Wer zuletzt in der Hypo-Kunsthalle in der Ausstellung über das Münchner Rokoko war und Skulpturen etwa von Johann Baptist Straub und Ignaz Günther bewundert hat, sollte sich die neueste Wiedereröffnung nicht entgehen lassen: Der zum Englischen Garten hin gelegene Westflügel des Bayerischen Nationalmuseums hat im Juli seine Pforten wieder geöffnet.

 

Lange Zeit war dieser nämlich geschlossen, da die Räumlichkeiten grundlegend saniert wurden. Glücklicherweise hat man diesen Zeitraum auch genutzt, um die vorher dort ausgestellten Objekte ebenfalls zu restaurieren, zu reinigen und für eine zeitgemäße Präsentation herauszuputzen. So wurden die Exponate mit LED-Lampen „ins rechte Licht gesetzt“ und einzelne Objekte aus konservatorischen Gründen in luftdicht abgeschlossene Vitrinen gestellt. Das Ergebnis kann man seit dem 9. Juli bestaunen. Zwar hat sich an der eher schwierigen Zugangssituation ins Bayerische Nationalmuseum für Rollstuhlfahrer nichts geändert. Einmal im Gebäude gelangt man jedoch bequem mit dem Aufzug in den im Ersten Obergeschoss des Museums gelegenen Westflügel. Etwa in der Mitte der neuen Räume befindet sich dann allerdings ein Niveauunterschied und der Besucher muss über fünf beidseitig mit Handlauf versehenen Stufen in den höher gelegenen Teil. Rollstuhlfahrer können diesen Höhenunterschied über einen Hublift überwinden, so dass der gesamte neue Westflügel auch für Rollstuhlfahrer zugänglich ist.

Zunächst ist man von der im Westflügel jetzt zur Schau gestellten Pracht  - den Elfenbeinkabinetten, Prunkuhren, Tafelaufsätzen, Porzellanfiguren und Globen - geradezu geblendet, erfährt dann aber, dass die einzelnen Objekte in erster Linie die Sammelleidenschaft und Kunstvorlieben der  bayerischen Kurfürsten Maximilian I., Ferdinand Maria, Max Emanuel und Karl Albrecht sowie des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz widerspiegeln, dessen Kunstschätze aus Düsseldorf und Mannheim um 1800 nach München kamen und jetzt größtenteils erstmals präsentiert werden. Neben einzelnen Objekten befinden sich so genannte Medienstationen, Tablets, über die vertiefende Informationen oder Inneneinsichten der Objekte abgerufen werden können. Die Tablets befinden sich auf Bänken neben den Objekten, so dass sie auch von Rollstuhlfahrern ohne Weiteres bedient werden können.

Wer sich aber erst einmal einen Überblick über die neuen Ausstellungsstücke verschaffen und nicht gleich eine Vielzahl erläuternder Begleittexte lesen möchte, der lässt sich am besten im Rahmen einer Führung oder mit Hilfe des auch hier erhältlichen Multimediaguide informieren. 

Wolfgang Vogl