Ende November war es mal wieder soweit … ich wachte auf und befand mich gebeugt nach vorne und am Rücken mit Handschellen versehen!!

„TATORT“ live – jetzt schon zum zweiten Mal in meinem Leben.

Ich bin ja auch schon in Krankenwägen und verdunkelten Polizeiautos aufgewacht, aber diese beiden Erlebnisse stellen den Höhepunkt in meiner Krankheitsgeschichte dar.

Was hab ich – wer bin ich?

Ich bin kein Schauspieler, sondern ein Durchschnitts-Mittmensch mit einem Handicap – aber auch ohne Handy.

Mein Handicap ist die Epilepsie, aus der heraus diese „Absencen“ entstehen.

Definition:

Absencen sind zumeist wenige Sekunden anhaltende reine Bewusstseinsstörungen. Assoziiert können leichtere motorische Phänomene wie Lid- oder Mundwinkelmyoklonien auftreten. Zum Erkennen und klassifizieren von Absencen benötigt man ein EEG. Während typische Absencen durch ein gleichzeitig im EEG auftretendes reguläres 2,3-3,5/ s Spike-Wave Muster charakterisiert, sind treten bei atypischen Absencen zumeist langsamere ca. 1-2/s Spike-Wave-Muster im EEG auf.
Reguläre Absencen werden vor allem bei der Absence-Epilepsie des Kindesalters sowie der juvenilen Absence-Epilepsie und bei der juvenilen myoklonischen Epilepsie beobachtet. Demgegenüber gehören atypische Absencen zum Bild anderer Syndrome, wie z.B. dem  Lennox-Gastaut-Syndrom. (www.epilepsie-netz.de)

Wie gehe ich damit um? Eine Biografie von mir gibt es schon („Alles Krampf – oder mein 60%-iges Leben“) aber ich kann diese ja nicht täglich mit mir herumschleppen, sowie ich auch NUR kopierte Papiere (PA-Ausweis, Schwerbehinderten-Ausweis und MVV Karte) und NUR ein kleines Taschengeld mit mir mitführe, da ich schon oft während meiner Absencen beklaut wurde.

Man kann sich meine ABSENCEN so vorstellen, dass ich wie ein Schlafwandler in dieser Zeit bin und meine Umwelt nicht wahrnehme. Für meine fremden Mitmenschen verhalte ich mich dann „SEHR SELTSAM“ jedoch nicht gefährlich – aber einige bekommen trotzdem Angst, sodass sie die Polizei oder den Krankenwagen rufen.

Ich kann mir doch kein Schild mit der Aufschrift „UNGEFÄHRLICH“ um den Hals hängen. Sonst müssten sich ja 1 % der Bevölkerung der BRD, die an Epilepsie oder Absencen leiden, mit diesem Schild nach draußen wagen.

Am nächsten Tag kann ich darüber zwar schon wieder lachen, aber erwarte in 3 - 4 Wochen die nächste Festnahme. Wenn ich wüsste, wo ich das nächst Mal verhaftet werde, würde ich euch alle gerne einladen diesem Schauspiel beizuwohnen.  

Nachfragen gerne beim cbf-Büro, in dem ich zweimal wöchentlich arbeite und dafür einen superleckeren Kaffee bekomme.

Euer Jürgen Fesl