Endlich durften die Friseure wieder aufmachen, ich bekam gleich in der zweiten Woche, nachdem es wieder erlaubt war, einen Termin. Ich sah schon ganz schön verwildert aus, aber zur Nagelschere greifen wie mein Mann, wollte ich dann doch nicht, so ermutigend war das Ergebnis nicht.

Aber was war jetzt anders? Als erstes musste ich meine Kontaktdaten angeben zwecks Nachverfolgung bei einer möglichen Infektion. Meine Friseurin, bei der ich schon seit Jahren bin und die immer über meine Telefonnummer verfügte, war dann ganz überrascht, dass ich mich hinten nicht mit „er“ sondern mit „a“ schreibe. Jetzt weiß sie es. Wir beide trugen Masken und es wurde darauf geachtet, dass meine nur zum Haare waschen abgenommen wurde und dort, wo sie beim Schneiden störte. Eigentlich war ich ganz froh, dass ich meine Friseurin schon ohne Maske kenne, so konnte ich mir vorstellen, dass wir uns für die nächste Zeit daran gewöhnen. Wir konnten uns auch mit Maske prima unterhalten. Was war eigentlich noch anders? Zwischen den Waschbecken ist jetzt eine provisorische Trennwand angebracht, ebenso an der Theke die bekannten Plexiglasscheiben. Und es gibt keine Zeitschriften mehr, wie meine Friseurin mit großem Bedauern betonte, steht keine „Gala“ mehr zur Verfügung, das war jetzt aber etwas, was ich überhaupt nicht vermisste. Ich habe mich dann noch erkundigt, was noch anders ist als früher. Sie erzählte mir, dass sie keine unangemeldeten Kunden mehr bedienen darf, dabei macht auch ein guter Teil des Geschäfts die „Laufkundschaft“ aus, meist Männer aus der Umgebung, die mal kurz reinschauen und, wenn es geht, sich die Haare schneiden lassen. Jetzt müssen alle Termine machen. Dann habe ich sie natürlich (ich bin auch neugierig) gefragt, wie sie das ganze wirtschaftlich verkraftet, aber sie hat mir versichert, dass sie sparsam gewirtschaftet und genügend Rücklagen hat, um die paar Wochen zu überstehen. Wenn sie Hilfen beantragen würde, müsste sie sie nur am Ende des Jahres zurückzahlen. Was sie aber geändert hat, sind ihre Öffnungszeiten: Hatte sie früher samstags und montags geschlossen, so arbeitet sie jetzt die ganze Woche durch. Bis sie den ganzen Rückstau aufgeholt hat. In der ersten Woche hat sie dann 76 Stunden gearbeitet. Das darf sie, sie ist schließlich ihre eigene Chefin.

Und dann hat sie sich noch über ihre Mitarbeiterin beklagt, die bei den Kunden immer solche Verschwörungstheorien verbreitet. So dass sie sich manchmal genötigt fühlt, sich in die Gespräche einzumischen, obwohl das sonst nicht ihre Art sei.

Was ich aber vermisst habe, dass man aufgefordert wurde sich die Hände zu waschen, das fände ich wichtig. Aber sonst:

Vielleicht gaukele ich mir ja etwas vor, aber ich habe mich dort recht sicher gefühlt.  

Carola Walla