Liebe Mitglieder, liebe Freunde!

In den Blumenläden blüht der Frühling, im Januar hat es eine Weile so ausgeschaut, als wäre er allgemein schon ausgebrochen. Hoffnung besteht also. Auch wenn der Weihnachtsurlaub zu Ende ist, die Heiligen-Drei-Könige ins Morgenland zurückgekehrt sind und wieder Alltag herrscht. Doch dieser Alltag muss nicht trüb und grau sein. Deshalb empfehlen wir Ihnen in dieser Ausgabe wieder kleine und große Vergnügungen, die Sie nutzen können, um nicht in lichtlosen Tagen in Routine oder Langeweile zu versinken.

Zwei Ausstellungen beispielsweise, die nicht so spektakulär daherkommen, können wir Ihnen ans Herz legen: „Werkschau Herlinde Koelbl“. Sie zeigt, dass sie in ihren Fotografien die Menschen mit ganz besonderem Blick betrachtet, nicht entlarvend und durchbohrend, sondern verstehend und anteilnehmend. Diese Ausstellung befindet sich im auch für Rollstuhlfahrer gut zugänglichen Münchner Stadtmuseum (bis 10.4.2011). Die andere ist eine kleine Sonderausstellung in der Neuen Pinakothek. Dort gibt es einige wenige Skulpturen von Rodin zu sehen, die vom deutschen Dichter Rainer Maria Rilke kommentiert werden. Diese Dichteraussagen hängen auf großen Plakatbändern an der Wand und sind gut zu lesen. Und um eine Mädchenfigur, die in der Hocke kauert und gleichzeitig eine raffinierte Rückendrehung zeigt, kann man auch als Rollstuhlfahrer rundherum gehen! Rodin hat zu seiner Zeit Aufsehen erregt, weil er nicht harmonisch-idealistisch überformte Porträts schuf, sondern darauf bedacht war, die Eigenart einer Person herauszustellen, also auch „hässliche“ Gesichter zu zeigen (bis 13.2.2011). Der Bau dieser Pinakothek war lange als rückständig, zu wenig modern, kritisiert worden. Aber ich mag ihn sehr, denn man kommt mit dem Rollstuhl über Aufzüge und breite, gut befahrbare Rampen fast überall hin, hat Platz und muss sich nicht in enge, düstere Kabinette hineinzwängen. Auch in den barrierefrei zugänglichen Kinos Münchens finden Sie natürlich immer wieder sehenswerte Filme – einige Beispiele, ohne Anspruch auf eine Bestenliste: „Small world“, eine Geschichte mit dem wunderbaren französischen Schauspieler Gerard Depardieu, „Die Konferenz der Tiere“, ein reizender deutscher Zeichentrickfilm, oder „Vincent will meer“, ein Film, der vor kurzem den bayerischen Filmpreis und zwar den Publikumspreis erhalten hat.

Aber man kann natürlich auch durch den Englischen Garten spazieren – mit Hunderten von anderen Münchner Bürgern und Touristen. Wenn man den Massenandrang nicht so gerne mag, dann ist der Botanische Garten mit seinen warmen Gewächshäusern die bessere Alternative! Außerdem - lesen Sie unsere Zeitung! In dieser Ausgabe befasst sich Carola Walla mit der Euthanasie im Dritten Reich und Wolfgang Vogl stellt das gerade eröffnete Museo del Novecento in Mailand vor und berichtet über die erstmalige Verleihung des Access City Awards im Dezember. Zudem erwartet Sie ein Artikel von Ruth Kern über die vorgeschlagene Abschaffung von Vier-Bett-Zimmern in Krankenhäusern sowie ein Hinweis auf einen besonderen Service der Münchener Stadtbibliothek – den Mobilen Bücherhausdienst. Darüber hinaus beschäftigen wir uns mit dem neuen pädagogischen Begriff der INKLUSION behinderter Menschen, der den Begriff der Integration verdrängt.

Ingrid Leitner