Der Clubabend vom CBF in Germering stand diesmal unter dem Thema: „Demenz eine (un-)heimliche Erkrankung“. Durch den Abend führte Frau Rosemarie Ladwig, die über sehr viel Erfahrung und profundes Wissen über die Erkrankung „Demenz“ verfügt. Frau Ladwig ist beim Sozialdienst Germering angestellt und arbeitet seit über 15 Jahren mit Demenzerkrankten und ihren Angehörigen. Als Leiterin im Helferkreis „Lichtblick“ und „TiPi“ (Tagesbetreuung in Privathaushalten für Menschen mit Demenzerkrankung) kümmert sich Frau Ladwig um die Stärkung der Alltagskompetenz Betroffener sowie um deren Begleitung und Betreuung. Der vom CBF in Germering organisierte Vortrag vor ca. 80 Besuchern im Zenjasaal in der Planeggerstrasse 9, Germering, machte gleich zu Beginn aufmerksam, dass Menschen mit Demenz  zwar in zunehmendem Maß immer weniger Möglichkeiten haben, sich zu steuern; allerdings über eine intensive Erlebens und Gefühlswelt verfügen.

Damit läge ein entscheidender Ansatz für Lebensqualität von Betroffenen und Angehörigen auf der Gefühlsebene, im intuitiv richtigen Zugang. Es sei eine Herausforderung und die schwerste Pflegesituation überhaupt, wenn Angehörige einen an Demenz erkrankten Menschen zuhause pflegen. Alzheimer ist die bekannteste Demenzerkrankung, die wie alle Hirnleistungsstörungen durch den Alterungsprozess des Gehirns verursacht werden. Was derzeit wissenschaftlich bekannt ist über Entstehung, Verlauf und Therapiemöglichkeiten, erklärte die Referentin gut verständlich und lebenspraktisch im Verlauf des Abends. Aufmerksamkeit miteinander im Alltag nannte sie als wichtigste Empfehlung, damit erste Anzeichen einer beginnenden Veränderung erkannt werden. Eine frühzeitige Diagnostik, um abzuklären, ob tatsächlich eine Demenzerkrankung vorliegt, sei die wichtigste Voraussetzung für die Behandlung dieser bisher unheilbaren Krankheit, um Krankheitsverlauf und -schwere zu beeinflussen. Auch um gegenüber anderen Erkrankungen abzugrenzen, wie z. B. die gut behandelbare Altersdepression. Allerdings ebenso, um z. B. rechtzeitig persönliche und rechtliche Angelegenheiten vielleicht noch einvernehmlich regeln zu können. Es sei ein schleichender, manchmal schwer erkennbarer Abbauprozess, der den nächsten Angehörigen in der gesamten Konsequenz häufig lange verborgen bleibt.

Frau Ladwig stellte anschaulich dar, welche Beeinträchtigungen nach und nach in verschiedenen Bereichen auftreten. Welche gesundheitlichen Gefahren durch verlorene Alltagskompetenzen zusätzlich entstehen, wie auch die verlorene Fähigkeit, Schmerzen auszudrücken. Betroffene Patienten entwickelten Bewältigungs- und Schutzstrategien, um den Abbau von einzelnen Alltagskompetenzen und Fähigkeiten zu kompensieren. Als ein eindrückliches, leicht erkennbares Beispiel nannte ein Zuhörer den veränderten Umgang mit Geld. Vor allem dann sei Aufmerksamkeit angebracht, wenn Menschen z. B. plötzlich vermehrt mit Geldscheinen bezahlen, anstatt Geld abzuzählen. Die Krankheit beeinflusse die gesamte Lebensführung. Die Krankheitssituation bringe eine hohe Belastung für die Menschen aus dem sozialen Umfeld, wie Familie, Freunde, Pflegepersonen, mit sich. Es gehöre unbedingt dazu, dass Angehörige für sich selbst rechtzeitig fachliche Unterstützung und Hilfe einholen. Frau Ladwig gab konkrete Beispiele und Orientierungshilfen sowie Umgangsregeln für den Alltag.

An diesem Abend wurde wiederholt deutlich, wie hoch der Leidensdruck für alle beteiligten Menschen ist. Wie dringend notwendig es ist, Demenzerkrankungen aus der gesellschaftlichen Tabuzone herauszuholen und als zum Leben gehörend zu betrachten. Das Wissen um Krankheitsverlauf und Behandlungs- und Interventionsmöglichkeiten erleichtert sowohl den erkrankten Menschen, als auch deren Angehörigen, den schwierig werdenden Lebensweg, an dem irgendwann tatsächlich der Partner oder die Angehörige durch gravierende Persönlichkeitsveränderung nicht wiederzuerkennen sei. Der Informations- und Beratungsbedarf zeigte sich in den Fragen im Saal und in den persönlichen Nachgesprächen mit der Referentin.

Wir danken Frau Ladwig ganz herzlich für den sehr informativen und fundierten zweistündigen Vortrag, der den CBF-Zuhörern eine große verborgene Tür öffnete und damit viel Licht in die (un-) heimliche Erkrankung Demenz brachte.

Roland Utz