, beschwerlichen Marathon zu mehr Teilhabe für alle ist, so ist es doch ein Schritt nach vorne, in die richtige Richtung. 

Machen Sie mit und helfen Sie dabei Diskriminierungen abzubauen. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

 

Chancengleichheit besteht nicht darin, dass jeder einen Apfel pflücken darf, sondern dass der Kleine eine Leiter bekommt. (Reinhard Turre)

Peter Pabst