Am 13.11. wurde im städtischen Sozialausschuss der Armutsbericht der Stadt München für 2007 vorgestellt. Gleichzeitig wurde der Beschluss "Vermeidung und Bewältigung von Armut - Schwerpunkte und Maßnahmen des Sozialreferats" gefasst.

So sorgfältig und detailliert dieser Armutsbericht im Einzelnen auch ausgearbeitet sein mag, fällt doch auf, dass Menschen mit Behinderung darin nicht gesondert erfasst werden. Ebenso werden Menschen mit Behinderung bei den Maßnahmen und Schwerpunkten nur einmal erwähnt. Dabei belegen sämtliche vorhandenen Zahlen, dass gerade dieses Segment der Bevölkerung in besonderem Maße armutsgefährdet ist und unter geringem Einkommen überdurchschnittlich häufig leidet. Um nur einige Beispiele zu nennen: So ist die Arbeitslosenquote in dieser Gruppe deutlich höher als in der nicht behinderten Bevölkerung, wohingegen die Erwerbsquote oder der durchschnittliche Schul- oder berufliche Abschluss niedriger sind. Menschen mit Behinderung sind in jeglicher Altersgruppe in höherem Ausmaß auf Renten, Grundsicherung und Leistungen aus der Pflegeversicherung angewiesen oder leben allein mit niedrigerem Einkommen.

Der finanzielle Bedarf ist dagegen in dieser Gruppe oftmals höher, da vieles nicht selbst ausgeführt werden kann, sondern kostenpflichtig delegiert werden muss (etwa einfache Handwerks- oder Haushaltstätigkeiten) und andererseits häufig ein höherer behindertenspezifischer Bedarf vorhanden ist (etwa spezielle Ernährung, Medikamente, Hilfsmittel oder ähnliches). Zudem fließen viele Personen, etwa Menschen mit psychischen Behinderungen, gar nicht in die Schwerbehindertenstatistik ein, die dadurch bedingt weniger gravierend erscheint als sie tatsächlich ist. Diese genannten Zahlen stellen lediglich einen kleinen Ausschnitt der bestehenden Situation dar und könnten ohne weiteres ergänzt werden. Bereits die eben zitierten Beispiele zeigen jedoch, dass die Behandlung von Menschen mit Behinderung im Armutsbericht nicht angemessen ist. Armut ist ein Thema, das gerade Menschen mit Behinderung besonders auf den Nägeln brennt.

Wir möchten Sie daher für dieses uns alle angehende Thema sensibilisieren, indem wir in den folgenden Monaten einzelne Aspekte dieser komplexen Situation darstellen. Wie Menschen mit ihrer Behinderung in der gegebenen Situation zurecht kommen, darüber wird ebenso zu reden sein wie über die Forderungen, die daraus abzuleiten sind.

Carola Walla und Wolfgang Vogl