Liebe Mitglieder, liebe Freunde!

Zur Einstimmung auf einen fröhlichen Advent möchte ich Ihnen gerne noch einmal vor Augen führen, wie dieses Jahr alles begonnen hat:

Mittwoch, 9. Oktober 2013:
Schönster Altweibersommer - Noch einmal Menschen in T-Shirt und Sandalen in den Straßencafes und Biergärten. Bisher keine besonderen Vorkommnisse in der Schloßstraße.


Dann plötzlich um 10:47 Uhr kommt der Befehl von Aldi-Geschäftsführer Erich B.: "5 Paletten Lebkuchen und Spekulatius in den Eingangsbereich!"
Von nun an überschlagen sich die Ereignisse.
Zunächst reagiert Minimal-Geschäftsführer Martin O. eher halbherzig mit einem erweiterten Kerzensortiment und Marzipankartoffeln an der Kasse.
15:07 Uhr: Edeka-Marktleiter Wilhelm T. hat die Mittagspause genutzt und operiert mit Lametta und Tannengrün in der Wurstauslage.
16:02 Uhr: Die Filialen von Penny und Lidl bekommen Kenntnis von der Offensive, können aber aufgrund von Lieferschwierigkeiten nicht gegenhalten und fordern ein Weihnachtsstillstandsabkommen bis zum 20.Oktober. Die Gespräche bleiben ohne Ergebnis.
Donnerstag, 10. Oktober: 07:30 Uhr: Im Eingangsbereich von Karstadt bezieht überraschend ein Esel mit Rentierschlitten Stellung, während 2 Weihnachtsmänner vom studentischen Nikolausdienst vorbeihastende Schulkinder zu ihren Weihnachtswünschen verhören.
Zeitgleich erstrahlt die Kaufhausfassade im gleißenden Schein von 260.000 Elektrokerzen. Die geschockte Konkurrenz kann zunächst nur ohnmächtig zuschauen. Immerhin haben jetzt auch HL, Kaufhof und Rewe den Ernst der Lage erkannt. Usw. usw. bis sich der Weihnachtswahnsinn in völliger Erschöpfung am 24. überschlägt und ausblutet.

Diesen hier in Ausschnitten wiedergegebenen Bericht über den Beginn des Weihnachtsgeschäfts 2013 hat Ulrike Wyrwich einer anonymen Quelle aus dem Internet entnommen.

Und leider ist es wirklich so, dass man dem viel zu frühen weihnachtlichen Verkaufs-Rummel nirgendwo entgeht! Was also können wir dagegen unternehmen, jetzt wo wir im Dezember angekommen sind?

Wir können es ruhiger angehen lassen. Wir können uns beispielsweise die Bilder und Holzschnitte von Georg Baselitz in der Katholischen Akademie in der Mandelstraße anschauen. Dass das religiöse Bilder sind, ist nicht unbedingt gesagt. Selbst die Ausstellungsmacher setzen ein Fragezeichen dahinter. Also rätseln wir mit: Was zeigt uns der Künstler - Menschen, Menschen in ihrer Qual? Das Ausgeliefertsein des Menschen, seine Verlorenheit? Die Hoffnung auf eine Welt jenseits des Materiellen?

Oder Sie backen Weihnachtsplätzchen mit Hanne Kamali. Lesen Sie ihr Rezept für köstliche Lemonsquares, zu deutsch: Zitronenplatzerl! Außerdem empfiehlt Hanne uns ja wieder ein LOKAL DES MONATS. Eventuell lohnt sich ein Besuch noch im Dezember. Oder Sie greifen zu dem Buch, das Christiane Hauck Ihnen diesmal empfiehlt. Es ist zwar ein Krimi. Aber es behandelt u.a. auch Probleme, die behinderte Menschen in unserer Gesellschaft haben können. Die Autorin ist übrigens selber Rollstuhlfahrerin. Und noch ein Buch, das allerdings nicht fröhlich stimmt, aber sehr aufschlussreich ist: Götz Aly: „Die Belasteten“. Es handelt von der Euthanasie-Politik der Nazis und den Euthanasie-Überzeugungen in der deutschen Gesellschaft und liefert neue, traurige Erkenntnisse. Wolfgang Vogl berichtet von der 40-Jahr-Feier des Münchner Behindertenbeirates und informiert, zusammen mit Carola Walla, über die Thematik der barrierefreien Wahllokale – ausgehend von einem Leserbrief von Rita Monreal. Unser Büro informiert über die Öffnungszeiten zwischen Weihnachten und Neujahr. Die Vorankündigung eines Ausstellungsbesuchs im Januar und die im Dezember nicht zu verpassenden Termine runden diese Ausgabe ab. Und ich kann Ihnen nur wünschen, dass Sie den Advent gelassen angehen, damit Sie am Ende nicht das Gefühl haben ausgelaugt und abgehetzt zu sein, sondern gestärkt, erfrischt und vorbereitet auf ein freundlich leuchtendes, ruhiges Fest. Wenn Sie dann noch liebe Menschen um sich haben, kann eigentlich nichts fehlen.

Ingrid Leitner