Wissen Sie, was ein „Aktivrollstuhl“ ist? Ein „Aktivrollstuhl“ ist ein Rollstuhl, mit dem man als Behinderter jeden Tag den ganzen Tag aktiv sein kann. Oder….zumindest können sollte. Stabil und belastbar.
Mein Stuhl allerdings scheint mit diesen Anforderungen überfordert zu sein. Drei Jahre habe ich dieses Ding jetzt. Und schon dreimal war der Rahmen gebrochen. Das ist nicht nur ziemlich lästig, sondern auch gefährlich.
Ich habe solche und ähnliche Geschichten inzwischen auch von anderen Betroffenen mit anderen Stühlen gehört. Da habe ich mich gefragt, warum es so schwierig ist, Rollstühle zu konstruieren, die man sechzehn, siebzehn Stunden täglich intensiv nutzen kann. Mehr verlang ich gar nicht, schließlich schlafe ich nicht in meinem Stuhl.
Sicher, die Stühle sollen immer leichter und wendiger werden. Und Leichtmetalle wie Aluminium oder Titan sind eben empfindlicher als Stahl. Aber: Man wird auch den Eindruck nicht los, dass die Hersteller keinen besonderen Druck empfinden, die Qualität ihrer Produkte zu verbessern. Schließlich ist der Absatz gesichert. Die Betroffenen haben ja keine große Wahl.
Zur Aktivität gehört für mich auch, dass man mit dem Stuhl einen Beruf ausüben kann. Mit allen Anforderungen, die der Job mit sich bringt. Nun teilte mir meine Krankenkasse nach einer der fälligen Reparaturen folgendes mit: Sie könne in Zukunft Reparaturen, die durch eine zusätzliche Belastung des Stuhles infolge meines Berufes entstünden, nicht mehr bezahlen. Ich stutzte kurz und formulierte folgende Antwort: Die Alternative wäre, dass ich meinen Beruf aufgeben müsste. Dadurch würde ich weniger Krankenkassenbeiträge bezahlen. Gleichzeitig müsste die Kasse anfallende Reparaturen aber wieder bezahlen, weil die Zusatzbelastung ja dann wegfallen würde. Wäre das im Sinne der Kasse?
Zugegeben, das verdutzte Gesicht meines Sachbearbeiters beim Lesen dieser Zeilen hätte ich gern gesehen. Jedenfalls war von Zahlungsverweigerung danach nie wieder die Rede.
Aber was bedeutet das alles jetzt für uns Rollifahrer? Erwarten wir zu viel? Müssen drei bis vier Stunden Aktivität pro Tag für uns genügen? Darüber sollten wir nachdenken.
Aber: Immer schön in Bewegung bleiben dabei. Das regt das Denkvermögen an!

(Dieser Beitrag wurde am 11. Februar 07 vom Bayerischen Rundfunk ausgestrahlt.)