„Persönliche Mobilität“ - als ich darüber in der UN Behindertenrechtskonvention gelesen habe, habe ich mich als Mensch mit Mobilitätseinschränkung sehr gefreut, dass auch dieses Thema dort verankert ist. Mobilität umfasst viele Aspekte. Unterschiedliche Behinderungsarten müssen ausgeglichen werden, Fähigkeiten und Vorlieben der Person mit Behinderung sollten berücksichtigt werden, denn diese Menschen haben vielfältige und individuelle Bedürfnisse. Auch der Bedarf an Mobilität ändert sich im Laufe des Lebens. Als Kind reichte das größere Dreirad und ein großer Buggy aus, als Jugendlicher war dann doch der coole Sportrollstuhl wichtig. Als Student konnte man nicht mehr aufs Handbike verzichten. Um in der Arbeitswelt Fuß fassen zu können, war das angepasste Auto notwendig. Ab einem gewissen Alter werden auch Menschen mit Behinderung mit Alterungsprozessen konfrontiert und  die Behinderung kann durch Hilfsmittel alleine nicht mehr ausgeglichen werden, persönliche Assistenz wird zusätzlich benötig  - um nur einige Beispiele zu nennen.

Sehr essentiell empfinde ich die Versorgung mit guten, hochwertigen Hilfsmitteln, z.B. mit Rollstühlen. Ein Rollstuhl für mich sollte motorisiert sein und der Motor sowie die Batterien sollten leistungsfähig sein, so dass ich meinen Alltag möglichst aktiv und selbstständig bewältigen kann. Für eine andere Person reicht möglicherweise eine Standardversorgung aus, der nächste aber braucht einen leichten Aktivrollstuhl mit oder ohne Antrieb, der gut im Auto mitgenommen werden kann. Eine Person mit Sehbeeinträchtigung mag vielleicht nie mehr auf ihren Blindenführhund verzichten.   

Viele Menschen mit Körperbehinderung sind aber auf eine individuelle, persönlichere Ausstattung angewiesen. Ihnen bleibt oft ein steiniger Weg über Widerspruch oder sogar Klage. Bei meinem letzten Rollstuhl hat der gesamten Prozess vom Testen verschiedener Modelle, Antragstellung, Widerspruch bis zur Genehmigung über 2 Jahre gedauert. Besonders problematisch empfinde ich es, wenn Reparaturen anstehen. Dann steht das notwendige und vertraute Hilfsmittel erstmal eine Weile nicht mehr zur Verfügung. Die Wartezeit kann leicht ein paar Monate dauern. Ein nutzbarer und passender Ersatz ist selten zu kriegen. Zweitrollstühle mit Motor werden in den meisten Fällen durch die Krankenkassen nicht genehmigt. Für mich als Betroffene ist es kaum nachvollziehbar, dass Reparaturen erst genehmigt werden müssen, da die Notwendigkeit des Hilfsmittels bereits bei Antragsstellung nachgewiesen wurde.  

Interessant und spannend ist es auch, dass Hersteller von Mobilitätshilfen, Geräten und unterstützenden Technologien ermutigt werden, neue Erfindungen zu entwickeln. Wenn ich die Reha Care Messe in Düsseldorf besuche, staune ich oft. Zunächst freue ich mich, weil ich ein neues Hilfsmittel entdeckt habe, welches meinen Alltag erleichtern würde. Desto frustrierender ist es, wenn sich dann herausstellt, dass es dafür keine Finanzierungsmöglichkeiten gibt.

Für viele Menschen mit Behinderung sind persönliche Assistenten und Assistentinnen unentbehrlich, um aktiv am gesellschaftlichen Leben mitwirken zu können. Persönliche Assistenz ist sehr wichtig, da unterwegs mehr Hilfe als nur die Beförderung von A nach B gebraucht wird, zum Beispiel für Toilettengänge, Essen und Trinken, Nase putzen usw.  Auch das Recht auf tierische Assistenz, zum Beispiel Blindenführhund, sowie Assistenzhund soll in den Staaten, die die UN BRK unterschrieben haben, ermöglicht werden.

Eine weitere Grundlage, um die Mobilität von Menschen mit Behinderung zu gewährleisten, ist die Schaffung eines barrierefreien öffentlichen Raums (mit abgesenkten Bordsteinkanten, akustischen Ampeln, etc.)  sowie von barrierefreien Verkehrsmitteln (U-Bahn, S-Bahn, Tram, Bus, Zug und Flugzeug). Für mich als Elektrorollstuhlfahrerin bedeutet das: Ich brauche Einstiege auf gleicher Höhe am besten ohne Spalten, Rampen, Hebebühnen und Aufzüge, die funktionieren!  

Zum Spaß habe ich mal alle Aufzüge gezählt, die ich so an einem Tag benutze, wenn ich öffentlich unterwegs bin. Ich zählte durchschnittlich 10 bis 16 Aufzüge pro Tag. Selbstverständlich habe ich den Hin- und Rückweg berücksichtigt. Können Sie sich vorstellen, wie hoch da die Wahrscheinlichkeit ist, dass mindestens einer von diesen Aufzügen außer Betrieb ist und ich nicht weiterkomme?

Für jemand mit Gehbehinderung und Rollator sind zusätzlich Sitzplätze zum Ausruhen an den Haltestellen unabdingbar. Für Menschen im Schieberollstuhl sind Rolltreppen eine mögliche Alternative, wenn der Aufzug nicht funktioniert. Menschen mit Sehbehinderung und Blinde benötigen dann wiederum eine ganz andere Ausstattung mit Leitsystemen und Ansagen (Haltestelle …) sowie eine kontrastreiche Beschilderung.  

Wenn jemand von Euch, Leserinnen oder Leser, Probleme mit der MVG hatte, Lob aussprechen möchte oder Verbesserungsvorschlage hat, der oder die kann das gleich bei der MVG über ein Kontaktformular im Internet in der Rubrik MVG Services und dann Kontakt, MVG Kundendialog tun:  

https://www.mvg.de/services/kontakt/kundendialog.html

Barrierefreiheit ist eben sehr facettenreich.

Mobilitätshilfe in Form eines Taxibudgets ist eine wichtige Hilfeleistung,  die Menschen beantragen können, wenn sie die öffentlichen Verkehrsmittel nicht ohne fremde Hilfe benutzen können. Für Freizeitfahrten können sie beim Bezirk Oberbayern einen Antrag dafür stellen (Diese Leistung ist vermögens- und einkommensabhängig.) Taxifahrten zum Arzt /zur Ärztin werden wiederum unter bestimmten Bedingungen von der Krankenkasse übernommen. Für Fahrten zum Arbeitsplatz ist in der Regel die Agentur für Arbeit zuständig.  

Seit einigen Jahren gibt es im Behindertenbeirat der Stadt München eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema barrierefreie Taxen beschäftigt, denn auch wir RollifahrerInnen, die während der Fahrt im Rolli sitzen bleiben müssen, möchten zu jeder Zeit ein Taxi nehmen können. Die Realität im Moment ist, meiner Erfahrung nach,  eher Glückssache, wenn ich zu den Spitzenzeiten oder nachts eine Fahrtmöglichkeit bekomme.  

Falls Sie im Bereich Mobilität einen Antrag stellen möchten, unterstützen wir Sie gerne im Rahmen der Ergänzenden Unabhängigen Teilhabe Beratung

Lieve Leirs