Der CBF  arbeitet auch auf europäischer Ebene!

Tagung von Eurocities Working Group „Barrier-free Cities for All“ in München

Seit 2010 gibt es bei dem Netzwerk der europäischen großen Städte “Eurocities” auch eine Arbeitsgruppe zur Barrierefreiheit (Barrier-free Cities), in dieser arbeiten inzwischen über  20  Städte  (Berlin, Frankfurt am Main, Köln , München, Wien, Prag, Warschau, Oslo, Kopenhagen, Paris, Lille, Toulouse, Brüssel, Barcelona und noch einige mehr) mit, auch Kollegen aus Moskau nehmen regelmäßig an den Tagungen teil. Tagungssprache ist Englisch, da aber keine Muttersprachler dabei sind, sind die Sprachanforderungen nicht zu hoch.

Von der Stadt München bin ich als Vertreterin für die Arbeitsgruppe entsandt, somit ist auch der  CBF an Eurocities beteiligt.

Bisher hat sich die Arbeitsgruppe schwerpunktmäßig mit Barrierefreiheit im Öffentlichen Raum beschäftigt, d.h. mit öffentlichen Plätzen, Straßenübergängen, Fußgängerverkehr und mit öffentlichem Nahverkehr. Getagt hat die AG bisher in Berlin, Kopenhagen, Brüssel, Wien und  Paris, die letzte Tagung am 4. Und 5. Juni fand in München statt. Getagt wurde im kleinen Sitzungssaal im Rathaus, was ein sehr würdiger Rahmen war.

Der Schwerpunkt war diesmal  barrierefreier Tourismus. Eine Vertreterin der europäischen Kommission war anwesend. Stadträtin Jutta Koller sprach die Grußworte für den Oberbürgermeister, Frau Wägerle für das Referat für Arbeit und Wirtschaft. Auch der Münchner Behindertenbeauftragte  Oswald Utz war da.

Monika Burger vom Münchner Facharbeitskreis Tourismus des Behindertenbeirats stellte die Internetseite der Stadt München vor, die Informationen über Barrierefreiheit in München bereitstellt. Christiane Maier-Stadtherr vom CBF, die die Aufbereitung der Seite fürs Internet besorgt hat, erläuterte die Aspekte der barrierefreien Benutzbarkeit der Seite.

Danach war die Barrierefreiheit auf der Wiesn Thema. Frau Bauer vom Tourismus-Amt erläuterte  die Bedeutung der Wiesn für München und Herr Graßl vom Behindertenbeirat berichtete von den jahrelangen Anstrengungen, die Barrierefreiheit auf der Wiesn herzustellen: Über barrierefreie Toiletten und die Zugänglichkeit der  Sicherheitsdienste (Polizei, Fundbüro etc.) bis zu den Sonderregelungen bei den Reservierungen für Rollstuhlfahrer.

Sehr beeindruckt hat die Teilnehmer  ein Projekt, das Frau Hein vom Kulturreferat mitbrachte, der „ Münchner Kulturführer in einfacher Sprache“. Hier handelt es sich um ein Projekt, das die Stadt anlässlich der Special Olympics  in Angriff genommen hat.  Eine Gruppe von Studenten der FH Landshut und ein paar behinderte Menschen haben diesen Führer, der  nicht nur für die Special Olympics zu gebrauchen war, gemeinsam erstellt, sozusagen ein nachhaltiges Produkt.  Der Führer enthält ohne Schnickschnack alle notwendigen Informationen über die Münchner Kulturszene, auch mit Informationen zur Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer. So einen Führer in einfacher Sprache gibt es bisher nur in München.

Nachdem wir vom Vertreter des Planungsreferats, Herrn Koppen, noch  die Planungen für den Fußgängerverkehr in München vorgestellt bekommen hatten, mussten wir ganz schnell zu unserer Exkursion aufbrechen, in die Allianzarena, wo uns die Betreibergesellschaft zu einer Führung eingeladen hatte. Der Weg ins Stadion war mit den teilnehmenden Rollstuhlbenutzern recht beschwerlich, da man wegen der Lage des Aufzugs weite Umwege gehen muss.  Wir konnten die Barrierefreiheit der einzelnen Ebenen besichtigen  und die Rollstuhlplätze mit den Plätzen für die Begleitpersonen, die auf großes Interesse stießen und begrüßt wurden, da hier Rollstuhlfahrer in spannenden Spiel-Situationen immer über die Vordermänner hinwegschauen können, auch wenn diese aufspringen. Was uns aber aufgefallen ist,  was beim Bau des Stadions noch gar nicht im Blick war:  es fehlen überall Kontraste für Sehbehinderte. Viele Gänge sind nur grau in grau gehalten oder - wo sie bunt angemalt sind - nur in einer Farbe.

Der nächste Tag war dann auch Präsentationen aus anderen Städten vorbehalten, außerdem hielt Dr. Neumann aus Münster einen sehr aufschlussreichen Vortrag über die Bedeutung des barrierefreien Tourismus als Motor für die gesamte Branche.

Insgesamt ein  sehr gelungenes Treffen mit vielen interessanten und anregenden Diskussionen!  Vielleicht hilft es auch dazu, aus den Erfahrungen anderer Städte zu lernen, denn  es muss ja nicht jede Stadt ihre Erfahrungen ganz neu sammeln.

Carola Walla