Am 12. Oktober 2021 haben die 3. Bürgermeisterin Frau Verena Dietl, Gesundheitsreferentin, Frau Beatrix Zurek und Frau Röbl-Mathieu vom Berufsverband der Gynäkologinnen und Gynäkologen die gynäkologische Sprechstunde für Frauen mit Mobilitätseinschränkung festlich eröffnet. Frauen und Mädchen mit Behinderung waren vertreten durch den Behindertenbeirat der LH München sowie das Netzwerk von und für Frauen und Mädchen mit Behinderungen in Bayern.  

Frauen und Mädchen mit Behinderung sind im Bereich der Gynäkologie in Deutschland und Bayern stark unterversorgt. Der Facharbeitskreis Frauen im Behindertenbeirat beschäftigte sich bereits über 10 Jahren mit dem Thema und forderte eine bessere gynäkologische Versorgung in München. Die Forderung konnte als Maßnahme 13 in den 1. Aktionsplan zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention eingebracht werden, welchen der Stadtrat schon 2013 genehmigt hat. Das Büro zur Umsetzung der UN -Behindertenrechtskonvention begleitete die Maßnahme intensiv. Frauen mit Behinderung stellten die Situation in Gremien dar, ein Konzept wurde erarbeitet, die Stadtratskommission der Gleichstellung für Frauen unterstützte mit Empfehlungen, Stadträtinnen und Stadträte stellten Stadtratsanträge, es fanden unter Federführung des Gesundheitsreferats Verhandlungen mit der kassenärztlichen Vereinigung Bayern sowie den Berufsverband der Gynäkologinnen und Gynäkologen statt. Der Weg zur Einrichtung dieser Sprechstunde war harte Arbeit und mit Hürden besät. Rechtliche Fragen mussten geklärt werden, ein wichtiger Kooperationspartner fiel kurz vor der angedachten Eröffnung 2019 weg. Alternativen mussten gesucht und gefunden werden. Herausforderung und Zitterpartie für alle Beteiligten. Bei jeder Gelegenheit machten der Behindertenbeirat, die Netzwerkfrauen Bayern und der Behindertenbeauftragte Oswald Utz auf die Unterversorgung der Mädchen und Frauen mit Behinderung aufmerksam. Denn inzwischen war auch die gynäkologische Ambulanz von Prof. Dr. Debus in Dachau, die lange Zeit die Unterversorgung in unserer Region abgemildert hatte, wegen Ruhestand Prof Dr. Debus, geschlossen worden.

Aber unser Durchhalten und Kämpfen hat sich gelohnt!  


Bürgermeisterin Frau Verena Dietl erwähnte in Ihr Grußwort: „Frauen mit Behinderung haben genauso wie Frauen ohne Beeinträchtigung Anspruch auf gynäkologische Versorgung. In München leben ca. 4750 Frauen und Mädchen mit einer sogenannten außergewöhnlichen Gehbehinderung. Die Zahl macht deutlich, dass der Bedarf gegeben ist, auch weil Praxen oft nicht vollumfänglich barrierefrei sind. Mit der Eröffnung dieser gynäkologischen Sprechstunde schließen wir eine Lücke der ärztlichen Versorgung in München.“  

Die Sprechstunde findet ab sofort jeden Mittwochnachmittag von 15:00h bis 18:00h im Gesundheitsreferat, Bayerstrasse 28a statt.

Das Angebot:
Die Behandlungsräume sind ebenerdig und gut mit einem (elektro)Rollstuhl zu erreichen. In Behandlungsraum stehen unter anderen ein höhenverstellbarer gynäkologischer Stuhl, ein Hebelifter, Rutschbrett und eine etwas breitere höhenverstellbare Liege zur Verfügung. Wenn vorhanden, bitte eigenes Likotuch mitbringen. Termine können unter Telefonnummer 0921 8 80 99 – 5 50 29 vereinbart werden. Montag bis Freitag von 8:00h bis 12:00h, und Donnerstag 12:00h bis 18:00h

Derzeit arbeiten drei Gynäkologinnen und ein Gynäkologe, die in München eine niedergelassene Praxis haben, in der Sprechstunde. Sie kommen abwechselnd ins GSR und sind an anderen Tagen bei Notfällen telefonisch erreichbar. Zudem stehen auch eine Pflegefachkraft sowie eine medizinische Fachangestellte zur Hilfe bereit. Patientinnen müssen also keine eigene Begleitung oder eine Vertrauensperson mitbringen. Selbstverständlich darf eine Assistenz oder Vertrauensperson mitgebracht werden, wenn ihr das möchtet.

Im GSR gibt es rollstuhlgerechte Toiletten, davon wird eine demnächst in eine „Toilette für Alle“ umgebaut.

Anfahrt: die Anfahrt ist mit dem Auto oder mit den öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Die nächste U-Bahnhaltestelle ist Haltestelle Theresienwiese (U 4 oder U5) In der Tiefgarage sind Parkplätze vorhanden. Derzeit ist das GSR aufgrund einer Baustelle eher schwieriger erreichbar.  

Unter Nummer 089 233 – 47836 oder E-Mailadresse Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. werden alle allgemeinen Fragen rund um die Sprechstunde beantwortet.

Zudem wird die Sprechstunde wissenschaftlich begleitet. Es kann sein, dass Patientinnen gebeten werden, einen Fragebogen auszufüllen. Die Teilnahme wäre anonym und dient dazu, die Qualität der Praxis sowie die gynäkologische Versorgung von Mädchen und Frauen mit Behinderung und im Allgemeinen zu verbessern.

Die Projektlaufzeit ist im Moment auf 30 Monate festgelegt.
Frau Leirs, 1. Vorsitzende des FAK Frauen im Behindertenbeirat, wies in Ihrem Redebeitrag darauf hin, das Projekt mit großem Interesse weiterzuverfolgen.  Der Bedarf an gynäkologischer Versorgung von Frauen und Mädchen mit Behinderung wird in 30 Monaten nicht verschwinden. Sie sieht eher einen Bedarf,diese Versorgung auf Mädchen und Frauen mit Sinnesbehinderung oder/und Lernschwierigkeiten zu erweitern. Es geht hier nicht um Luxus, sondern um ein Menschenrecht, “Unser“ Recht auf medizinische Versorgung.

Lieve Leirs