Zur Geschichte der Menschen mit Behinderungen in München

Seit einiger Zeit lässt das Kulturreferat München ThemengeschichtsPfade erarbeiten z.B. zum Nationalsozialismus in München oder zur Geschichte der Frauenbewegung in München.

„Die ThemengeschichtsPfade führen zu Bauwerken, Plätzen, Wohnungen und Wirkungsstätten bedeutsamer Personen und an Orte, an denen für das jeweilige Thema wichtige Ereignisse stattfanden“ so beschreibt sie das Kulturreferat. Feste Routen gibt es nicht, die kann man sich selbst zusammenstellen.



Ende letzten Jahres ist jetzt der ThemengeschichtsPfad   Inklusion/Exklusion „Zur Geschichte der Menschen mit Behinderungen in München erschienen“, recherchiert und verfasst hat ihn Dr. Elsbeth Bösl, sie ist Historikerin an der Bundeswehruniversität und befasst sich mit dem Thema schon länger. Die Audioversion wird wohl noch einige Zeit auf sich warten lassen.

Der GeschichtsthemenPfad „Inklusion/Exklusion“ gliedert die Stadt in 5 „Inseln“, dabei handelt es sich um nahe beieinander liegende Orte, die aber nicht unbedingt thematisch zusammengehören, aber der Orientierung dienen sollen.    

Die Broschüre zieht einen großen Bogen von den Verwahranstalten Ende des 19. Jahrhunderts für die Menschen mit Behinderungen, die nicht in ihren Familien versorgt werden konnten, bis hin zu heutigen inklusiven und selbstbestimmten Lebensformen. Dabei geht es aber nicht allein um die Unterbringung und das Wohnen und sondern um alle Fragen des Lebens von Menschen mit Behinderung, die der gesundheitlichen Versorgung, um Bildung und Erziehung, Erwerbsarbeit über Mobilität und Kultur, Freizeit, Sport. Ein besonderes Kapitel widmet sich dem Thema Selbsthilfe, Selbstbestimmung und Engagement. Und bei letzterem kommt dann der CBF München ins Spiel, 1974 gegründet, hat er sich mit viel Fleiß, Hirnschmalz, Selbstvertrauen und Hartnäckigkeit eingemischt. Anfangs wohnten die meisten behinderten Mitglieder in der Pfennigparade, dort traf man sich und forderte, dass die Straßenüberquerungen um die Pfennigparade herum abgesenkt werden sollten. Dazu drehte man kurze Filme, um die Situation aufzuzeigen und man entwickelte selbst Lösungen. Dann zeigte man diese Filme den Fachleuten von der Stadt und gewann diese für ein Pilotmodell, das schließlich darin mündete, dass die Stadt sich verpflichtete, alle neu zu bauenden und zu erneuernden Straßenquerungen abzusenken.

Das war aber erst der Beginn, es folgten noch viele weitere Projekte, z.B. die Öffnung der Kulturszene für Menschen mit Behinderungen, der barrierefreie Bau und Umbau von Theatern und Kultureinrichtungen und besondere Ermäßigungen.  Ein Film, den wir in Schulen zeigten, um Schülern die Scheu vor Menschen mit Behinderung zu nehmen. Noch später kümmerten wir uns darum, dass die öffentlichen Verkehrsmittel barrierefrei wurden. Anfang der 80er Jahr beschloss der Stadtrat bereits, dass alle U-Bahnstationen mit Aufzügen oder Rampen nachgerüstet wurden.   

Einen Teil des ThemengeschichtsPfads habe ich aber noch gar nicht erwähnt, er umfasst auch biografische Stationen für Persönlichkeiten, die sich Verdienste um die Behindertenbewegung in München erworben haben. Eine Station ist Ingrid Leitner unserem langjährigen Vorstandsmitglied gewidmet.

Der CBF wird den Themengeschichtslehrpfad bei seinem Frühjahrsfest am 15.4. vorstellen. Bei der Gelegenheit werden wir alte CBF-Filme und einige Szenen aus dem Krüppelcabaret zeigen. Natürlich ist auch für Speis und Trank für Musik gesorgt.

Carola Walla