Wer als Rollstuhlfahrer einen Reisepass oder Personalausweis beantragen möchte und somit ein Passbild benötigt, steht – zumindest in München – vor einem Problem: die Fotoautomaten sind zumeist so eng und darüber hinaus mit einem fest installierten Drehstuhl ausgestattet, dass eine Benutzung ausgeschlossen ist und Fotostudios, die Passbilder anfertigen, sind bei weitem nicht alle ohne weiteres zugänglich. Die Beantragung eines neuen Dokuments ist bereits aus diesem Grund für Rollstuhlfahrer mit einem erheblichen Aufwand und nicht zuletzt höheren Kosten verbunden. Ähnliche Schwierigkeiten haben auch Menschen mit anderen Einschränkungen, wie Blinde oder Gehbehinderte. Diese Lücke haben auch die Hersteller von Fotoautomaten erkannt, unter anderem die Firma Fotofix, und haben barrierefreie Fotoautomaten entwickelt, d.h. Fotoautomaten, die von Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen benutzt werden können. In Bayern sind solche barrierefreien Fotoautomaten bislang nur in Nürnberg und in Regensburg installiert. Auch in München steht über kurz oder lang die Einrichtung eines barrierefreien Fotoautomaten zur Erstellung biometrischer Passbilder an, und die Stadtverwaltung wird darüber zu entscheiden haben, welches der verschiedenen barrierefreien Modelle und mit welchen Grundeinstellungen der Fotoautomat installiert wird.

Rollstuhlfahrer im FotoautomatUm seine beratende Funktion zur Verbesserung der Lebensbedingungen behinderter Menschen wahrnehmen zu können, ist es daher für den Behindertenbeirat der Stadt München unverzichtbar, sich ein eigenes Bild von bereits existierenden barrierefreien Fotoautomaten zu verschaffen und Funktionsweise und Geeignetheit einer kritischen Überprüfung zu unterziehen. Grund genug also für den Facharbeitskreis (F.A.K.) Mobilität des Behindertenbeirats, sich den barrierefreien Fotoautomaten im in der Innenstadt von Regensburg gelegenen Einwohnermeldeamt anzusehen. Beim F.A.K. Mobilität handelt es sich um einen von acht Facharbeitskreisen des Behindertenbeirats der Stadt München, in denen dessen Mitglieder die Interessen behinderter Menschen gegenüber Stadtrat und öffentlichen Institutionen wahrnehmen, und der F.A.K. Mobilität setzt sich dabei insbesondere für die barrierefreie Gestaltung von Verkehrsmitteln, Straßen und sonstigen Verkehrsanlagen ein. In einer der folgenden Ausgaben werden wir die Tätigkeit dieses F.A.K. Mobilität noch im Einzelnen vorstellen, denn der CBF München ist darin gleich zweimal vertreten: Vorsitzende dieses F.A.K.s. ist Carola Walla, und Wolfgang Vogl ist als einfaches Mitglied tätig.

Doch zurück zur Fahrt zum barrierefreien Fotoautomaten: Der F.A.K. Mobilität fuhr Anfang September mit einer aus zehn Personen bestehenden Gruppe nach Regensburg, darunter drei Rollstuhlfahrer und eine Blinde. Die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel ist für Rollstuhlfahrer zwar immer mit einem gewissen zeitlichen und organisatorischen Aufwand verbunden, da bei Bahnfahrten frühzeitig eine Einstiegshilfe bestellt werden muss und man auch nicht erst zwei Minuten vor der Abfahrt gemütlich zum Zug schlendern kann, doch verlief die Anfahrt reibungslos und auch die Strecke vom Bahnhof zum Einwohnermeldeamt konnte mühelos bewältigt werden. Dort wurde die Gruppe gleich von einem Mitarbeiter der Firma Fotofix – die den dortigen barrierefreien Fotoautomaten hergestellt hat und betreibt – empfangen und über Funktionsweise und Eckdaten des Automaten informiert.

Fotoautomat barrierefreiBei der anschließenden Erprobung des Automaten durch den F.A.K. konnten die Rollstuhlfahrer – die ausnahmslos manuelle Rollstühle hatten – ohne fremde Hilfe Passfotos anfertigen lassen – sieht man von den Schwierigkeiten ab, die mit der Erstellung biometrischer Fotos verbunden sind, aber die betreffen ja jedermann. Inwieweit behinderte Menschen mit eingeschränkter Oberkörpermobilität die Sitzbank allein hochklappen können, konnte jedoch nicht eindeutig beantwortet werden. Ebenso wird der Zugang zur Kabine für Benutzer eines E-Rollis zumindest sehr schwer sein. Die blinde Teilnehmerin an diesem Test wäre ohne Hilfe hingegen auch ohne Fotos nach Hause gekommen: Das richtige Justieren des Kopfes und die erforderliche Ausrichtung der Augen zur Erstellung eines biometrischen Fotos hätte ohne fremde Hilfe nicht erfolgen können. Ebenso war das farblich zwar gut gestaltete Bedienfeld nicht zu handhaben und die akustischen Sprachbefehle waren nicht laut genug, um eindeutig verstanden zu werden (wobei dieser Punkt auch bei der Besichtigung angesprochen wurde und sich herausstellte, dass die Lautstärke regulierbar ist, zur Vermeidung von Störungen aber wunschgemäß so eingestellt wurde). Auch ein sehbehinderter Teilnehmer am Ausflug kam mit dem Bedienfeld und den Sprachanweisungen nicht ohne weiteres zurecht.

Aus Sicht des F.A.Ks. Mobilität besteht angesichts dieser bei der Erprobung zu Tage getretenen Schwierigkeiten also durchaus noch Optimierungsbedarf auf dem Weg zu einem „absolut barrierefreien“ Fotoautomaten. Insbesondere sollte bei der Aufstellung eines solchen sichergestellt werden, dass die für blinde und sehbehinderte Menschen unbedingt erforderlichen akustischen Anweisungen in angemessener Lautstärke gehört werden können. Alles in allem handelt es sich bei dem besichtigten barrierefreien Fotoautomaten aber um einen riesigen Schritt in die richtige Richtung. Dank dieser Besichtigung konnte sich der F.A.K. Mobilität somit eine eigene Meinung zum Thema „Barrierefreier Fotoautomat“ bilden und im Rahmen einer nachmittäglichen Stadtführung gewissermaßen nebenbei erleben, wie andere Städte das Problem der Pflasterung historischer Straßen und Plätze gelöst haben.

Wolfgang Vogl