Bei ihrem Besuch des Franz-Marc-Museums waren Christiane Maier-Stadtherr erneut die in Oberbayern überall anzutreffenden Kirchtürme in Zwiebelform aufgefallen und sie stellte sich die Frage, welchen Grund dies wohl haben könnte. Da die Frage weder beim Ausflug selbst noch danach im Gespräch mit Freunden und Bekannten geklärt werden konnte, leitete sie diese Frage in der Juliausgabe an unsere Leser weiter.
Und – unser Mitglied Karl Wagner, Pfarrer in Attel bei Wasserburg, wusste die richtige Antwort: Aus dem sehr lesenswerten Artikel „Konstantin fragte keine Liturgiekommission“ von Dr. Peter B. Steiner in „Christ in der Gegenwart“ 2012, S. 281 ff. geht hervor, dass diese Form letztlich auf die Grabeskirche in Jerusalem zurück. Falls Sie mehr darüber wissen möchten, empfehlen wir Ihnen die Lektüre des vollständigen Artikels, den Sie bei uns im Büro erhalten.
Hier ein Ausschnitt aus dem Text:
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Nach den zum Himrnel qereckten Steinmetzarbeiten der Spätgotik kam die Zeit der "welschen Hauben". Seit 1524 wurden in Süddeutschland - wie in Moskau - vom Zimmermann auf die Mauerkrone der Kirchtürme Holzrippen aufgebaut, die der Kupferschmied mit Blechen überzog. Diese am Anfang welsche (italienische) Hauben genannten Turrnabschlüsse gewannen später Zwiebelform, indem man auf die Halbkugel einen Obelisken setzte und ihre Formen verschmolz. Sie sirrd vom Bodensee bis Zagreb, von Süddeutschland, österreich, Ungarn bis zum Balkan verbreitet.
Ihr Vorbild ist der Turm der Kirche Santa Maria del Orto in Venedig. Deren Vorbild sind die über die flachen Ziegelkuppeln der Markuskirche gestülpten, aus Holz und Kupferblech errichteten Außenkuppeln von San Marco. Die Kuppeln von San Marco wiederum gehen über die Hagia Sophia in Istanbul (532) auf die Grabeskirche - eigentlich Auferstehungskirche - in Jerusalem (um 330) zurück. Die Kuppel ]edes Zwiebelturms verweist damit auf Venedig, Konstantinopel, Jerusalem und auf deren östliches Erbe in Kiew und Moskau. Erfunden wurde die Kuppel als Bild des Himmels, denn das Firmament breitet sich über uns kreisförmig aus und erweckt durch seine Farbverschiebung vom dunklen Blau des Zenits zum helleren am Horizont den Eindruck, der Himmel ,,wölbe" sich über uns. ...
