Am 18.07.2018 fand die Eröffnung der Foto-Ausstellung „ Mensch, Arbeit, Handicap“ im Foyer des Referats für Arbeit und Wirtschaft in der Herzog-Wilhelm-Str. 15 statt.

Bürgermeister Josef Schmid, der auch das Referat für Arbeit und Wirtschaft (RAW) bei der Landeshauptstadt München leitet, eröffnete die Veranstaltung. Anschließend erläuterte Professor Dr. Stephan Brandenburg, der Hauptgeschäftsführer der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), den Gästen den Hintergrund der Veranstaltung und der Fotoausstellung.

Die Ausstellung dreht sich rund um das Thema Inklusion von Menschen mit Handicap in der Arbeitswelt. Die Menschen und ihre Arbeit sind durch verschiedene Fotografinnen und Fotografen kunstvoll in Szene gesetzt. Die Fotografien werden in einem städtischen Referat ausgestellt, weil die Teilhabe in Arbeit eine der zentralen Stellschrauben und Herausforderungen für die Inklusion von Menschen mit Behinderungen ist. Mit dem Münchner Beschäftigungs- und Qualifizierungsprogramm (MBQ) trägt das Referat für Wirtschaft und Arbeit zur Inklusion von Menschen mit Einschränkungen bei – auch, wenn der Weg in den Arbeitsmarkt nicht immer einfach ist. Mit der Fotoausstellung soll der Blick auf die vielfältigen Arbeitswelten und Potenziale von Menschen mit Behinderung gerichtet werden, um ein positives Inklusionsstatement zu setzen und Unternehmen auf die Menschen aufmerksam zu machen.
Die Ausstellung geht auf einen bundesweiten Fotowettbewerb der BGW zurück und tourt derzeit durch Deutschland. Lilli Eben, die Frau auf dem Plakat, mit dem die Veranstaltung beworben wird, lebt und arbeitet in München und wurde vom Fotografen Benjamin Schmidt porträtiert, einem der Gewinner des Wettbewerbs. Beide waren an der Eröffnungsveranstaltung vor Ort. Insgesamt werden rund 73 Werke der 16 Gewinnerinnen und Gewinner ausgestellt. Die Ausstellung war bis Dienstag, 14. August, montags bis donnerstags von 8 bis 18 Uhr und freitags von 8 bis 15 Uhr zu sehen (Sie können die prämierten Fotos aber online unter https://www.bgw-online.de/DE/Medien-Service/Fotowettbewerb/Fotowettbewerb_node.html anschauen).

Auch ich, Cornelia von Pappenheim, war zu der Eröffnung der Ausstellung eingeladen, um als stellvertretende Vorsitzende des Behindertenbeirats der Stadt München und Geschäftsführerin des Gehörlosenverbands München und Umland (GMU) einige Grußgebärden zu halten.

Dabei war es mir natürlich wichtig, mich bei Frau Frau Dr. Schütt und Frau Habichtobinger vom RAW für die Organisation dieser wichtigen Ausstellung zu bedanken. In München benötigen wir solche Veranstaltungen und Ausstellungen dringend, um auf diese „Baustelle“ der Inklusion aufmerksam zu machen.

Im Behindertenbeirat der Stadt München gibt es einen Facharbeitskreis Arbeit, der sich seit Jahren immer wieder darum bemüht, dass Menschen mit Behinderungen und der 1. Arbeitsmarkt keine Gegensätze mehr sind.

Das Thema Arbeit ist eine der ganz großen Herausforderungen für die Inklusion und die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention. Neben der schwierigen Wohnsituation und der ausgrenzenden Beschulung geben Menschen mit Behinderungen regelmäßig zu verstehen, wie unfassbar schwierig es ist, eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung zu finden.

Umso wichtiger ist es, dass mit dieser Fotoausstellung gemeinsam Akzente zu diesem Thema gesetzt werden.

In meiner Ansprache habe ich deutlich gemacht, dass diese Ausstellung Mut macht und zeigt, was Menschen mit Behinderungen alles machen und erreichen können. Die Fotos dürfen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei den dargestellten Personen im Wesentlichen um besonders tolle Einzelfälle handelt. Sie zeigen Menschen, die mit Glück, UnterstützerInnen, persönlichem Willen und Durchhaltevermögen ihren Weg trotz aller Widerstände gehen. Das, was auf diesen Fotos so selbstverständlich wirkt, ist für die meisten Menschen mit Behinderungen eben keine Selbstverständlichkeit.

Ich habe auch insbesondere auf die Fotostrecke von Insa Vollert hingewiesen, die ein Integrationshotel in Hamburg-Altona zeigt, in dem Menschen mit Behinderungen ganz selbstverständlich arbeiten können und stellte bei der Eröffnung die Frage, warum es so etwas noch nicht in München gibt, der „Weltstadt mit Herz“? Ich hoffe, dass dieser Appell, so ein Projekt gemeinsam in München anzugehen, bei den anwesenden Gästen gewirkt hat.

Mir lag auch am Herzen, die Fotostrecke von Thomas Victor in den Vordergrund zu rücken. Diese zeigt einen Menschen, der ohne den linken Unterarm zur Welt gekommen ist. Mit Hilfe einer technischen Prothese ist es der Person wieder möglich, alltägliche Aufgaben einfacher zu meistern. In der Fotobeschreibung steht, dass sein Selbstbewusstsein durch die Anerkennung wächst, die er durch die High-tech Prothese bekommt.

Dort steht auch, dass die Menschen ihm vorher ohne die Prothese mit Scham und Mitleid begegnet sind und heute mit Erstaunen und Bewunderung reagieren.

Ich habe dazu ganz deutlich gemacht: Ich freue mich darüber, dass Menschen mit Behinderungen durch den technischen Fortschritt profitieren! Aber ich ärgere mich auch sehr, dass die Gesellschaft nicht besser damit klar kommt, wenn ein Mensch mit einem Arm lebt. Ist der Mensch denn erst wieder etwas wert und zu bewundern, wenn er wieder „normal“ aussieht oder sich „normal“ verhält?

Es wird immer Menschen geben, die nicht gehen können, die nicht sprechen können, die nicht hören oder sehen können, die ein, zwei oder drei Arme haben. Das alles sind keine Gründe für Scham oder Mitleid!

Unser Ziel muss es sein, für all diese Menschen eine sinnvolle und angemessen bezahlte Beschäftigung zu finden und darüber Anerkennung und Akzeptanz für sie als Menschen zu entwickeln.

Unser Ziel muss es NICHT sein, die Menschen so zu perfektionieren, dass sie alles tun können und niemanden mehr erschrecken.

Ich wünsche mir, dass meine Botschaften angekommen sind und dass viele Menschen in München diese Fotoausstellung besuchen konnten oder bei anderer Gelegenheit sehen können.

Cornelia von Pappenheim