Schlank, agil immer elegant mit hochgesteckten dunkelblonden Haaren, fiel sie mir gleich auf, als ich 1985 beim CBF anfing. Damals trafen sich Mitglieder des CBF jeden Montagabend. Regelmäßig kamen so zwischen 20 und 30 Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Frau Professor Kleiter, wie sie viele nannten, was sie aber gar nicht wollte, nahm rege daran teil, war sehr eloquent und ihr theatralisches Talent zeigte sich, wenn zum Schluss jemand fragte, weiß jemand einen neuen Witz. Egal ob der Witz alt oder neu war, alle lagen vor Lachen unter dem Tisch oder rutschten fast aus dem Rollstuhl. Dabei war bemerkenswert, dass sie, obwohl gebürtige Münchnerin, die Witze nicht nur auf oberbayrisch, sondern genauso gut auch im bayrischen-schwäbisch erzählen konnte. Egal ob der Witz alt oder neu war, alle lagen vor Lachen unter dem Tisch oder rutschten fast aus dem Rollstuhl.
Aufgewachsen ist sie übrigens am Schwabinger Feilitzsch Platz, heute Münchner Freiheit, in dem Haus, vor dem heute das Denkmal der Volkssängerin Bally Prell steht, die sie als Nachbarskind gut kannte. Immer konnte sie sich über die Skulptur ereifern, dass die Bally Prell doch niemals nicht eine Taille gehabt hat". Viele Jahre hat sie CBF-Weihnachtsfeiern gestaltet und es war ihr eine heilige Aufgabe. Es gelang ihr namhafte Künstler zu engagieren, Sänger/innen, die weihnachtliche Musik vortrugen, Gitarristen, Sprecherinnen und Sprecher des Bayrischen Rundfunks, die Geschichten lasen u.v.a.m..
Viele der Künstler konnte sie dazu bewegen, uns ihren Auftritt zu spenden, bei anderen übernahm sie kurzerhand die Gage, wenn sie meinte, das wäre für den CBF zu viel.
Was sie aber überhaupt nicht ertragen konnte, wenn bei den Weihnachtsfeiern irgendwelche Störungen, etwa durch Kinder, auftraten. Für meine Kollegin Gisela Herzog und mich war es ein Problem, denn unsere Kinder waren damals noch recht jung. Andererseits war gewünscht, dass wir unsere Kinder zur Weihnachtsfeier mitbrachten. Es ergab sich dann eine gute Lösung für das Problem. Die Feiern fanden damals immer in der Stiftung Pfennigparade statt und unsere Kinder liebten die Eingangshalle, da konnten sie herumrennen und auf einmal entdeckten sie die automatischen Türen, das war in den 80er Jahre noch etwas ganz seltenes, da rannten sie immer ganz begeistert durch die ,,Zaubertüren" und riefen ,,Sesam öffne dich". Ein Glück, dass kein Hausmeister in der Nähe war.
Wie Hildegard Kleiter zum CBF gekommen ist, ist auch eine bemerkenswerte Geschichte. Sie war Gymnasiallehrerin am München Kolleg, einer Einrichtung des 2. Bildungswegs, dort können erwerbstätige Menschen, das Abitur nachholen.
Zu der Zeit suchte Frau Dr. Leitner, spätere Vorsitzende des CBF, die das Begabtenabitur machen wollte, eine/n Gymnasiallehrer/in, der/die sie dabei unterstützte. Denn in das München Kolleg kam sie wegen fehlender Barrierefreiheit nicht hinein.

Frau Kleiter meldete sich und hat dann lange Zeit jeden Samstagvormittag bei Familie Leitner in der Pfennigparade unterrichtet. Daraus entstand eine innige Freundschaft von Familie Leitner mit Hildegard Kleiter. Als der CBF gegründet wurde, trat sie selbstverständlich auch bei.
Ihre letzten Lebensjahre hat sie in Bernried am Starnberger See verbracht. 2024 habe ich zufällig auf dem kleinen Friedhof in Bernried ihr Grab entdeckt. Dieses Jahr wollte ich es fotografieren, da war es leider schon verschwunden.
Text und Bild von Hildegard Kleiter:
Carola Walla