Ein Ausflugstipp im Januar? All diejenigen, die vermuten, der Verfasser sei von allen guten Geistern verlassen oder habe sich im Monat vertan und stelle versehentlich im Januar einen Ausflug vor, der in der wärmeren Monaten in Angriff zu nehmen sei, irren gewaltig: Wenn die kommenden Monate halbwegs so mild und sonnig werden wie große Teile vom November und Dezember, lohnt sich ein Ausflug ins Münchner Umland allemal und neben einer grandiosen Voralpenlandschaft werden dort auch Kultur und kulinarischer Genuss geboten.

Doch eines vorweg: Der Ausflug eignet sich nur für Unerschrockene (allerdings habe ich kürzlich mit einer befreundeten Rollstuhlfahrerin gesprochen, die ihn vorbehaltlos empfiehlt) und in Teilen wird eine Begleitung empfehlenswert sein. Außerdem ist das Gulbransson Museum nicht gänzlich stufenlos zugänglich. Selbst wer aber keine Stufen bewältigen kann, wird einen  Besuch nichtsdestotrotz aber als lohnenswert empfinden. 

 

Doch der Reihe nach: vom Münchner Hauptbahnhof gelangt man stündlich mit der BOB (Bayerische Oberlandbahn) in einer guten Stunde direkt nach Tegernsee. Der Zug fährt teilweise am Ufer des Sees, so dass man bei gutem Wetter schon auf der Fahrt eine Postkartenlandschaft genießen kann. Leider befindet sich der Bahnhof von Tegernsee etwas weiter oben am Hang. Der Weg vom Bahnhof in das nahe dem Ufer gelegene Gulbransson Museum stellt daher eine erste Herausforderung dar, da es doch etwa zehn Minuten bergab geht. Wer sich insoweit unsicher ist, sollte die Fahrt daher keinesfalls allein unternehmen!

Das Gulbransson Museum schließlich besteht aus zwei Gebäuden: dem 1966 entstandenen, von Sepp Ruf entworfenen „Altbau“ und einem 2008 geschaffenen Erweiterungsbau. Zutritt erlangt man über den stufenlos zugänglichen Erweiterungsbau. Von dort gelangt man über einen Aufzug ins Untergeschoss, in dem sich Räumlichkeiten für Wechselausstellungen befinden (zum Zeitpunkt meines Besuchs waren dies die sehr sehenswerten Arbeiten von Hans Reiser, 2016 werden dies, unter anderem, Werke von Gulbransson im neuen Glanz und eine Ausstellung über den Karikaturisten Ernst Maria Lang sein). Ebenfalls im Untergeschoss schließt sich ein Raum mit Arbeiten von Gulbransson an. Über diesen Raum gelangt man dann leider nur über eine zwar mit Handlauf versehene Treppe von vielleicht fünf Stufen in einen Raum, in dem ein sehenswerter Film zum Leben von Olaf Gulbransson gezeigt wird. Über eine weitere, diesmal vom Untergeschoss ins Erdgeschoss führende Treppe gelangt man dann in den Hauptraum des „Altbaus“ des Museums, der der Zeitschrift Simplicissimus gewidmet ist, für die Gulbransson ja lange Jahre gearbeitet hat. Hier werden  Arbeiten der für diese Zeitschrift wirkenden Zeichner gezeigt. Dieser Altbau ist nicht mittels eines Aufzugs erschlossen, so dass ein Zugang nur über die bereits erwähnte Treppe aus dem Untergeschoss oder aber oberirdisch von außen über ein etwa fünf Stufen hohes Podest erfolgt (mir wurde dieser Zugang angeboten, falls mir die Treppe aus dem Untergeschoss zu beschwerlich würde). Je nach Geschmack und individueller Leistungsfähigkeit kann man sich also die wechselnden Sonderausstellungen und  / oder die Dauerausstellung zu Gulbransson und dem Simplicissimus ansehen.

Wer sich nach so viel Kultur und den anstrengenden Treppen stärken oder einfach nur die Seele baumeln lassen möchte, braucht nicht weit zu gehen: Wenn man über den an das Museum grenzenden Parkplatz zur Straße geht, ist man schon fast am See und unmittelbar am Ufer befindet sich das Aran Tegernsee, das Café am Schloss. Wer über die mit einem Handlauf und einem Hublift versehenen Stufen ins Innere des Cafés gelangt, findet sich in einem großen, annähernd quadratischen Raum wieder. Dem Eingang gegenüber steht eine Theke (es gibt Selbstbedienung), während sich an den beiden Seiten Tische und Sitzgelegenheiten befinden. Die eigentliche Attraktion ist aber ein rechts davon gelegener, relativ schmaler und lang gezogener Raum, in dem in zwei Reihen jeweils dem Tegernsee zugewandte Tische stehen, die nur durch eine Fensterfront vom See getrennt sind. Wer dort Platz nimmt, hat ein absolutes Naturerlebnis und kann See und Alpen unmittelbar genießen!

Wolfgang Vogl