Schon längere Zeit war mir das Kinderbuch (erschienen im Klett Kinderbuch Verlag), das bei meinen Enkelkindern herumlag, aufgefallen, aber es hat mich nicht gereizt hineinzuschauen, zu sehr habe ich befürchtet, die übliche rührselige Geschichte eines armen Kindes mit Beeinträchtigung, das erst alle anderen Kinder ablehnen, am Schluss dann aber von allen geliebt wird, vorzufinden.
Als ich jüngst dann doch mal hineinsah, war ich sehr angetan, wie originell, witzig und warmherzig dieses Buch ist. Der Untertitel lautet 25 spannende und bekannte Beeinträchtigungen in Wort und Bild. Auf jeder Seite wird ein Kind mit seiner Beeinträchtigung vorgestellt, wie in einem Fragebogen wird immer das gleiche abgefragt, die Antworten einem Kind mit seiner Beeinträchtigung zugeordnet. Fragen und Antworten sind mit beeinträchtigten Kindern und ihren Eltern entwickelt worden.
Den Anfang macht Anna. Was sie mag zum Beispiel: Umarmen, Lachen, Kuchen essen.., weniger mag: Mathe, Haare schneiden , Eile... Ihr Lieblingssatz ist: Eis essen?, Film gucken?. Ihre Behinderung: Down-Syndrom, Trisomie 21. Spitz- und Schimpfname? Geht das wieder weg? Wird gefragt, Wie gehe ich auf Anna zu? Ganz normal und geduldig oder albern sein und umarmen. Was lasse ich lieber? Weiter wird gefragt: kann ich mit Anna spielen? Einfache Spiele sind drin...Was ist daran einfach nur doof? Man braucht lange, um Dinge zu lernen, z.B. Reißverschluss, Schuhe binden. Die Antworten sind informativ aber auch lustig und liebevoll.
Was das Buch darüber hinaus witzig macht, ihm aber auch viel Kritik, wegen Verharmlosung eingetragen hat, ist, dass es neben den Körperbehinderungen und kognitiven Einschränkungen sowie Sinnesbehinderungen auch noch Verhaltensauffälligkeiten mehr oder minder schwerer Art aufführt, wie z.B. Essensnörgler, Helikopterkind, Angeber, Bildschirmsüchtige.
Es ist zwar nicht von der Hand zu weisen, dass es eben Behinderungen gibt, die bleiben und wo die Beeinträchtigungen im täglichen Leben viel einschneidender sind. Aber ich glaube, dass da Kinder ganz gut unterscheiden können, das Buch vermittelt übrigens einige Kenntnisse darüber, wo die Beeinträchtigungen herkommen und wie sie sich auswirken. Aber dass die leichteren und vorüber gehenden Beeinträchtigungen ebenfalls auftauchen, macht das Buch auch lustig, und es kann sich fast jeder angesprochen fühlen, gemäß dem alten Slogan der Aktion Mensch “Jeder Mensch ist mehr oder weniger behindert“.
Ich habe meine Enkelin gebeten, mir etwas zu dem Buch zu schreiben, man beachte, welches Alter sie empfiehlt!
Carola Walla
Bildquelle: www.klett-kinderbuch.de
Statt Zitate: Der Verlag stellt eine Leseprobe zur Verfügung: Leseprobe