So wie München derzeit an allen Ecken und Enden umgekrempelt und neu gestaltet wird, befindet sich auch die hiesige Museumslandschaft im Umbruch: Gerade wurde das Lenbachhaus nach mehrjährigen Sanierungsmaßnahmen wiedereröffnet, vor wenigen Tagen ist das Staatliche Museum für Ägyptische Kunst von der Residenz in die Gabelsbergerstraße umgezogen, und 2014 ist die Neueröffnung des NS-Dokumentationszentrums in der Briennerstraße geplant.

 Der Neubau am Lenbachhaus

Grund genug also, sich in den neu gestalteten Räumlichkeiten umzusehen.

Als das Lenbachhaus nach ungefähr vier Jahren am 8. Mai 2013 endlich wieder seine Pforten öffnete, war die Neugier auf das Ergebnis der ausführlich und teils kontrovers diskutierten Baumaßnahmen und die Sehnsucht nach den sagenhaften Schätzen des „Blauen Reiters“ so enorm, dass sich tagelang endlose Schlangen aus Besuchern vor dem Museum drängten. Selbst jetzt, wenn man das Lenbachhaus an einem gewöhnlichen Samstagvormittag besuchen möchte, ähnelt der Andrang der sich dem Museum nähernden Menschen dem emsigen Geschwirre von Bienen, die zum Bienenstock streben.

Durch den an der Schnittstelle zwischen historischer Villa und Neubau gelegenen Eingang gelangt man zunächst in ein großzügig geschnittenes Foyer und ist erst einmal überwältigt: Zum einen wird der Raum durch die glitzernde und funkelnde Installation „Wirbelwerk“ des dänischisländischen Künstlers Olafur Eliasson dominiert. Dabei handelt es sich um ein an der Decke hängendes Kunstobjekt, das aus etwa 450 farbigen, in einer Kreisbewegung angeordneten Glas- und Metallplättchen besteht. Zum anderen befindet sich aber im Foyer auch die seitliche Außenfassade der historischen Villa, sodass man vom Foyer einerseits direkt ins historische Gebäude gelangt, andererseits aber auch die Außenfassade gewissermaßen unter der Lupe aus nächster Nähe bestaunen kann. Die Neugier treibt den Besucher logischerweise gleich in den historischen Teil des Gebäudes, der dezent mit Werken zeitgenössischer Kunst, beispielsweise von Erwin Wurm, bestückt ist, bevor sich der Ausblick auf den grandiosen Garten eröffnet. Vor Beginn der Sanierungsmaßnahmen betrat man Haus und Museum über den zur Straße hin offenen Garten, in dem man bei schöner Witterung auch Kaffee trinken konnte. Jetzt ist dieses Tor zur Luisenstraße geschlossen und man kann den Garten nur vom Haus aus betreten, was ihm einen sehr viel intimeren Charakter verleiht.

Wieder in der Villa, gelangt man über ein eigenes Treppenhaus oder auch einen Aufzug in die Privaträume Franz von Lenbachs, die wiederum durch eine offene Tür einen Blick ins neue Foyer erlauben.

Über das Treppenhaus in der historischen Villa gelangt man dann zum 19. Jahrhundert (Erdgeschoss und 1. Obergeschoss) bzw. zur Kunst nach 1945 (1. Obergeschoss) oder man strebt gleich den Werken des „Blauen Reiters“ zu, die sich im zweiten Obergeschoss befinden, aber auch über einen Aufzug vom neuen Teil aus erreichbar sind. Werke von Joseph Beuys und weitere Räume zur Kunst nach 1945 runden das riesige Kunstangebot ab, das bei einem Besuch gar nicht vollends erschlossen werden kann.

Für gehbehinderte Besucher oder Rollstuhlfahrer ist das Museum ohne Weiteres allein erlebbar: Sämtliche Treppenhäuser haben beidseitige Handläufe, Stufen sind mit Geländern versehen, und über Aufzüge kann alles erreicht werden. Auch im historischen Teil der Villa ermöglichen Rampen die Überwindung von Niveauunterschieden, und eine Behindertentoilette befindet sich im Untergeschoss. Allerdings stellt sich die Frage, ob der Planer bei der Realisierung seines Vorhabens nicht auch mit ein paar Treppenstufen weniger ausgekommen wäre, ohne dass dies die Qualität seines Projekts geschmälert hätte, die aber doch Stress oder erheblichen Mehraufwand bedeuten. So führen vom Eingang zunächst einmal etwa vier, fünf Stufen zur Kasse. Ein Rollstuhlfahrer kann daher nur über den Umweg des Aufzugs zur Kasse gelangen, für Gehbehinderte ist es zumindest in Zeiten großen Andrangs unfallträchtig.

Eine weitere Frage ist die Zugänglichkeit des Gartens für Rollstuhlfahrer. Eine Rollstuhlfahrerin erzählte mir, dass ein Zugang nur über das Tor in der Luisenstraße möglich sei, das in diesen Fällen eigens aufgesperrt werde, was einen ausgiebigen Besuch des Gartens nicht unbedingt erleichtert. Sollte es darüber hinaus noch andere Möglichkeiten geben, als Rollstuhlfahrer in den Garten zu gelangen, wäre der CBF für einen entsprechenden Hinweis sehr dankbar. Dessen ungeachtet handelt es sich beim neuen Lenbachhaus um einen gelungenen, ja spektakulären Museums(neu)bau, der auch die Belange der Barrierefreiheit glücklich verwirklicht.

Wolfgang Vogl