Wir waren im Sommer 2015 auf einem Kurzurlaub (4 Tage) in Bodenmais.
Im Vorfeld war, wie immer, die bange Frage – gibt es Behindertenzimmer und wenn ja, sind sie das wirklich oder nur „kundenfangtechnisch“?
Es folgte die gleiche Prozedur wie immer, wenn wir wegfahren wollen und noch nie dort waren.
Wir riefen einige Hotels an, fragten nach und bekamen, auch wie meistens, die teilweise unverschämten Antworten – alles ist behindertengerecht, nur da zwei kleine Stufen, da geht der Aufzug nur bis … usw.! Jetzt versuchten wir es über die Tourist Information, obwohl wir da auch schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht haben. Hier in Bodenmais nicht! Die Bodenmaiser Tourist Information ist freundlich, kompetent und ehrlich.
Sie verwiesen uns an das Landhaus Meine Auszeit, eine Pension mit ca. 15 Zimmern, mit der Auskunft, dass es hier die einzigen zwei Behindertenzimmer gäbe - sogar mit Zertifizierung. Nun wurde gebucht. Der Anruf und die folgenden Mails waren sehr freundlich und informativ, ebenfalls sehr kompetent. Uns wurde wirklich alles erklärt, die Lage, Ausflugsmöglichkeiten usw.


Der Tag der Anreise kam und wir fuhren mit gemischten Gefühlen nach Bodenmais ins Landhaus Meine Auszeit. Doch bei der Ankunft waren wir sehr überrascht von allem.
Schon die Begrüßung war ein Highlight!
Das Haus liegt am Hang, was ja normalerweise ein Problem ist. Der Parkplatz liegt unterhalb des Hauses. Ab hier ist dann wirklich alles behinderten- und rollstuhlgerecht.
Vom Parkplatz fährt ein spezieller Rollstuhlaufzug oberhalb der steilen Treppe, an der Garage entlang, direkt auf die Terrasse der beiden nebeneinanderliegenden rollstuhlgerechten Zimmer. Die Eigentümer waren sofort zur Stelle und ließen uns direkt von hier in unser Zimmer. Ansonsten kann man auch mit dem Rollstuhl problemlos am Haus entlang zum Haupteingang fahren. Im Zimmer die nächste positive Überraschung: Es ist sehr geräumig und gut mit dem Rollstuhl zu befahren. Sehr schön, modern und zweckmäßig eingerichtet. Von hier geht’s in den Flur. Auch hier ist genügend Platz, um mit dem Rollstuhl problemlos wenden zu können. Soweit so gut, dachten wir. Aber wie wird das Bad aussehen? Überraschung! Denn so ein schönes, riesengroßes, edles und vor allem barrierefreies Bad hatten wir noch nirgends vorher - toll! Hier kann man wirklich von einem rollstuhlgerechten Bad sprechen. Halterungen, überall wo sie hingehören: bei der Toilette und vor allem bei der Dusche mit Duschsitz. Man kann eben in die Dusche fahren, die sehr geräumig ist und mit einem Vorhang umgeben. Sollte man nicht aufpassen und über die „Vorhanggrenze“ hinaus wässern, steht auch ein Gummi-Abstreifer bereit, um gleich die gröbste Nässe wieder entfernen zu können. Das Waschbecken ist unterfahrbar und der Spiegel zu justieren. Der Beste ist noch, dass die Besitzer mit dem ortsansässigen Fachgeschäft eine Vereinbarung haben, dass von dort, wenn nötig, kurzfristig zusätzliche Hilfsmittel gemietet werden können.
Soviel zum Zimmer mit Bad. Aber man braucht ja noch mehr. Der Frühstücksraum befindet sich im EG, wo die Behindertenzimmer sind. Also ebenerdig raus aus dem Zimmer, zwei Meter fahren und man ist im Frühstücksraum mit Buffet. Auch hier ist man auf Rollstuhlfahrer eingerichtet: gut anfahrbare Tische und in dem einen Teil extra mehr Platz für die Rollstühle. Das Frühstück selbst ist hervorragend. Eine sehr gute Auswahl. Vor allem wird immer frisch aufgefüllt. Man muss sich also nicht beeilen und der Erste sein. Auch der Spätaufsteher bekommt hier genauso gute, frische Sachen.
Jetzt kommt der nächste, nicht selbstverständliche Service: Die Gastgeber sind die ganze Zeit vor Ort, unterhalten sich mit ihren Gästen, ohne aufdringlich zu sein und beraten jeden einzeln. Soll heißen, sie erkundigen sich nicht nur nach dem Befinden, sondern fragen, was man heute vorhabe, um dann Ratschläge zu geben. Auch machen sie gerne Vorschläge, was man alles in Bodenmais und Umgebung unternehmen und erleben kann.
Und das Besondere ist, dass sie auch den Rollstuhlfahrern genaue Auskunft geben können, wo man mit dem Rollstuhl hin kann und wohin nicht. Das hat alles Hand und Fuß. Die Gastgeber; Jost und Kim aus Holland, sind hier bestens vorbereitet und haben sich das meiste selbst angeschaut und ausprobiert. Sie haben sich ihren Traum erfüllt und die Pension Landhaus Meine Auszeit gekauft. Der Name kommt auch nicht von ungefähr, sondern wurde sorgfältig ausgewählt und ist Programm. Die Beiden kümmern sich um alles selbst: von der Buchung über das Frühstücksbuffet bis zum Reinigen der Zimmer. Nichts ist dem Zufall überlassen. Hier ist man wirklich Urlaubsgast! Nun stellt sich nur noch die Frage, wieso sich die Besitzer mit Menschen mit Behinderung so gut auskennen und auf sie eingehen können. Das Geheimnis ist, dass beide aus dem Bereich kommen und deswegen ihre Erfahrungen hier eingebracht haben.
Zum Schluss gibt es nur noch eines: Unsere Empfehlung – Hinfahren und wohlfühlen!

 

        


Andrea King und Wolfgang Hohler