“Amo il bello ed il buono ovunque si trovino e mi ripugna di vedere straziata, come suol dirsi, la grazia di Dio” (eigene Übersetzung: Ich liebe das Schöne und das Gute, wo immer es sich findet und es stößt mich ab, wie man zu sagen pflegt, die Anmut Gottes zerrissen zu sehen)
Pellegrino Artusi


Im Rahmen einer der vielen Zoom-Veranstaltungen während der Lockdowns der vergangenen Jahre habe ich auch einen Vortrag über Pellegrino Artusi gehört, der im 19. Jahrhundert ein mittlerweile Kultstatus einnehmendes Kochbuch herausgebracht hat und deshalb als Mitbegründer der italienischen Nationalküche gilt. Bei seiner Vorstellung wurde auch obiger, in Italien inzwischen berühmt gewordener Ausspruch zitiert und ich musste sofort an Ingrid Leitner denken.


Doch der Reihe nach.
Um das Jahr 2006 herum habe ich mich bei der Agentur Tatendrang beworben, weil ich mich in irgendeiner Weise ehrenamtlich engagieren wollte. Da es mir seinerzeit gesundheitlich noch nicht so gut wie heute ging und da ich vor allem noch nicht so mobil war, hatte ich um ein Engagement gebeten, das ich vorwiegend am Computer entfalten könnte. Kurze Zeit später meldete Tatendrang sich dann bei mir und teilte mit, dass ein Verein, der CBF, jemand für die Redaktion der Mitgliederzeitschrift suche und ich dort zur Vereinbarung der Details anrufen solle. Es kam dann zu einem ersten Treffen in der Pfennigparade, wo damals noch jeden Montag die Clubabende des CBF stattfanden. Wir wurden „handelseinig“, das heißt, ich begann ab diesem Zeitpunkt meine Arbeit für die Clubpost, aber von diesem ersten Treffen behielt ich vor allem eines in Erinnerung: wie Ingrid mit ihrer Kompetenz, ihrer Ausstrahlung und ihrer Souveränität den natürlichen Mittelpunkt der Veranstaltung bildete.


Ingrid Leitner beim Kaffee auf der Landesgartenschau deggendorfIn den folgenden Jahren arbeiteten dann Ingrid und ich bei der inhaltlichen Konzeption der Clubpost eng zusammen und ich durfte Ingrid als stets engagierte und verlässliche Co-Redakteurin erleben, deren Ideen mit zum inhaltlichen Reichtum der Clubpost beitrugen. Nach einiger Zeit fragte mich Ingrid, ob ich nicht Mitglied im CBF werden wolle und im September 2009 schlug sie mir vor, mich in den Vorstand wählen zu lassen. Ich sagte beide Male „Ja“, wurde gewählt und heute bin ich seit annähernd dreizehn Jahren im Vorstand des CBF.


Weshalb ich beides so ausführlich schildere? Weil es viel über Ingrid aussagt Zum einen war ihr Engagement für den CBF schier grenzenlos. So wie ihre Editorials für die Clubpost stets pünktlich bei mir eintrafen, hielt sie täglichen Kontakt mit dem Büro, steuerte Kuchen für Helferfeste bei oder organisierte Ausstellungs- und Museumsbesuche. Zum anderen dachte sie auch immer an die Weiterentwicklung des CBF und eine personelle Verstärkung, ohne die kein Verein auf Dauer bestehen kann. Ingrid war es eben nicht egal, was mit dem CBF werden würde, wenn sie einmal nicht mehr können oder da sein sollte, sondern sie wollte ihn auf möglichst solide Beine stellen.
Daneben war Ingrid kulturell vielseitig interessiert, ein Genussmensch und sinnenfroh. – und ließ uns Vorstandskollegen oder Mitglieder großzügig daran teilhaben. Vorstandssitzungen fanden regelmäßig bei ihr und von ihren Assistentinnen gekochten, äußerst köstlichen Mittagessen statt, Führungen mit ihr in die großen Ausstellungen waren Teil des Vereinslebens und Betriebsausflüge in die bayerische Umgebung gehörten ebenso dazu.
Seit dem Treffen in der Pfennigparade 2006 ist viel Zeit vergangen und auch im CBF hat sich einiges verändert. Die fantastische Präsenz Ingrids wird uns weiterhin abgehen, eines aber wird bleiben: ihr unerschütterlicher Glaube an den CBF, seine Sinnhaftigkeit und die Notwendigkeit seiner Arbeit.


Wolfgang Vogl