Gleichbleibend freundlich, ja herzlich, rund, mit ergrauendem Wuschelhaar und strahlend blauen Augen – so kannten unsere Mitglieder Susanne Grill. Sie half, wo sie konnte, machte nie eine große Sache draus, musste auch nie dafür gelobt werden. Denn sie stellte sich immer dann zur Verfügung, wenn es in ihr Leben, ihre Pläne, in ihren Tagesablauf passte. Und das war gut so, denn dann hatte diese Hilfe nichts mit Selbstaufopferung zu tun, sondern war ein Bestandteil ihres Alltags: Selbstverständlich, heiter, unangestrengt.

Als der CBF München noch Reisen anbot, war sie oft dabei, organisierte selber und hat lange Zeit die Jahresabrechnung für alle unsere Reise-Unternehmungen gemacht.

Susanne grill mit Ingrid LeitnerDie Zusammenarbeit mit ihr verlief reibungslos, denn Susanne war klug und sachorientiert. Die letzten Jahre hat sie sich vermehrt um ihren Vater gekümmert und deshalb im Club keine größeren Aufgaben mehr übernommen. Aber sie blieb eine Freundin des Clubs und auch eine von meinen besten Freundinnen. Susanne war ein bescheidener, achtsamer Mensch und hatte nicht viel übrig für Klugschwätzer und andere aufgeblasene Existenzen. Dafür schätzte sie liebevolle, bodenständige Beziehungen und gepflegte Gastlichkeit.

Und sie war eine Genießerin der einfachen Dinge. Auf dem Hinterhof-Balkon ihrer Schwabinger Wohnung pflegte sie hingebungsvoll ihre rundherum laufenden Blumenkästen, begrüßte jede Primel und jeden aufblühenden Enzian einzeln. Wenn sie über meinen Balkon zu mir kam, bewunderte sie meine Pflanzen ebenfalls ausgiebig. Bemerkte sie dabei eine besonders üppig blühende Begonie oder Geranie, stieß sie mich sanft in die Seite und sagte lachend vorwurfsvoll: „Angeberin!“

Am schönsten für uns beide, aber auch für meine Freundin Monika und Zerline, eine andere gemeinsame Freundin, waren die Ausflüge, die wir unregelmäßig regelmäßig miteinander unternommen haben – zum Italiener, zum Inder oder aus der Stadt hinaus. Zu Ehren ihres letzten Geburtstags haben Monika und ich ihr eine besondere Fahrt ins Grüne geschenkt. Sie fand an einem warmen Tag im Juni statt: Essen an den Osterseen, Kaffeetrinken beim Hoislwirt, Penzberg, dann noch zum Starnberger See in den Bernrieder Park. Als wir beim Hoislwirt unseren Kaffee getrunken hatten, zahlten wir und wollten aufbrechen, weiter nach Bernried. Es war inzwischen später Nachmittag geworden und die bereits sommerlich wärmende Sonne beschien die leicht ansteigenden Kuhweiden und die fernen Berge. Die Kellnerin brachte die ersten Brotzeitteller mit Schinken und Geräuchertem, Presssack mit Zwiebelringen und Bauernbrot – alles sehr appetitanregend und üppig. „Wisst ihr was“, sagte Susanne da, „lasst uns hier bleiben und den Anblick und die Ruhe weiterhin genießen!“ Und so geschah es. Wir blieben auf der Terrasse sitzen, schauten auf die gemütlich grasenden oder ruhenden Kühe. Es roch nach dem ersten gemähten Heu und von einer nahen Kirche wehten ein paar Glockentöne herüber. „Das erinnert mich an meine Kindheit“, sagte Susanne und wir bestellten einen Wurstsalat.

Susanne Grill starb im August 2013.

Ingrid Leitner