Von drauß vom Walde komm ich her,
ich muss euch sagen, der Schnee liegt nicht mehr

Naja, das war ja ein Gewürge, als es auf einmal so viel geschneit hat. Die Leute sind sich nicht einig, ob das wirklich so eine Katastrophe war und ob wirklich noch nie so viel Schnee auf einmal gefallen ist in München wie Anfang Dezember. Die Statistik gibt Auskunft darüber, wie es war, und man weiß ja: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.

Alle sind sich jedenfalls einig, so schlimm war das Chaos noch nie. Woran liegt’s? fragt man. Und kommt schnell dazu festzustellen, dass sowieso alles schlechter wird. Die Regierung meinte, ihren Haushalt mit Tricksereien hinzukriegen. Wurde wegen dieser Tricksereien vorm Bundesverfassungsgericht verklagt – und zwar von den Politikern, die in den Ländern, wo sie regieren, dieselben Tricksereien angewendet haben. Aber Hauptsache, dem Gegner einen reingewürgt. 

Man könnte sich vorkommen wie in Amerika. Oder wie in Polen. Wo die abgewählte PIS-Partei die Bildung einer neuen Regierung durch die Parteien, die mit Mehrheit gewählt worden sind, solange hinausgezögert hat, wie es irgend ging. Weil es drum ging, der neuen Regierung möglichst viele Steine in den Weg zu legen. Nützt das dem Land? Jede Partei, die glaubt, sie nütze dem Land am besten, wird solche Methoden für nützlich erachten.

Liebe cbfler und cbflerinnen – kann man so reden? Das ist so schön abstrakt, da wird vielleicht niemand Anstoß nehmen. Als man mich fragte, ob ich euch nicht besuchen will, weil das Väterchen Frost verhindert ist, entweder aus Altersschwäche oder weil unerwünscht, weil aus Russland stammend und Russland ist zurzeit nicht sehr populär…

Zu Recht übrigens, der völkerrechtswidrige Überfall Russlands auf die Ukraine ist ebenso abscheulich wie die im Lande herrschende Diktatur. Aber dass damit nun alles Russische, sofern sich nicht stramm von Putin distanziert wird, geächtet wird, ist doch ein ziemlich harter Brocken. Wenn dann kein Väterchen Frost mehr einreisen darf…

Im Vertrauen, er hat mir persönlich gesagt, ihm war es ganz recht, dass er sich jetzt endlich zur Ruhe setzen darf. Es sei ihm gegönnt, aber an wem bleibt es hängen? An mir, dem Heiligen Nikolaus. So geht es einem halt, wenn man heilig und also gutmütig ist. Als man mich fragte, habe ich also zugesagt.

Also, seid zuerst mal herzlich gegrüßt – ohne nazdorowje, wie das Väterchen es euch zugerufen hätte.

Dabei könnte man angesichts der Weltlage gut einen Schnaps vertragen. Obwohl, Alkohol ist bekanntlich auch keine Lösung. Wie scheußlich es in der Welt zugeht, wisst ihr selber, und deshalb will ich mich gar nicht darüber aufhalten. Und hier zu Lande? Die Schüler haben bei PISA noch schlechter abgeschnitten  als früher und der FC Bayern hat in Frankfurt haushoch verloren, alles geht den Bach hinunter, unk unk unk.

Ich bin ja nicht zum Unken da, sondern um euch die Leviten zu lesen. Sind‘s gute Kind, sind‘s böse Kind? Also, reden wir nicht von der Politik und von der öffentlichen Heuchelei, reden wir vom cbf. 

Wie schaut es denn da aus? –

Fleißig seid ihr, das ist wahr. Ihr macht eure Stammtische, eure Wanderungen, ihr bietet Informationen über barrierefreie Restaurants und Toiletten und Arztpraxen an, ihr macht Führungen in der Stadt und in Museen, ihr feiert Feste. Das ist übrigens nicht so leicht, das Feste feiern. Dieser Adventskaffee zum Beispiel findet so weit draußen in Freimann statt, weil ihr in der Pfennigparade keinen Raum bekommen habt. Der Pächter wollte nicht mehr. Es war schwierig, dieses Ausweichquartier zu finden. Danke allen, die sich darum gekümmert haben.

Ihr habt die Clubpost als Organ des Vereins. Die ist für alle da und würde sich über mehr Leserbeteiligung freuen. Allen, die sich drum kümmern, dass ihr sie in Papierform oder auf dem Bildschirm lesen könnt, ist zu danken. 

Unlängst hattet ihr eine Mitgliederversammlung. Da wurde ein neuer Vorstand gewählt. So eine Farce wie beim vorletzten Mal, dass dem alten Vorstand von einigen Mitgliedern die Entlastung verweigert wurde, ohne dass diese Mitglieder gesagt hätten, worauf sich diese Entlastungsverweigerung gründete, gab es ja diesmal nicht. Da bin ich schon froh. Dem neuen Vorstand wünsche ich alles Gute und eine glückliche Hand bei seiner Arbeit. Denn leicht ist sie nicht.

Euer Büroleiter Peter Pabst ist erkrankt, das brachte Schwierigkeiten mit sich. Ihr konntet sie gemeinsam überwinden, aber ihr müsst auf jeden Fall nun sicherstellen, wie ihr die Arbeit in Zukunft gut organisieren könnt. Wenn es mal irgendwo hakt und nicht alles so glatt geht, wie man es sich wünscht, denkt bitte an die erschwerten Bedingungen. Dem Peter wünsche ich, und ihr alle, denke ich das Beste, alles Gute!

Schwierig ist das Vereinsleben, weil unterschiedliche Vorstellungen, Bedürfnisse und Wünsche unter einen Hut gebracht werden müssen. Da gibt es zum Beispiel den Stammtisch, den es schon immer gegeben hat. Und dann habt ihr gemerkt, dass jüngere Leute sich gern unter sich treffen. Also wurde der Rollinger-Stammtisch ins Leben gerufen. Und jetzt ist es so, dass die Rollinger sehr auf ihre Eigenständigkeit bedacht sind. Was man daran merkt, dass ihre Termine nur sehr selten in der Clubpost rechtzeitig angekündigt werden. Der cbf heißt aber Club Behinderter und ihrer Freunde, da sind alle gemeint, behinderte und nicht behinderte Menschen aller Altersstufen

Liebe Rollinger, begreift euch als Teil des cbf, denn das seid ihr!

Wenn ich von solchen Empfindlichkeiten höre, muss ich an die Bundesregierung denken, die vielgescholtene Ampelregierung. Es ist wirklich leicht, sie zu kritisieren. Aber denkt daran, sie ist deshalb so uneinig, weil es um so ein heterogenes Gebilde handelt. Und das haben die Wähler und Wählerinnen sich selber zuzuschreiben. Sie haben so gewählt, dass eine andere Koalition nicht zustande kam. Überdies muss sie Suppen auslöffeln, die Vorgängerregierungen ihr eingebrockt haben – denkt nur an die jahrzehntelang von der CSU verantwortete Verkehrspolitik. 

Wenn ich schon bei der CSU bin: Euer Landesvater will in den Schulen das Gendern verbieten. Das ist wieder ein Thema, wo er sich als volksnah profilieren kann. Die Clubpost macht es klüger, sie hat die Regelung: Wir gendern nicht, aber wenn ein Autor gendern will, also auf Sternchen oder Doppelpunkt besteht, dann soll er, wir redigieren es ihm nicht weg. Soviel Gelassenheit könnte man öfter gebrauchen.

Was gibt es nicht für Aufregungen, weil jemand ein unpassendes Wort gebraucht! Ja die Worte. Der chinesische Philosoph Konfuzius schrieb oder sagte mal,

„Wenn die Worte nicht stimmen, dann ist das Gesagte nicht das Gemeinte. Wenn das, was gesagt wird, nicht stimmt, dann stimmen die Werke nicht. Gedeihen die Werke nicht, dann verderben Sitten und Künste. Darum achte man darauf, dass die Worte stimmen. Das ist das Wichtigste von allem.“ 

Da ist was dran. Wenn jemand wie z.B. Donald Trump Lügen „alternative Fakten“ nennt, dann stimmen die Worte nicht. Man sieht in den Vereinigten Staaten, wohin so etwas führt. 

Also, achtet auf eure Worte. Was ich als Nikolaus aber tadeln muss, ist die Bereitschaft, sich allzu schnell aufzuregen. Wenn jemand wohlmeinend von Behinderten spricht, statt die korrekte Wortwahl „behinderte Menschen“ zu gebrauchen, wäre es doch sinnvoll zu überlegen, was er meint, als sich an seiner inkorrekten Wortwahl aufzuhalten. Alle sind zu schnell beleidigt, scheint es mir.

Klüger wäre:
Statt sich über die Wortwahl anderer zu empören
lieber die eigenen Worte klug zu wägen

Statt über den Sprachgebrauch zu rechten, solltet ihr freundlich und gelassen miteinander umgehen.

Die Medien allerdings tragen sowohl zur Sprachverluderung als auch zur Erregungskultur über tatsächlichen oder vorgeblichen falschen Wortgebrauch bei, die klassischen Medien wie die Zeitungen, denen jeder Skandal immer eine Schlagzeile wert ist, ebenso die neuen, in denen ungehemmt Hass und Lügen und Beschimpfungen verbreitet werden können. 

Die verlogenen und erlogenen Erfolgsmeldungen und das Verschweigen aller negativen Dinge in den Zeitungen der Diktaturen taugen erst recht nicht, sie machen dumm. 

Dümmer und schlimmer sind jedoch die Hass-Seiten im Internet.

Da solltet ihr euch lieber an den Ratschlag eines alten weißen Mannes halten. Goethe nämlich, der hat gesagt: „Kindlein liebet einander und wo es nicht geht lasst wenigstens einander gelten.“

 

In dem Sinn ein frohes Weihnachtsfest und ein gutes neues Jahr.

 

Jürgen Walla
16.12.2023