Da bin ich wieder, euer Väterchen Frost
mit nasdorowje und das heißt Prost!
Mein Schneeflöckchen hat heute frei.
Nehmt mit mir vorlieb, ich bin dabei.
Aber ich muss euch das eine sagen:
euch zuzuprosten will mir gar nicht behagen.
Das liegt daran, dass, wie ihr wisst,
die Welt schier ganz aus den Fugen ist.
Auf heitere Sprüche vergeht mir die Lust,
mache ich mir die Lage bewusst.

Der Terror wütet unterm Mantel der Religion,
und Menschen laufen vor dem Terror davon,
wovor hierzuland viele in Schrecken geraten.
Theoretisch lobt man die guten Taten,
doch praktisch mit ihnen konfrontiert,
fragt sich mancher, wohin das am Ende führt.
Wird etwa der Terror zu uns getragen,
wenn wir Flüchtlinge aufzunehmen wagen?
Indessen, sich vor dem Terror zu ducken
& nicht gegen Einschüchterung aufzumucken,
macht Wüterichen weiter zu wüten nur Mut.
Und das ist jedenfalls nicht gut.

Doch einfach zu sagen: „Wir schaffen das schon“
hilft nicht grade weiter, was hat man davon?
Aus guten Wünschen & Durchhalteparolen
ist zweifelsfrei keinerlei Nutzen zu holen.
Und das nutzen aus, um Hass zu säen,
Demagogen, die das Denken verschmähen
& die statt Probleme versuchen zu lösen,
lieber Schuld zuweisen, den andern, den Bösen

Deshalb rate ich ernsthaft das eine euch allen:
nicht auf solche Parolen hereinzufallen.

Gut ist es zu helfen, wo man es kann,
kühlen Kopf zu bewahren als Frau und als Mann
& nicht den Rattenfängern nachzulaufen,
die uns doch nur als dumm verkaufen

Der alte Fritz war klug. Der meinte schon:
Jeder werde selig nach seiner Fasson.
Evangelisch, katholisch oder keines von beiden,
Moslems, Juden, Buddhisten, Heiden
sollen nach ihrer Überzeugung leben,
jedoch allen andern die Freiheit geben,
es mit der ihren genauso zu halten,
die Religion als Privatsache zu gestalten.
& wenn jemand zum Beispiel an gar nichts glaubt,
dann sei das Nicht-Glauben ihm erlaubt.
Im Grunde ist die Sache wirklich ganz
einfach: es braucht nur eines: Toleranz.

Will aber jemand die Toleranz nicht haben,
wird er, was er scheinbar verteidigt, untergraben,
mag er sich noch so berufen aufs Abendland,
wenn er die Bedeutung der Toleranz nicht spannt.
Sie ist eine abendländische Errungenschaft.
Sie zu erringen kostete unsere Vorfahren Kraft
& Mut & manche ihr Leben.
Deshalb sollt ihr diesen Wert nie aufgeben.

Dass das gar nicht so einfach ist,
zeigt folgendes Beispiel: Wie ihr wisst
wurden Behinderte früher bestenfalls toleriert.
Dass das nicht reicht, hat man nun kapiert.
Teilhabe ist nötig, und zwar selbstbestimmt,
das Wort, das dazu in den Mund man nimmt,
es heißt schön lateinisch Inklusion
& geredet wird sehr gern davon.

Wenn nur Behinderte in eine Klasse gehen
& ein einziges nicht behindertes Kind ist zu sehen,
zu sagen, dass so etwas Inklusion sei,
das ist nichts als Augenwischerei.
Bis Inklusion aber tatsächlich eingeführt
wird & wirklich allgemein funktioniert,
dahin ist der Weg durchaus noch lang.
Nicht alles, was heute mit schönem Klang
als Inklusion wird angedient,
hat diesen Namen wirklich verdient.
Lasst euch nicht von schönen Worten betrügen.
Was man will, sollte man auch tatsächlich kriegen.

Freilich, es wird ja überall gelogen,
bei Transplantationen wurde betrogen,
im Fußball blüht die Korruption,
man dachte es sich, nun weiß man davon
& so mancher Saubermann musste schon gehen,
als man auf der Weste die Flecken gesehen.

Man ist die Skandale inzwischen gewohnt,
fragt sich, ob die Aufregung sich überhaupt lohnt.
Aber wenn man alles hinnimmt, was geschieht,
wer weiß, was einem dann am Ende blüht?
Drum ist es schon richtig aufzupassen
& sich nicht einlullen & verarschen zu lassen.

Allerdings ist auch wahr, auf der anderen Seite,
dass eine skrupellose Pressemeute
stets auf der Jagd nach Schlagzeilen ist
& darüber Takt & Anstand vergisst.
Nur schlechte Nachrichten erscheinen als gut.
So schürt man Verzweiflung, Angst & Wut,
in der Absicht, die Auflage zu erhöhen,
mag dabei auch die Wahrheit zum Teufel gehen.

Indes gibt es nach wie vor gute Taten,
wer das nicht vergisst, ist gut beraten.

> & wenn ich rede von guten Taten,
ihr merkt es schon, braucht nicht zu raten,
dann kommt die Rede auf den cbf:
von Behinderten & ihren Freunden ein Treff,
bei dem es nicht nur um Geselligkeit geht,
sondern Praktisches meist im Vordergrund steht,
zum Beispiel die Barrierefreiheit.
Ohne den cbf wäre München nicht so weit,
wie es der Fall ist, doch in den Schoß
die Hände zu legen geht nicht, sehr groß
ist & bleibt die Aufgabe nach wie vor,
& wer das leugnete, wäre ein Tor.

Carola Walla hat sehr viel getan
für euren Verein, doch nun stand an,
da die Carola in den Ruhestand geht,
die Aufgabe jedoch weiter besteht,
dass ein Nachfolger musste gefunden werden.
Bekanntlich ist nichts unmöglich auf Erden.
Peter Pabst arbeitet nun auf Carolas Stell‘.
Eingearbeitet hat er sich sehr schnell.
Ihm wünsch ich für die Arbeit Erfolg & Glück.
An Carola denken alle gerne zurück.
Sie bleibt euch ja immerhin weiter erhalten
um im Vorstand eure Arbeit mit zu gestalten.

Das ist euren Applaus auf jeden Fall wert,
also macht das Geräusch, das jeder gern hört.

Auch von den Bufdis gibt Neues zu berichten,
die freiwillig ihre Arbeit verrichten
im Bundesfreiwilligendienst, wie ihr wisst,
jedoch nur für eine begrenzte Frist.
Patricia ist nun nicht mehr bei euch,
die Zeit im cbf bestärkte sie, gleich
anschließend Sozialpädagogik zu studieren.
Nach Würzburg tat sie das Studium führen.
Patricia ist hübsch, freundlich & intelligent.
Das wird jeder bestätigen, der sie kennt.
Ich denke, man merkt schon vom Augenschein,
bei der Neuen wird es nicht anders sein.
Es gibt nämlich für euch eine neue Kraft,
ich wünsch ihr Erfolg & Leidenschaft:
Maona lautet ihr schöner Name
(ihr seht, es ist wiederum eine Dame).
Auch hier bitt ich euch, die Hände zu rühren,
sie soll auf die Weise Ermunterung verspüren.
Ich wünsche ihr ein gutes Gelingen.

So könnt ich weiter meine Reden schwingen.
Indessen ist es Zeit sich auf den Weg zu machen.
Auf mich warten nämlich noch andere Sachen.
Deswegen verabschiedet sich euer Väterchen Frost
mit nasdorowje, & das heißt: Prost!

Hoffen wir, dass die Welt 2016 noch steht
& alles, wie auch immer, gut weiter geht.

Jürgen Walla
27.11.2015