Mit Fragen zu diesem Thema und mit den Möglichkeiten und Grenzen der Hospiz- und Palliativversorgung setzte sich Frau Margit Gratz vom Hospizverein Germering am 25.5.2010 in ihrem Vortrag beim Clubabend des CBF im Zenjahaus auseinander.

Gestorben wird immer. Aber was hat sich verändert in der heutigen Zeit? Nach dem Erwerbsleben setzt heute nicht wie früher ein Alterungsprozess ein, sondern es folgt in der Regel ein hohes Maß an Aktivität und Lebensqualität. Der Steigerung der Lebenserwartung einerseits steht eine Zunahme chronischer Erkrankungen und längerer Lebensphasen mit nicht heilbaren Erkrankungen andererseits gegenüber. Das Gesundheitswesen ist aufgesplittet in verschiedenste Organisationen, Träger und Zuständigkeitsbereiche; das Ganze ist insgesamt wenig koordiniert und immer weniger überschaubar. Die Großfamilien haben sich aufgelöst und es bleiben meist maximal 2 Angehörige, die sich um die Pflege eines Familienangehörigen kümmern können – immer häufiger geht das bis an deren Belastungsgrenze.

Gestorben wird immer öfter in Institutionen, an erster Stelle im Krankenhaus, aber nicht zu Hause, und es bleibt kaum noch Zeit, dann noch Abschied von den Sterbenden oder Verstorbenen zu nehmen. Aber auch hier gibt es Veränderungen: Der Verlust anerkannter Werte und Rituale, wie zum Beispiel die Aussegnung, erfordern von den Hinterbliebenen, die immer öfter auch nicht konfessionell gebunden sind, mehr Kreativität, diesen Abschied selbst zu gestalten. Frau Gratz stellte in ihrem Vortrag die Entwicklung der Hospizbewegung dar und ging ausführlicher auf Ansätze ihrer wichtigsten Begründer ein, darunter Cecily Saunders, Elisabeth Kübler-Ross und Belfour Mount.

Bei der Palliativmedizin geht es angesichts unheilbarer Erkrankungen um eine „lindernde Medizin“, aber eben nicht mehr um Heilung. Es geht dabei und beim Hospiz vor allem um eine Haltung, wie man dem Menschen am Lebensende begegnet. Es geht um „umhüllende Fürsorge und einen ganzheitlichen Blick“ für die Bedürfnisse des unheilbar Kranken. Denn wenn der Schmerz dank palliativer Fürsorge aufhört, beginnt oft erst das Leiden, nicht nur für die Sterbenden, sondern auch für die Angehörigen und jene, die zurück bleiben. Fragen stellen sich neu, wie: Was kommt danach? Was bleibt von mir? Der Tod muss als unausweichlich erkannt und anerkannt werden, viele Abschiede müssen bewältigt und das Ja zum Leben muss dennoch bekräftigt werden. All das bedeutet vor allem auch eine enorme psychische Belastung für die Angehörigen, die oft mehr Zuwendung und Behandlung benötigen als die Sterbenden selbst. Vorweggenommene Trauer, Hilflosigkeit und Ärger angesichts des bevorstehenden Unausweichlichen sind deutlicher Ausdruck davon.

Frau Gratz stellte in diesem Zusammenhang nicht nur die verschiedenen Hospiz- und Palliativangebote im Landkreis vor, sondern ging auch besonders auf Hilfen für die Angehörigen in ihrer Trauer ein. Der Hospizverein Germering e.V. bietet verschiedene Angebote für trauernde Menschen. Geplant ist ab Oktober ein Trauercafe, zusätzlich zur bestehenden Trauergruppe, wo trauernde Menschen die Möglichkeit haben, in einer geschützten Atmosphäre mit Gleichbetroffenen in Kontakt zu kommen. Die Hospizbewegung lebt durch die Arbeit ihrer ehrenamtlichen Hospizbegleiter. In diesem Jahr wurde die Zahl der Ehrenamtlichen für die Stadt Germering auf 28 erhöht. Alle haben eine zusätzliche Qualifikation in der Sterbebegleitung erhalten.

Roland Utz