Die Blutenburg ist ein Wasserschloss mitten in München – nun ja, nicht direkt in der Mitte, sondern im Stadtteil Obermenzing – aber die Diskrepanz zwischen dem tosenden Verkehr an der Verdistraße und dem 100 Meter entfernten zeitentrückten Idyll der Schlossanlage könnte nicht größer sein.

Etwa ab 1430 ließ Herzog Albrecht III. die „Pluedenburg“ an der Würm erweitern, vorher gab es nur den Wohnturm. Es heißt, dass der Herzog mit Agnes Bernauer hier lebte – historisch gesichert ist lediglich, dass sie in der Umgebung Besitztümer erworben hat, sonst nichts. Aber ein Zusammenleben der beiden an diesem Ort ist doch recht wahrscheinlich und eine romantische Vorstellung, so dass man es gerne als wahr annimmt.

blutenburg-torturmMan nähert sich der Anlage von der Vorburg her und betritt sie durch den massiven Torturm. Das ganze Gelände ist mit einem kleinen und unebenen Kopfsteinpflaster belegt, kein Hindernis für Elektrorollis, aber für leichte Rollis doch etwas ruckelig. Gleich rechter Hand befindet sich die Schlosskirche, die vermutlich 1497 vollendet war und später nur unwesentlich verändert wurde. Die Kirche steht nicht frei sondern ist in den Ring der Gebäude integriert, und man betritt sie vom Schlossgelände her.

blutenburg-hofDie Außenfassade zeigt über dem Portal eine Darstellung des Gnadenstuhls, links den Sündenfall und rechts den Heiligen Onuphrius (Schutzheiliger Münchens, wer hätte das gewusst?). Die Fresken sind aufwendig renoviert und wurden von uns trotz des eiskalten Wetters (im August!) ausgiebig bewundert, bevor wir die Kirche selbst besichtigten. Das Kirchenportal lässt sich normalerweise nur zur Hälfte öffnen. Um es für Rollifahrer ganz zu öffnen, muss ein Fußgänger Hand anlegen. Ingrid Leitner erläuterte uns ausgiebig die Details der Fresken, Statuen und der Altäre. Unglaublich, wie viel Bewunderns- und Staunenswertes diese kleine Kirche enthält.

kircheDas gotische Spitzbogengewölbe lässt den Raum viel größer und heller erscheinen als man von außen annehmen würde, und die leuchtenden Goldtöne und schönen Farben der Altäre und Statuen erzeugen eine wohltuende, harmonische Stimmung. Während unserer Besichtigung gesellten sich uns noch viele Besucher der Blutenburg zu und genossen das kunsthistorische Seminar des CBF. Gerade als wir wieder aus der Kirche kamen, fielen die ersten Hagelkörner (!), so dass wir gleich wieder Schutz suchen mussten unter all den Heiligen und Aposteln. Nach einem zweiten eisigen Regenschauer hat sich das Wetter dann endlich beruhigt. Wir spazierten ein wenig um das Schloss herum, bewunderten die Blutenburg als Ensemble, mit dem höher gelegenen Herrenhaus und den später hinzugefügten Wirtschaftsgebäuden, unter einem dramatischen Wolkenhimmel. blutenburg-panorama

Danach ging’s ins Wirtshaus (Neue Fasanerie) zu einem CBF-typischen Ausklang: Es wurde viel gegessen, geredet und gelacht!

Christiane Maier-Stadtherr