Liebe Mitglieder, liebe Freunde!


Schon seit Januar blüht es frühlingshaft in den Blumengeschäften. Jetzt regt sich das bunte Leben bereits in ganz München – Krokusse am Stachus, Zaubernuss im Botanischen Garten, Scharbockskraut im Englischen Garten. Auch wir Behinderte kommen allmählich aus unseren Schlupflöchern, in denen wir die übelsten Kälte-Attacken ausgesessen haben. Wird es noch einmal Schnee geben? Die Wintersportler hoffen es. Die meisten von uns versuchen, den Winter zu vergessen.


Doch trotz Frühlingsbeginn am 20. März - Kälte überall. Im derzeit immer noch verschneiten Russland halten sich – ähnlich wie bei uns - nicht nur Reste des Kalten Krieges, spürbar sind wohl auch noch lange, viel länger als bei uns, Diskriminierung und Ausgrenzung behinderter Menschen. Auch wenn die Paralympics im russischen Sotschi erfolgreicher waren als erwartet, hat das den Behinderten in Russland nicht umgehend ein besseres Leben beschert.
Erst 1987, unter Gorbatschow, durften Behinderte im russischen Fernsehen gezeigt werden. Doch die russischen Behörden verstecken behinderte Kinder und Erwachsene immer noch in unzureichend ausgestatteten Heimen. Bis heute wird behinderten Menschen oft der Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Restaurants verweigert, so die Organisation HUMAN RIGHTS WATCH. Die Behindertenrechtskonvention ist von Russland ratifiziert worden, und es gibt Maßnahmen, die die Barrierefreiheit in den verschiedenen Regionen langsam einleiten. Ein Anfang ist gemacht. Durch den Krieg in der Ukraine jedoch kamen neue Behinderte dazu. Wann werden sie und Russlands Behinderte überhaupt ein menschenwürdiges Leben führen können?
Entscheidend für die umfassende Teilhabe und ein selbstbestimmtes Leben von Menschen mit Behinderung im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) ist die größtmögliche Barrierefreiheit in allen gestalteten Lebensbereichen.
Barrierefrei sind Lebensbereiche dann, wenn sie für Menschen mit Behinderung ohne besondere Erschwernis und grundsätzlich ohne fremde Hilfe zugänglich und nutzbar sind. Darauf beharrlich und nachhaltig hinzuwirken, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, zu der alle gesellschaftlichen Gruppen ihren Beitrag leisten müssen. Der Staat will in seinem Aufgabenbereich als Vorbild voran gehen.
So steht es auf einer Internet-Seite des Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Bis 2023 soll Bayern barrierefrei sein, so der bayerische Ministerpräsident Seehofer. Sollen wir das glauben?
In unserer heutigen Ausgabe kümmert Wolfgang Vogl sich um die Kunst und ums Gesetz. Er stellt die gerade im Kunstbau eröffnete Ausstellung vor: August Macke und Franz Marc – eine Künstlerfreundschaft und informiert über das Gesetz zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf.
Mira Maier informiert über Fördermöglichkeiten für Studenten mit Behinderung, Christiane Hauck über ein Interview des Bayerischen Rundfunks mit einer Frau und ihr Leben nach einer Operation wegen eines Gehirntumors.
Michaela Schlereth erinnert an die Rollstuhlwanderungen, die bei unseren Mitgliedern und Freunden sehr gut ankommen und bittet Sie um Ihre Mithilfe für ein weiteres Jahr voller Wanderfreuden.
Carola Walla erläutert die neuesten Entscheidungen, die in Sachen „Scooter“ gefallen sind: Werde ich mit meinem Scooter in der U-Bahn, im Bus, in der Eisenbahn befördert, oder sitze ich in einem Straßenfahrzeug, das in einem öffentlichen Verkehrsmittel gar nicht mitgenommen wird?
Und Jürgen Walla berichtet über das Buch, das in letzter Zeit am meisten Aufsehen erregt hat: Michel Houellebecqs Unterwerfung.


Ingrid Leitner