Wir hatten im Februar unseren Urlaub gebucht – nicht wissend, dass wir eigentlich während dieser Zeit umziehen würden.

Wir hatten unseren 7-Sitzer gut vollgepackt, das heißt, die hinteren Sitze herausgenommen, um den Elektro-Rolli unserer Tochter hereinzubekommen. Vorher noch einen Motor gekauft und angebracht, um den Rolli über eine Rampe in den Wagen hereinzuziehen, da er auf dem „Schiebeweg“, und das evtl. mehrmals am Tag, zu schwer war. Auch Baci (der Hund der Familie Bolten), Baci-Körbchen, Baci-Näpfe, Baci- Futter und Baci -Toiletten - und Schönheitsutensilien kamen mit.

toskana

Ja, wir freuten uns, nach einigen Jahren „Toskana- Enthaltsamkeit“ mal wieder in ein Stück altbekanntes Urlaubsdomizil zu reisen. Jahrelang sind wir nach San Vincenzo gefahren, oft über Ostern und / oder im Herbst. Wir fanden diesen Ort immer als gut rolli-geeignet, da auch eine kleine Fußgängerzone und teilweise abgesenkte Bürgersteige vorhanden sind. Wer war wohl noch da von den Menschen, die wir kannten? Und an die wir uns gerne erinnerten! Der „dicke Mann“ aus Südafrika, der unsere Tochter jedes Mal, wenn wir vorbeikamen, mit einigen Geschenken verwöhnte – er war nicht dick, nur unsere Tochter empfand ihn wohl so.

Oder das wunderbare Geschäft, in dem wir so einiges an Mobiliar gekauft hatten, was dann zu uns nach Hause transportiert wurde. Angefangen vom ersten Kauf kleiner Lampen bis zum letzten Kauf eines Mordstrumms von Steingrill mit 800 kg, auf den wir zwei Jahre warteten, bevor er in unsere alte Heimat geliefert wurde. Oder, oder...

Eine Unterkunft hatten wir in der Villa Hedy gefunden, die ein behindertengerechtes Appartamento anbot. Vorher wurde uns gesagt, dass man mit einem manuellen Rolli ohne Probleme in der Wohnung fahren könne, aber ein Elektro-Rollstuhl sollte besser vorne stehenbleiben. Nun war das kein Problem, da unsere Tochter auch in der Wohnung laufen kann. Allerdings war es dann, als wir vor Ort waren, auch kein Problem, mit dem E-Rolli in der Wohnung herum zu fahren. Dem wurde dann auch zugestimmt. Die Villa war schön, der Garten groß, allerdings musste man mit dem Rolli durch Splitt fahren, was aber auch kein Problem war. Das Appartamento lag hinten in einem Gartenteil mit Bäumen und Blumen, wo wir uns dann auch gut draußen aufhalten konnten. Die Wohnung war tatsächlich rollstuhlgeeignet, die Dusche ebenerdig mit Vorhang, zum Sitz-Duschen konnte ein Plastikstuhl hereingestellt werden. Allerdings waren keine Griffe an der Toilette.

boltensNur waren komischerweise vor dieser Wohnung Moskitos ohne Ende, und wir waren total zerstochen. Bei unserer Tochter fing es an, und bei mir hörte es auf bzw. nicht auf. Denn während Tochter und Mann nach einigen Tagen nicht mehr zerstochen waren, haben mich die Moskitos trotz Autan, Knoblauch und aller Drohungen sehr geliebt.Zum Strand war es nicht weit, so ca. 50 m über eine Teerstraße, allerdings ging kein Steg über den Sand, so dass jemand, der auf den Rolli angewiesen ist, nicht auf den Strand gekonnt hätte. Für uns war die Villa gut geeignet – da auch hundefreundlich. Von der Olivia, die im Haus lebt und unseren Baci liebte, über einen russischen Windhund aus Minga und 2 Garmischer Zamperl waren auch die Wauzis – etwas untypisch für Italien – gerngesehene Gäste.

Mit hatten wir auch unsere original italienische Espresso-Maschine, obwohl in jedem Apartment eigentlich eine steht. Mein Mann wollte seine eigene haben. Und diese hat er dann auch zum wiederholten Male befüllt und einen leckeren original italienischen Espresso gezaubert. So auch dieses eine Mal. Wir, die ganze Familie, sitzen draußen unter den lauschigen Olivenbäumen, schön entspannt, vor uns hindösend, mit Vorfreue auf das leckere Getränk -- als es in der Küche einen mörderischen Knall tat. Als wenn eine Bombe eingeschlagen wäre! Wir stürzen ins Haus ...oh Schreck... wie sieht es denn hier aus? Die Espressomaschine war explodiert – wie auch immer – der Deckel hatte die Abzughaube eingeschlagen, der Espresso war im ganzen Zimmer verteilt, inklusive Decke, vier Wände, Nebenflur, Bilder, Wanduhr, Gardinen, alles voll. Unsere Villenbesitzerin, die herbeigestürzt kam, war entsetzt und hatte so etwas noch nicht gesehen. Wir auch nicht.

Aber dann, bei allem Schreck und Ärger über Säuberungs- und Renovierungsarbeiten, waren wir sehr froh und dankbar, dass sich niemand im Raum aufgehalten hatte. Nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.

Natürlich waren wir auch wieder an einigen sooooooo schönen toskanischen Orten wie Bolgherie, mehmals am Baratti, der wunderbaren Bucht, Massa Marittima, Suvereto, Populonia... Freuten uns, einige Leute wiederzusehen, die wir kannten, wurden von der Chefin von „da Carla“, der Carla, abgeküsst, besonders unsere Bambina, und es war wieder wie zu Hause.

Wunderbare Toscana – diesmal mit Knall.

Bärbel Bolten