Am Faschingsdienstag tanzen am Viktualienmarkt in München die Marktweiber und vielerorts findet das Faschingstreiben seinen Höhepunkt. Wie die unterschiedlichen, auf diesen Tag bezogenen Erwartungen aber auch unter einen Hut gebracht werden konnten, lesen Sie in der sehr persönlichen Schilderung eines Faschingsausflugs von Bärbel Bolten und ihrer Tochter:

Unser Faschings-Dienstags-Treiben

Nachdem ein Begutachtungstermin des MDK bezüglich einer eventuellen Neuversorgung mit einem Rolli empfindungsmäßig sehr gut beendet war, sollte es ins OEZ gehen bezüglich Kauf einer bestimmten Hose für unsere Bambina, und unbedingt diese eine Hose soll es sein. Und nur die und keine andere. Nach reiflicher Überlegung, wie wir dieses jetzt machen, ich mit Auto (ich benutze immer das Auto wegen meiner Knieprobleme), und unsere Tochter kommt mit Rolli, dann auch Überlegung, meine Tochter fährt auch im Auto mit und wir gehen dann zur ersehnten Hose, dann die Überlegung, eventuell ist viel los im OEZ und meine Tochter dann zu Fuß in dem Gedränge – außerdem kann man in dem Getümmel auch nicht gut einkaufen – fiel dann trotz etwas langen Gesichtes unserer Bambina und sehr lustlos - verhaltener Umorientierung die Entscheidung – wir fahren zum Tegernsee.
Dann wurde überlegt - wir können ja auch eine Schiffstour am Tegernsee machen – die aber dann einmal aus Zeitgründen (unsere Tochter musste zum Kochen wieder etwas früher zurück zur WG) und wegen Vergessens des Behindertenausweises in den See bzw. ins Wasser fiel – verschoben darauf, wenn der Papa auch mitfährt, dann ist’s auch mit seiner Hilfe besser und außerdem soll Bacci (unser Hund) auch mit aufs Wasser.
Das Wetter war herrlich – die Sonne lachte - der See, bella Italia azzurro, die Berge hatten noch weiße Sahnehäubchen, und unsere Bambina langweilte desinteressiert etwas vor sich hin.
Die Mutter fuhr – oh, guck mal, wie toll der See ist, da bin ich mit 13 Jahren öfter rumgelaufen. Da war ich 6 Wochen mit der Oma in Urlaub, zur Erholung, nachdem die Oma so krank war. Die Mutter fuhr – oh, sieh mal, der Wallberg. Da bin ich 1961 raufgelaufen. Und dann sind wir, die Oma und ich, mit der Gondel wieder runtergefahren. Und dann hatte ich so einen Druck auf den Ohren, dass ich stundenlang fast nichts hören konnte.
Die Mutter fuhr – hielt öfter an, um zu schauen – in Erinnerungen zu schwelgen - war begeistert. Die Bambina öffnete dann bei jedem „OH“ die Augen – und schlief dann wieder auf dem Beifahrersitz etwas gelangweilt weiter. Tja, und was machen wir dann mit Essen. Oh, wenn man aus Gmund wieder Richtung Minga fährt – da ist ein klasse Lokal. Da gehen wir hin, wir können direkt davor parken und da ist auch die Toilette ebenerdig. Und das Essen ist soooo gut. Der Parkplatz wurde angesteuert – keine Autos – keine Menschen - Montag und Dienstag Ruhetag. Schade, aber macht nix. Der Magen knurrte etwas. Ein Stückchen weiter ist auf der rechten Seite eine Alm, dann schaun wir da mal rein. Der Parkplatz wurde angesteuert – aber auch nix. Mittlerweile sang die fahrende Mutter aus lauter Verzweiflung „Mer losse dr Dom in Kölle, denn da jehört er hin“ auch um das laute Magengrummen – es war schon halb 3 – etwas zu übertönen. Bambina hatte wieder die Augen zu und schlief hungrig gelangweilt vor sich hin. „Weißt Du was - wir fahren wieder Richtung Minga. Wenn wir unterwegs noch auf was Schönes treffen, dann gehen wir rein“. Und wir trafen noch auf etwas Schönes – und es war zooooooooooo. „So, jetzt fahren wir zurück nach München, egal was noch kommt – und dann gehen wir ins Cafe Westend“.

Und unsere Bambina machte die tief verschlafenen Augen auf – strahlte und sagte „Ja, endlich. Zurück nach München“.Und so geschah es auch. Minga hatte uns wieder. Das Cafe hatte auf. Wir bestellten je eine Fingerfoodplatte, hatten ein nettes Gespräch mit einem Mann, der mit einem wunderschönen Hund da war (Bambina meinte „der hat genauso braune Augen wie ich), freuten uns, wie freundlich und hilfsbereit die Bedienungen wieder waren, unserer Bambina wurde die Treppe heruntergeholfen, um auf die Toilette zu kommen, es kam auch noch eine Gruppe von Menschen mit Behinderungen und wir hatten noch einige nette Small Talks und wir freuten uns, Münchner Kindl und wieder in München zu sein.

Das war unser Faschings – Dienstag.
Kamelle – Strüßcher - Alaaf – dr Zoch kütt (ach nä, dat jiddet doch nur jenseits der Weißwurschtgrenze – oder ?)

Bärbel Bolten

Redaktion: Hier die Boltens mit Bambina, aufgenommen auf dem Herbstfest 2010

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