Bild: Renate Greifig

Manche Tage beginnen unerwartet. So auch dieser Montag vor ca. 5 Wochen. Ein sehr netter Herr aus dem Bundesministerium für Arbeit und Soziales ruft in unserer EUTB-Beratungsstelle an. Er kündigt an, dass der Staatssekretär für Arbeit und Soziales, Dr. Rolf Schmachtenberg, nach München kommt, um sich verschiedene Einrichtungen für Menschen mit Behinderung und Initiativen der Selbsthilfe, anzuschauen. Er möchte bei dieser Gelegenheit auch eine EUTB-Beratungsstelle besuchen. Die Fachstelle für Teilhabeberatung habe ihm die EUTB des cbf-München empfohlen.  Ob es recht wäre, erkundigt er sich, wenn Dr. Schmachenberg unsere EUTB-Beratungsstelle am Gründonnerstag besuchen würde. Er käme in Begleitung des Referatsleiters für Förderung der Teilhabe im Bundesministerium für Arbeit und Soziales Alfons Polczyk.  

 

Ich muss erst einmal tief durchatmen. Es kommt nicht alle Tage vor, dass uns ein Staatssekretär besuchen will. Außerdem ist es ja schon schmeichelhaft, dass ausgerechnet unsere EUTB empfohlen wurde. Eine Rückversicherung beim Vorstand und es ist klar – wir sind bereit für den Besuch des Staatssekretärs. 

Der Referatsleiter für Teilhabeförderung Herr Polczyk ist mir bereits von verschiedenen Veranstaltungen bekannt. Er und Dr. Schmachtenberg sind sehr interessiert an der Arbeit in den EUTBs. Sie nehmen sich eine Stunde Zeit für dieses Gespräch, bei dem wir sie natürlich auch mit Kaffee und Kuchen verwöhnen.  

Wir berichten ein wenig vom Aufbau der Beratungsstelle und unserem besonderen Interesse daran, dass sie so barrierefrei wie möglich gestaltet wird, um eine niederschwellige Beratung für Menschen mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen zu ermöglichen. Mittlerweile können wir stolz darauf sein, dass uns das schon ganz gut gelungen ist. Kamen anfangs in erster Linie Menschen mit körperlichen Einschränkungen in unsere EUTB, sind es jetzt – ganz im Sinne der EUTB-Prämisse „Eine für Alle“ – auch Menschen mit Sinnesbehinderungen, psychischen Beeinträchtigungen, kognitiven Einschränkungen und chronischen Erkrankungen, die unsere Beratung aufsuchen. Wir machen den Staatssekretär weiter darauf aufmerksam, dass mittlerweile viele Beratungen von Menschen mit Migrationshintergrund stattfinden, und welche Schwierigkeiten damit verbunden sind. So benötigen wir dringend mehr finanzielle Mittel, um Dolmetscher anzufordern. Das Problem ist unserem Besuch bekannt, und wir hoffen, dass sich hier finanziell etwas bewegen wird. Wichtig ist es uns auch zu unterstreichen, dass das Peer-Counseling, also die Beratung durch selbst Betroffene – übrigens auch eine Prämisse der EUTB - die Beratungslandschaft sehr bereichert und dadurch außerdem Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung geschaffen werden.  

Wir sind uns mit Dr. Schmachtenberg und Herrn Polczyk einig, dass im Bereich Teilhabeförderung noch sehr viel zu tun ist und werden von den beiden dazu ermutigt, Menschen mit Behinderung, die in unsere Beratungsstelle kommen, zu stärken und zu unterstützen, sich den Leistungsträgern gegenüber nötigenfalls zu behaupten.  

Als Rückmeldung von unserem Besuch bekommen wir die Versicherung, dass sich die beiden Herren bei uns sehr wohlgefühlt haben, und einen Brief von Dr. Schmachtenberg, in dem er schreibt: „Besonders beeindruckt hat mich, mit wie viel Engagement, Kreativität und Leistungsbereitschaft Sie alle die Idee der Integration von Menschen mit Behinderungen mit Leben füllen. So ermutigen Sie die betroffenen Menschen zur Teilhabe am Leben in der Gesellschaft und fördern gleichzeitig durch eine sachliche Aufklärung der Öffentlichkeit über deren Situation eine inklusive Gesellschaft. Ihr Fachwissen verbunden mit Ihren persönlichen Erfahrungen und Ihrem Einfühlungsvermögen tragen maßgeblich zu dem Mehrwert der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabeberatung bei. Trotz aller vorhandenen Herausforderungen strahlen Sie eine ansteckende Zuversicht aus, die auf Ratsuchende abfärben kann. Mut zu machen und zu ‚empowern‘ (ermächtigen) sind die besonderen Merkmale der EUTB.“ Er dankt uns für unser großes Engagement und wünscht uns für unsere Arbeit weiterhin alles Gute und viel Erfolg! 

Renate Geifrig