Die Arbeitswelt  muss die Entwicklung erkennen und schleunigst handeln. Dies ist das Fazit einer Veranstaltung am 8. Mai im Arbeitsamt München. Eingeladen hatte der Kooperationskreis „Beschäftigungssituation von Menschen mit Behinderung“, dem u. A. die IHK und der Facharbeitskreis Arbeit im Behindertenbeirat angehören. Axel Häberle, der Vorsitzende des Facharbeitskreises Arbeit im Behindertenbeirat München, stellte fest, dass die Alarmglocken in den Betrieben und Behörden von München an vielen Stellen nicht mehr zu überhören sind. „Jahrelange massive Erhöhung der zu erbringenden Arbeitsleistung führt zur Überlastung der Menschen, die zunehmend in psychischen Erkrankungen ihren Ausdruck finden“, so Häberle, der seit vielen Jahren als gewählte Vertrauensperson der Schwerbehinderten und Gleichgestellten in der ADAC Zentrale in München arbeitet.

Die Mitarbeiter/innen sollten deshalb eigentlich auch im Mittelpunkt stehen, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit München Alfred Hüntelmann bei seiner Begrüßung der über 200 Gäste und Zuhörer aus München und dem gesamten interessierten Umfeld.
Die psychische Belastung und psychische Behinderung waren zentrales Thema von Dr. Werner Kissling vom Disease Management der TU  München, der insbesondre der Frage nachging, was die Arbeitgeber in schwierigen Situationen tun können, um –  ggf. auch präventiv – den Kolleginnen und Kollegen helfen zu können. Besonders beeindruckend waren seine Forschungsergebnisse, die ein erschreckendes Bild der Zunahme von psychischen Behinderungen erkennen ließ. Axel Häberle aufgrund seiner praktischen Erfahrungen als Vertrauensperson der Schwerbehinderten in einem großen Betrieb der einzige im Plenum, der die Zahl der krankheitsbedingten Ausfälle nahezu richtig einschätzen konnte. Moritz Junge vom Inklusionsamt konnte zwar sehr deutlich machen, wie der Kündigungsschutz  und das Betriebliche Eingliederungsmanagement (BEM) idealerweise aussehen müsste. Allerdings zeigten die beiden Praxisbeispiele beeindruckend deutlich, welch starkes persönliches Engagement der Beteiligten und Betroffenen erforderlich ist, um auf diesem langen und schwierigen Weg gemeinsam erfolgreich zu sein. So wurde eine mittelständische Schreinerei/ Zimmerei (Andreas Mayr – Meister/Inhaber) ebenso vorgestellt wie die Stadtsparkasse München (Jeanette Bäse). Ein sehr wichtiges Instrument ist die Gefährdungsbeurteilung bei psychischer Belastung, wie Herr Prof. Dr. Stephan Gronwald von der TU Deggendorf eindrucksvoll in seinem Vortrag darstellen konnte. Die Diskussion mit ihm – einer der zahlreichen Höhepunkte der Veranstaltung – war für sehr viele Zuhörer überraschend, da die aufgezeigten Instrumente und Verfahrensweisen in vielen Behörden und Betrieben noch nicht so wahrgenommen werden, wie dies allein gesetzlich vorgesehen ist. Gronwald warnte in diesem Zusammenhang besonders vor der Außerachtlassung der diesbezüglichen Aufgabenstellung und forderte die Teilnehmer/innen auf, die Einhaltung der gesetzlichen Vorgaben unbedingt zu beachten.
Marion Geiger von der Deutschen Rentenversicherung Bayern Süd vermittelte das Wissen, wie die Rechtenversicherung bei psychischen Erkrankungen vorgeht, und wie die entsprechenden Angebote bei Bedarf genutzt werden können.
In einem sich anschließenden gut besuchten Marktplatz konnten sich Teilnehmer/innen weiter informieren und bei zahlreichen Gesprächen und Diskussionen ein rundes Bild über das schwierige Thema machen.
Diese einzigartige Veranstaltung wurde durchgeführt von: IHK München/Oberbayern, Handwerkskammer München /Oberbayern, Behindertenbeirat der LHS München (Facharbeitskreis Arbeit), Jobcenter München, Agentur für Arbeit München, Deutsche Rentenversicherung, Integrationsfachdienst und das ZBFS /Inklusionsamt München.
Es bleibt zu hoffen, dass die Thematik an vielen Stellen aufgenommen und in der nötigen Tiefe und Breite weiterverfolgt wird. Die anwesenden Gäste zumindest brachten dies in vielen Gesprächen zum Ausdruck

Axel Häberle