Mit einer Gruppe von 32 Personen, davon 6 Rollstuhlfahrern, besuchten wir den "Gnadenhof für Tiere" auf Gut Streiflach bei Freiham.
Herbert Wittmann, Einsatzleiter im Gesamtbereich Tierschutz und ein "Mann der ersten Stunde" sowie Finanzverwalter der "Gewerkschaft für Tiere" informierte erst einmal die Besucher über das Gründungswerk des Dr. Andreas Grasmüller, der sich der leidenden Tiere annahm. Dr. Grasmüller war viele Jahre Vorsitzender des deutschen Tierschutzvereins.

Dann führte Wittmann die interessierte Gruppe durch das über 10 ½ ha (ca. 105.000 qm) große Areal, auf dem verschiedene Tierarten untergebracht sind. Alle Tiere stammen entweder aus Tiertransporten, wo sie gequält wurden, oder wurden aus Versuchsanstalten freigekauft, oder durch Hinterlassung einer Kaution vor dem Schlachthof bewahrt.
Nicht nur einheimische Tiere werden auf dem Gnadenhof artgerecht gehalten, sondern auch exotische, wie z. B. Papageien oder Hängebauchschweine, von denen eines - zum Vergnügen der Besucher - immer wieder ausbüchste. Es gibt Esel, Pferde, Katzen, Hunde, aber vor allem auch Wildtiere wie Gämsen und Steinböcke. Alle haben einen Riesenauslauf. Geziemenden Abstand hielten die Besucher vor den beiden Lamas, einem braunen und einem weißen, von denen bekannt ist, dass sie weit spucken, wenn sie schlecht gelaunt sind.
Zu allen Tieren erzählte Wittmann wie sie in den Gnadenhof gekommen waren. Alle seien traumatisiert, wenn sie kommen und es erfordert viel Verständnis und Einfühlungsvermögen, um sie wieder zu einem artgerechten Verhalten zu bringen.

Die Spenden von Mitgliedern und sonstige Spenden, so Wittmann, gehen zu 100 % in die Pflege der Tiere. Die meisten Leute arbeiten hier ehrenamtlich. Zur Zeit sind vier weibliche und vier männliche Personen für die Tierpflege zuständig. Außerdem gibt es zwei Verwaltungsangestellte.

Das sogenannte "Elefantenhaus" dient als Lagerschuppen für das Tierfutter, welches zum einen Teil gekauft werden muss, zum anderen Teil ebenfalls gespendet wird. Die übrigen Gebäude sind geschützt, es dürfen nicht einmal neue Ziegel angebracht werden. Es gibt ein Quarantänegebäude für die Tiere. Hier sponserte die Stadt München.
Die Hilfsorganisation versteht sich als "Gewerkschaft für Tiere", da diese keine eigene Lobby haben. Dr. Andreas Grasmüller soll gesagt haben: "Am meisten hilfsbedürftig seien Alte, Kinder, Kranke und Tiere." Derzeit befinden sich nach Angaben von Herrn Wittmann insgesamt 256 Tiere auf dem Gnadenhof in Streiflach.
Damit kein Besucher in Versuchung kommt, die zutraulichen Tiere, die sich so gerne streicheln lassen, zu füttern, steht auf einigen Schildern deutlich zu lesen: "Wollt ihr, dass sie fröhlich leben, dürft ihr uns kein Futter geben. Wir erhalten - artgerecht - was ein jeder braucht und möchte."

Hermann Sickinger