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Barrierefreie Mobilität im MVG aus Sicht eines Rollstuhlfahrenden: Kritische Analyse unter Einbeziehung der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) 

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) steht im Fokus meiner kritischen Betrachtung bezüglich der Barrierefreiheit aus der Perspektive von Rollstuhlfahrenden. Dieser Artikel wirft einen groben Blick auf die aktuellen Herausforderungen und Defizite, wobei die Grundsätze der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) als Leitlinie dienen. 

Die UN-BRK unterstreicht das grundlegende Recht von Menschen mit Behinderungen auf Mobilität und gleichberechtigte Teilhabe am öffentlichen Leben. Obwohl die MVG Fortschritte in Richtung barrierefreien öffentlichen Verkehrs gemacht hat, besteht weiterhin erheblicher Handlungsbedarf. 

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Ein zentraler Aspekt ist der Zugang zu den Haltestellen. Trotz der Vorgaben der UN-BRK sind viele Stationen nach wie vor unzureichend barrierefrei gestaltet. Der Mangel an Rampen oder funktionierenden Aufzügen stellt eine erhebliche Einschränkung für Rollstuhlfahrende dar, aber auch für andere Personen mit Mobilitätseinschränkungen wie Rolllatornutzende, Geheingeschränkte Menschen, Mütter mit Kinderwägen oder ältere Menschen, die sich nicht mehr so leicht fortbewegen können. 

Besonders enttäuschend ist, dass die sogenannten „barrierefreien" Haltestellen oft nicht ohne fremde Hilfe zu benutzen sind. Defekte Aufzüge (ob diese funktionieren, kann unter MVG Zoom angesehen werden – wer kein Smartphone nutzen kann, hat in diesem Fall Pech gehabt) fehlende Rampen und die tatsächliche Bereitschaft des Fahrpersonals, die Klapprampe hinzulegen – ob eine Dienstanweisung von Seiten der MVG zu einer Verbesserung führen könnte, bleibt abzuwarten. An den sogenannten barrierefreien Haltestellen, wie z.B. der Tramhaltestelle Rosenheimer Platz, ist es oft unmöglich, sich selbstständig im ÖPNV zu bewegen, was im Widerspruch zu dem steht, was unter Barrierefreiheit verstanden wird. Selbst im Facharbeitskreis Mobilität herrscht hierüber noch keine Einigung, wie wir diese benennen wollen können – barrierearm, teilweise barrierefrei, oder schlicht nicht barrierefrei? 

Die Schwierigkeiten setzen sich bei der Nutzung des Hublifts bei der Tram fort, dieser wird benötigt um das Bordsteinniveau zur Tram auszugleichen. Hier stoßen Rollstuhlfahrende oft auf technische Probleme oder Unzugänglichkeiten, die eine reibungslose Benutzung verhindern. Ebenso bringen die gelben Rampen in der U-Bahn im MVG ihre eigenen Herausforderungen mit sich, sei es aufgrund der Anrampung, Unebenheiten, unzureichender Steigung oder Abstandsproblematiken – denn jeder Bahnsteig hat seine eigenen Herausforderungen und seine eigenen Abstände zur U-Bahn, und Tram. 

Die bestehenden barrierearmen Fahrzeuge allein genügen nicht. Rollstuhlfahrende stoßen auf Schwierigkeiten bei der Nutzung, sei es durch blockierte Rollstuhlplätze oder mangelnde Rücksichtnahme seitens anderer Fahrgäste oder mangelnde Bereitschaft des Fahrpersonals, Rampen herauszulegen. Ich bin mir bewusst, dass dies nicht immer der Fall ist, doch für diejenigen, die solche Situationen erlebt haben, wird der nächste Nutzungsschritt des ÖPNV zu einer Herausforderung. 

Hier liegt eine Verpflichtung der MVG, nicht nur barrierefreie Transportmittel bereitzustellen, sondern auch die Sensibilisierung der Fahrerinnen und Fahrgäst*innen für die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen weiter zu fördern und zu intensivieren. 

Und zu guter Letzt die neueste "Perle": Die Einführung des On-Demand-Services durch die MVG, besser bekannt als das ehemalige "Isartiger"-Projekt, das nun unter dem Namen MVG MIJA an den Start gehen soll. Diese Entwicklung wurde letztes Jahr vom Stadtrat durchgewinkt und erregte die Aufmerksamkeit der Presse. Um das klarzustellen: Obwohl wir eine hundertprozentige Barrierefreiheit fordern, bezieht sich die MVG auf den § 64 c PBefG, wonach eine Mindestverfügbarkeit von 5 % an barrierefreien Fahrzeugen vorzusehen ist. Die MVG möchte zunächst 5 %, später aber 10 % einhalten und bei Bedarf mehr. 

Was ich damit ausdrücken möchte, ist die Frage, warum das Thema Barrierefreiheit im MVG so „stiefmütterlich“ behandelt wird. Sei es bei der neuesten Errungenschaft, dem MVG MIJA. Wir begrüßen zwar die Fortschritte, sehen jedoch die Notwendigkeit, den Fokus auf eine umfassendere Barrierefreiheit zu legen. Warum nicht mehr Anstrengungen unternehmen, um sicherzustellen, dass alle Menschen, unabhängig von ihren Mobilitätseinschränkungen, gleichberechtigten Zugang zu den öffentlichen Verkehrsmitteln haben? Es ist an der Zeit, dass die MVG ihre Verpflichtung zur Schaffung eines inklusiven und barrierefreien Nahverkehrs vollumfänglich erfüllt. 

Die UN-BRK fordert zudem umfassende Information und Teilhabe. In diesem Bereich besteht Handlungsbedarf seitens der MVG. Aktuelle und genaue Echtzeitinformationen über barrierefreie Zugänge und mögliche Störungen sind unerlässlich, um Unsicherheiten zu minimieren. Insgesamt verdeutlicht diese kritische Analyse, dass die MVG und die Stadt München ihre Bemühungen intensivieren müssen, um die Vorgaben der UN-BRK zu erfüllen und eine wirkliche Barrierefreiheit im öffentlichen Verkehr zu gewährleisten. Dies erfordert nicht nur bauliche Maßnahmen, sondern auch eine umfassende Sensibilisierung für die Bedürfnisse aller Fahrgäst*innen, unabhängig von ihrer Mobilitätseinschränkung. 

 

Zum guten Schluss der Nachweis über das vorgeschriebene, bemängelte 

Kundendialog MVG: 

https://www.mvg.de/services/kontakt/kundendialog.html 

Dies ist die offizielle Seite für den direkten Kontakt mit der MVG, um positives oder auch konstruktives Feedback zu teilen. 

Barrierefreiheit bei MVG: 

https://www.mvg.de/ueber/engagement/barrierefreiheit.html 

Hier findest du Informationen zur Barrierefreiheit aus der Sicht der MVG, einschließlich ihrer Bemühungen und Maßnahmen. 

MVG MIJA Projekt: 

https://www.mvg.de/ueber/mvg-projekte/mija.html 

Erfahre mehr über das MVG MIJA Projekt, das einen On-Demand-Service für die MVG darstellt. 

Funktionierende Aufzüge erkunden 

https://www.mvg.de/dienste/zoom.html 

Diese Seite ermöglicht es, sich über funktionierende Aufzüge zu informieren und ist besonders nützlich für eine barrierefreie Nutzung. 

Bus und Bahnbegleitservice 

https://stadt.muenchen.de/service/info/sozialer-betrieb-bus-bahn-begleitservice/10308173/ 

Wenn Sie mobilitätseingeschränkt sind, unterstützt Sie der Bus & Bahn Begleitservice bei der Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. 

Heiko Sevecke