Stellen Sie sich einmal vor: Es gibt keinen einzigen abgesenkten Bordstein für Rollstuhlfahrer, kaum ein zugängliches öffentliches Gebäude, fast keine Behindertenwohnung, keinen Fahrtendienst und keine Niederflurbusse. So war das vor 40 Jahren!
Damals haben wir den CBF München gegründet. Wir haben die Ärmel hochgekrempelt und unser erstes Projekt „Anfänge einer behindertengerechten Stadt“ genannt. Viel Mühe, Grips und Geduld waren nötig, um die Stadt München für körperbehinderte Menschen zugänglich und damit bewohnbar zu machen.

Der Münchner im Himmel
Aber es ging noch um mehr: Wir wollten uns selber beteiligen, wollten mitreden, in der Gesellschaft wahrgenommen und anerkannt werden. „Integration“ hieß das Zauberwort – und so abgegriffen es heute klingt, so wichtig war es damals: Es bedeutete, dass unser Club nicht nur von Behinderten betrieben wurde, sondern von Behinderten und Nichtbehinderten gemeinsam. Keine Funktionäre und Sozialarbeiter, die alles besser wissen, sollten uns sagen, wo’s langgeht.
Unsere Parole hieß: „Mit Behinderten, nicht für Behinderte!“
Wir, die Behinderten im Club, wollten nicht karitativ betüttelt werden, sondern ein möglichst normales Leben führen – menschenwürdig, von uns selber geplant und hindernisfrei. Heute ist München eine der behindertengerechtesten Städte Deutschlands – auch Dank des CBF München – und damit war für uns eine erste Phase abgeschlossen.

Um die Emanzipation behinderter Menschen auch weiterhin zu unterstützen, boten wir danach und bieten heute vermehrt Serviceleistungen an.

40 Jahre CBF – wir machen weiter, denn es gibt noch immer viel zu tun!

Übrigens: Alle Initiative, Fantasie und Spendenfreudigkeit unserer Mitglieder und Freunde hätten uns nicht ermöglicht, 40 Jahre zu existieren und zu arbeiten, wenn wir nicht kontinuierlich mit Zuschüssen unterstützt worden wären. Wir bedanken uns deshalb herzlich bei der Stadt München, beim Bayerischen Staat, dem Landkreis München, der Stiftung für Bildung und Behindertenförderung, Stuttgart, und bei der Barbara Rauck Stiftung.

Initiativen-Aktivitäten-Serviceangebote 1974 – 2000  ======= bisschen fett ==========
Der Club Behinderter und Ihrer Freunde e.V. München und Region (CBF) wurde 1974 gegründet; er ist als gemeinnütziger Verein anerkannt.
Der CBF München wird von Behinderten und Nichtbehinderten (jeder Altersstufe, jeder Konfession, jeder Behinderungsart, jedes Behinderungsgrades) gemeinsam betrieben.

Die Aktivitäten des Clubs konzentrieren sich vornehmlich auf folgende Bereiche:
•    Beseitigung baulicher Hindernisse
•    Verbesserung der Mobilität Behinderter
•    Urlaub für Behinderte
•    Öffnung der kulturellen Szene für Behinderte 
•    regelmäßige Gesprächsrunden, gemeinsame Unternehmungen
•    Öffentlichkeitsarbeit

Anfänge einer behindertengerechten Stadt


1974 befasste sich eine Arbeitsgruppe des CBF München mit einem Modell-Projekt unter der Bezeichnung „Anfänge einer behindertengerechten Stadt“, dessen Ziel die Beseitigung baulicher Hindernisse in Nordschwabing war.
Zum damaligen Zeitpunkt gab es – wie gesagt – in München noch keine Bordsteinabsenkungen, kaum ein öffentliches Gebäude war für Behinderte zugänglich. Dasselbe galt für Gaststätten, Kinos, Banken, Arztpraxen, Apotheken, Geschäfte, Bibliotheken usw. Als besonders gravierend machte sich dieser Umstand in Nordschwabing bemerkbar, wo im Bereich der Barlachstraße schon damals etwa 300 Behinderte (meist Rollstuhlfahrer) wohnten.


Bis Ende 1978 konnten folgende Gebäude für Behinderte zugänglich gemacht werden.
•    Olympia-Turm und Terrasse des Wienerwald-Restaurants auf dem Olympiagelände
•    Einkaufszentrum an der Rümannstraße/Hagedornstraße
•    Postamt, Angererstraße
•    Städtische Sparkasse, Belgradstraße
•    St.-Mauritius-Apotheke, Rümannstraße
•    Gaststätte „Stadt Köln“ am Kölner Platz
•    Gaststätte in der Schrebergartenanlage an der Torquato-Tasso-Straße
•    Städtische Bücherei, Schleißheimer Straße
•    Katholische Akademie in der Mandlstraße


Parallel dazu haben wir bei der Stadt München erreicht, dass durch Bordsteinabsenkungen in Nord-Schwabing ein behindertengerechtes Wegenetz entstand. Seit dieser Zeit gehören Bordsteinabsenkungen zum festen Bestandteil im Straßenbauprogramm der Stadt München.
Für die Finanzierung des behindertengerechten Umbaus von Altbauten ist seither im Haushalt der Stadt München ein fester Posten ausgewiesen. Neubauten öffentlicher Gebäude müssen inzwischen gemäß der Bayerischen Bauordnung ohnehin behindertengerecht gebaut werden.
In den 40 Jahren, die unser Club nun besteht, hat er besonders auf dem Gebiet des behindertengerechten Bauens vielfältige Erfahrungen gesammelt. Er wurde deshalb häufig von Bauherren und Architekten konsultiert, wenn es um einschlägige Probleme geht. Wir berieten zum Beispiel bei der behindertengerechten Errichtung und bei Umbaumaßnahmen von Theatern, Schulen, Krankenhäusern, Amtsgebäuden, bei der IGA, beim Olympiapark sowie bei Hotels und Wohnanlagen.

Integration ist: gemiensam feiern1980 - Als die Beratung von Architekten und Bauherren unseren kleinen Verein überforderte, konnten wir die Bayerische Architektenkammer mit Hilfe des Innenministeriums dazu bewegen, eine Beratungsstelle einzurichten. Von da ab gehörte ein Clubmitglied immer der Gruppe der Berater an.
Im November 1981 begannen wir damit, die einschlägigen DIN-Empfehlungen (DIN 18024 und DIN 18025) zu überarbeiten, da sie gravierende Mängel aufwiesen.

Öffentlichkeitsarbeit

im Erziehungsbereich: um Vorurteile abzubauen sind wir seit 1979 in die Schulen gegangen und haben vom Leben mit Behinderung erzählt. Als Aufhänger diente häufig unser     Film „Leicht haben wir's nicht miteinander“.

Im öffentlichen Bereich: 1980 hat Cissy Preuß  im Auftrag des Bayerischen Fernsehens einen 45-Minuten-Film über unseren Club gedreht. Titel: „Integration statt Isolation.

Eigenes Büro
1980 bekamen wir ein eigenes Büro mit zwei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen in der Knorrstraße 25 in Milbertshofen.
1981 Eröffnung eines rollstuhlgerechten Urlaubsquartiers neben unserem Büro
1882 Einrichtung einer Datei behindertengerechter Urlaubsquartiere in ganz Deutschland
1983 begann das Projekt „Urlaubspatenschaften“ Wir richteten ein Spendenkonto ein, aus dem behinderte Menschen einen Zuschuss für ihren Urlaub erhalten konnten, wenn eine Begleitperson erforderlich war.

Münchener Stadtführer für Behinderte
1984 Fertigstellung eines Verzeichnisses der wichtigsten öffentlichen Einrichtungen in München. Das erforderte umfangreiche Recherchen, die wir zusammen mit Integ und einer Vielzahl ehrenamtlicher Mitglieder in etwa einem Jahr getätigt haben.1986 Planung und Durchführung einer Groß-Aktion zur Freihaltung von Behindertenparkplätzen in München
1987 begann unsere Teilnahme an den Planfeststellungsverfahren im Zusammenhang mit Neu- und Umbauten von S-Bahn-Anlagen in der Region München
Mitarbeit des Clubs im DIN-Ausschuss für Rollstühle (NARK)
1988 Videofilm über die baulichen Unzulänglichkeiten in den Wohnungen an der Berliner Straße in München-Schwabing, um bei weiteren einschlägigen Bauvorhaben Verbesserungen zu bewirken.
Regelmäßige Mitarbeit in der Arbeitsgemeinschaft BÖV (Behinderte im öffentlichen Verkehr)
Anschaffung eines rollstuhlgerechten Wohnmobils
1989 Es wurde zum Selbstkostenpreis verliehen und war die preiswerte Alternative zu teuren barrierefreien Hotels.
1990 Gründung des „Förderkreises Bayerwald-Ferien für Behinderte e.V.“
Dieser Verein vermittelt und bezuschusst bis heute barrierefreie Ferienwohnungen im Bayerischen     Wald.
Anschaffung eines eigenen barrierefreien Clubbusses
1990 bekamen wir einen eigenen Kleinbus und beschäftigten einen Chauffeur.
1990 Anerkennung als Zivildienststelle
1991 „Komm-mit-Begleitdienst“Aufbau einer Vermittlungsstelle für ehrenamtliche Helfer, die behinderte Menschen zu
Kultur-, Sport- und privaten Veranstaltungen begleiteten
1991-2000 Ausweitung der Gesprächskreise und der Service-Angebote
2000 Fertigstellung und Bezug des genossenschaftlichen Wohnhauses der WOGENO  München eG (Genossenschaft für selbstverwaltetes, soziales und ökologisches Wohnen), an dessen Konzeption der CBF maßgeblich beteiligt war.
Auch unser Clubbüro hat sich in diesem Haus niedergelassen. Und wir haben wieder eine barrierefreie Ferienwohnung
Vieles hat sich seit dem Jahr 2000 geändert viele Projekte sind neu hinzugekommen.
Wir haben unseren Clubbus und unser barrierefreies Wohnmobil, die Urlaubspatenschaften und den Komm-mit-Begleitdienst aufgegeben. Dafür kamen andere Projekte hinzu:
Seit 2003 ist unsere Homepage – betreut von Christiane Maier-Stadtherr – ein eigenes Projekt, das allen am Thema „Behinderung“ Interessierten Informationen und Hilfestellung liefert und unsere Arbeit dokumentiert

2004 erschien unser Restaurant-Führer – ein Verzeichnis der barrierefreien Restaurants in München.
2006 erschien erstmals unsere monatliche Clubzeitung, die CBF-POST
Hier vermitteln wir Informationen über unsere Arbeit und unsere Angebote, behandeln einschlägige, aktuelle Themen und diskutieren schwierige Fragen.
2006 begannen wir mit einem Verzeichnis barrierefreier Lokale rund um München. Also Ausflugsziele, bei denen Essen und Trinken im Mittelpunkt stehen: Wie ist die Zugänglichkeit des Lokals, wie sind die Toilettenanlagen, aber auch – wie schmeckt das Essen und was gibt es im Umkreis an Sehenswürdigkeit zu bewundern?
2008 haben wir mit der großen Internet-Ärzte-Suchmaschine begonnen – ein Verzeichnis aller barrierefreien Arzt- und Therapiepraxen in München – und vervollständigen und ergänzen sie laufend.

2010 haben wir unseren Stammtisch eingeführt. Lesen Sie dazu Berichte von Else Hestermann und Wolfgang Vogl.
2011 haben wir unsere erste Rollstuhlwanderung angeboten. Lesen Sie dazu einen Bericht von Michaela Schlereth, die dieses Projekt betreut.
Barrierefreiheit ist nach wie vor unser größtes Anliegen und unser wichtigstes Spezialgebiet.
Heute sitzen wir in einer großen Anzahl von Gremien, vor allem in solchen, die sich mit Barrierefreiheit und Mobilität Behinderter befassen.

Und natürlich feiern wir auch gerne gemeinsam – ein Sommerfest und ein Herbstfest und verschiedene Helferfeste, und diesmal auch unseren

40sten Geburtstag – am 15.  November, in der Kantine der Stiftung Pfennigparade, Barlachstraße 38!
Herzlich willkommen!


Ingrid Leitner