Ihr kennt diese Situation sicher ganz genau: Man sitzt in der Bahn oder im Cafe, fährt in der Fußgängerzone oder ist in einem Konzert und wird schräg angeschaut. Ich als Muskeldystrophiker im E-Rollstuhl mit meinem Beatmungsgerät,

das mich über eine kleine Nasenmaske mit Luft versorgt, kann ein Lied davon singen.
OK, für kleine Kinder ist so ein Rollstuhl oder ein spezielles Hilfsmittel halt auch hochspannend. Bei manchen Erwachsenen könnten wir uns schon viel mehr aufregen – obwohl: es gibt natürlich einige Menschen, bei denen man ein Auge zudrücken muss, da sie einfach nicht wissen, wie sie sich gegenüber behinderten Mitmenschen verhalten sollen: sie sind unsicher, weil sie es vielleicht noch nie gelernt haben. 

Deshalb kam ich auf die Idee, einen Alltagsknigge für den Umgang mit E-Rollifahrern zu kreieren. Diesen veröffentliche ich auf der Homepage http://marcel-gibtgas.de in Form eines  Blogs, der auch als Ratgeber für E-Rollifahrer zum Umgang mit ihrer Umwelt dient. Ich versuche, Alltagserlebnisse, Erfahrungen und Anekdoten aus meinem Leben in Form von authentischen Beiträgen möglichst witzig, anschaulich und mit einem Schuss Sarkasmus rüberzubringen.

Inklusion ist nicht erst seit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention in Deutschland das Thema in der öffentlichen Diskussion, scheint aber leider in den Köpfen allzu vieler Menschen noch nicht so recht angekommen zu sein. Mit meinem Blog möchte ich daher das Bewusstsein für diese uns alle betreffende Problematik schärfen. Eine Ursache für die gegenwärtige Situation ist sicherlich auch bei unseren Bildungseinrichtungen auszumachen, die viel zu wenig Wissen über Behinderungen vermitteln. Dieser Blog soll helfen, das zu ändern und zeigen, dass auch scheinbar sehr eingeschränkte Menschen ein ausgefülltes und „normales“ Leben haben. Außerdem wende ich mich mit meinem Blog an weitere Betroffene der Krankheit und Menschen mit anderen Behinderungen, da ich an einem regen Austausch sehr interessiert bin und andere Sichtweisen, Erfahrungen sowie Probleme in meinen Blog mitaufnehmen möchte.

Ich hoffe, dass so viele Menschen wie möglich - mit und ohne Behinderung - diesen Alltagsknigge lesen und sich inspirieren lassen. Nicht zuletzt habe ich das Ziel, damit Publicity zu erzeugen, d.h. auf meine Fähigkeiten zu verweisen.


Marcel Renz