Vaterchen Frost im langen weissen Umhang, Fellmütze, großer Bart

Euer Väterchen Frost ist wieder da
und kommt direkt aus Amerika.
Doch bin ich heute nicht allein,
sondern – wie sonst gewohnt – zu zwein,
denn auch Schneeflöckchen ist wieder bei mir,
so sind wir also beide hier
und freuen uns, euch wieder zu sehn,
wir finden es bei euch immer schön.
Ich begrüße euch mit meinen alten Toast:
nämlich Nazdorowje, und das heißt: Prost!

Ehrlich, ich kann einen Wodka vertragen:
Die Welt schlägt mir ziemlich auf den Magen.
Vielleicht geht es euch ja ebenso,
mich jedenfalls macht nur wenig froh.

„Amerika“, schrieb unser Goethe vormals,
„du hast es besser“, so meinte er, „als
unser Kontinent der Alte“.
Es habe nicht Schlösser, noch Basalte.
Doch besser ist es deshalb noch lange nicht,
und keineswegs so, wie der Dichter spricht.

Gewählt haben sie in den USA,
nun, zwischen Pest und Cholera.
Im Gegensatz zu all den Fachleuten,
Meinungsforschern, Siebengescheiten,
fiel es anders als erwartet aus.
Für Donald Trump. Ich sag nur, O Graus!
Ein Schaumschläger, Lügner, Betrüger, Rassist,
einer, der, außer sich selbst alles vergisst,
was Sitte und Anstand gebieten sollten –
dass die so einen als Präsidenten wollten!
Ein Frauenfeind und Menschenverächter,
ein Selbstdarsteller, ein Selbstgerechter,
ein Steuerbetrüger und Hasardeur -
ach Leute, das macht das Herz mir schwer.

Seine Gegenspielerin, wie es jeder kennt,
ist Galionsfigur fürs Establishment,
raffgierig und der Wallstreet verbunden.
Das hat kaum einer gut gefunden
und man hat sie, das muss ich leider gestehn,
nur als das „kleinere Übel“ gesehn.
Ich bin sogar in Entenhausen gewesen,
von dem ich im Mickymausheft gelesen,
um zu fragen, wie sie dort gewählt wohl hätten:
Der Dagobert Duck, darauf könnt ihr wetten,
hat für Hillary Clinton gestimmt
und Micky Maus, aufs Bravsein getrimmt,
politisch korrekt, hat es gleichfalls getan.
Dagegen der Donald, nehme ich an,
der ewige Loser, beschissen zumeist,
hat den gewählt, der ihn bescheißt,
den Namensvetter: Für den kleinen Mann
sei der. Wer glaubt denn daran?

Doch werden Märchen gerne geglaubt,
wenn man anderer Hoffnungen ist beraubt.
Enttäuscht und voll Wut auf „die da oben“,
beginnen oft Menschen ohnmächtig zu toben,
und fallen herein auf den ärgsten Wicht,
wenn er ihnen nur „Größe“ verspricht.
Dass er schlecht über Frauen und Einwanderer spricht,
das stört doch sehr viele Männer gar nicht
Doch können wir uns Hochmut und Einbildung schenken.
Wir sollten bei uns selber, in Deutschland bedenken,
wie da gegen Fremde getrommelt wird.
Gegen Flüchtlinge wird die Stimmung geschürt,
gegen Schwule, gegen Behinderte ebenso,
und der Tonfall dabei ist ziemlich roh.
Auch bei uns gibt es die Abgehängten,
vom Wohlstand Vergessenen, die Gekränkten,
und diejenigen, die vor Abstieg sich sorgen
und meinen, wenn nicht heute, dann vielleicht morgen.
Die mit Fremden kaum Erfahrungen machten
und genau deshalb Fremde fürchten und verachten.

Und seh ich mich um, sehe ich mit Erschrecken,
ähnliches Gedankengut flächendeckend:
Ob in Holland der Wilders, in Frankreich Le Pen,
den Hofer im Nachbarland kommen wir sehn,
in Polen Kaczynski, den Orban in Ungarn
und welche Gestalten da sonst noch lungern.

In der Türkei, der Erdogan,
der leidet bereits an Cäsarenwahn.
Die Demokratie wird dort grade begraben,
wie wir schon früher erlebt es haben.
Doch lässt ihn die EU durchaus gewähren,
um neue Flüchtlinge abzuwehren,

Bei mir in Russland, Putin der Fromme
(wie ihr wisst, ist er vom KGB gekommen),
macht ebenfalls um Russlands Größe
ein ganz erhebliches Getöse.
Und statt die Lage im Land zu verbessern,
wetzt er lieber betont nach Außen die Messer.
Die baltischen Staaten fürchten sich da,
schon ist mit Hilfsversprechen die NATO da.
So wird, ich sage es nicht im Spaß,
die Welt immer mehr zum Pulverfass.

So wüst, wie es auf der Welt hergeht,
kann es passieren, dass man versteht
die Leute, denen alles zu viel ist,
denen Ruhe das einzig wahre Ziel ist.
Dann wählen sie einen, der das verspricht
sind nur aufs eigene Wohl erpicht.
Doch hat, wer die andern Menschen vergisst,
am Ende selber den größten Mist.

Da will ich doch lieber einen Hoffnungsblick
euch gewähren, und schaue nun zurück,
wie diesen Sommer im Havelland
Behinderte und ihre Freunde zu Wasser, zu Land
gemeinsam eine Reise genossen.
Vom Himmel hat sich Sonne ergossen.
Und Mönche und Schiffe …, es war sehr schön,
auch wenn von Sanssouci nur der Schlosspark zu sehn,
weil irgendjemand nicht bedacht,
dass am Montag die Museen zugemacht.
Es gab Äpfel und Fische – ihr könnt alles lesen
in der Clubpost, und was sonst noch gewesen.
bei der Sommer-Schiffsreise des cbf,
Danke der Crew und ihrem Chef!

> Ein Personalwechsel ist noch zu berichten.
Mauna ist fertig mit ihren Pflichten.<

Die übernimmt nun Dana. Die jungen Herrn
beim Stammtisch sehen beide gern.<b

Doch bevor ich wie Trump jetzt laufe Gefahr
sexistisch zu reden, ruf ich: Für dieses Jahr,
war’s das, was Väterchen Frost hatte zu sagen.
Ich hoffe, im nächsten Jahr sind die Plagen
nicht mehr so viele. Darauf meinen Toast:
Ich sag Nazdorowje – und das heißt Prost!
Und do swidanja – auf Wiedersehen und
dieses vor allem: bleibt gesund!

Jürgen Walla
11.11.2016