Das Museum Brandhorst – Münchens neuestes Museum

brandhorst-museumZugegeben, Kunstwerke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeichnen sich nicht gerade durch ihre Zugänglichkeit aus und ein Museum, in dem nur Kunst aus diesem Zeitraum gezeigt wird – muss man das sehen?
Doch der Reihe nach: die Henkel- Erbin Anette und ihr Mann Udo Brandhorst aus Köln begannen schon in den Siebziger Jahren, zeitgenössische Kunst zu sammeln, von Joan Miró über Joseph Beuys bis Andy Warhol. 1993 gründeten sie dann eine Stiftung und 1999 entschloss sich das Ehepaar (die Ehefrau verstarb noch im selben Jahr, seitdem vertritt Udo Brandhorst allein die Interessen des Sammlerehepaares), die Werke auf Dauer in München in einem eigenen, vom Freistaat Bayern zu errichtenden Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nach etlichem, hier nicht interessierendem Hin und Her wurde dann vom Architekturbüro Sauerbruch Hutton das Museum Brandhorst an der Ecke Theresien-/ Türkenstraße gebaut, das selbst schon als Kunstwerk bezeichnet werden kann. Wer seit Anfang des Jahres zufällig durch die Theresien- oder Türkenstraße gefahren ist, wird sich bestimmt an die auffällige, bunte Fassade erinnern, die aus mehreren Tausend verschiedenfarbigen Keramikstäben besteht. Kritiker finden deshalb zwar, das Gebäude sehe wie ein Pullover von Missoni aus. Aber überzeugen Sie sich selbst!

Ungewöhnlich sind aber auch die Ausmaße des Gebäudes, denn es handelt sich nur um einen schmalen rechteckigen Bau, der zwischen Gebäuden der TU München und der belebten Türkenstraße eingezwängt scheint. Doch dieser Schein trügt: ist es den Architekten doch gelungen, ca. 5.000 Quadratmeter Nutzfläche zu schaffen und darin insgesamt 3.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche unterzubringen.
Doch Fassade und Ausmaße sind nicht die einzigen Besonderheiten dieses Museumsbaus. Zum einen erhalten nämlich fast alle Säle in den drei Geschossen (Unter- und Erdgeschoss sowie Erstes Obergeschoss) über eine ausgeklügelte Belichtungstechnik Tageslicht. Zum anderen wurde der Bau nach den neuesten Erkenntnissen der Energieeffizienz erstellt (also beispielsweise durch die Installation von Wärmepumpen und einer Raumtemperaturregulierung).

So bunt und auffällig wie sich das Gebäude auch nach außen präsentiert, so zurückhaltend und unaufdringlich ist das Innere des Museums gestaltet: wer das Museum durch die (etwas schnell laufende) Drehtür an der Ecke Theresien-/ Türkenstraße betritt (für Rollstuhlfahrer existiert eine seitliche Tür), kommt in ein erstaunlich geräumiges Foyer, über das man auch in die Museumscafeteria gelangen kann. In den Räumlichkeiten selbst dominieren dann helle Farben. So bestechen Treppenhäuser und Böden durch helles Holz (dänisches Eichenholz), während die Wände weiß sind, so dass dadurch bedingt der Blick des Besuchers umso mehr auf die Kunstwerke gelenkt wird.
> Positiv fällt auch die Abwesenheit jeglicher Stufen auf. Abgesehen von den Treppen, die die einzelnen Geschosse miteinander verbinden (und die durch zwei geräumige Aufzüge vermieden werden können), sind keine sonstigen, die Fortbewegung erschwerenden Stufen aufgefallen.

So angenehm die Verpackung auch sein mag, maßgeblich kommt es jedoch auf den Inhalt an. Hier sind zunächst zwei amerikanische Künstler zu nennen, die im Museum schwerpunktmäßig ausgestellt werden, nämlich Cy Twombly und Andy Warhol. Ersterem ist das ganze Erste Obergeschoss gewidmet, für den von ihm gemalten Lepanto-Zyklus ist sogar ein eigener Saal gebaut worden. Und Andy Warhol dominiert fast das gesamte Untergeschoss, in dem daneben nur noch einzelne andere Werke von Damien Hirst, Bruce Nauman und anderen Künstlern Platz haben. In den übrigen Räumen findet man Werke von Joseph Beuys und Eric Fischl, Alex Katz und Sigmar Polke, und vielen anderen mehr.
Wer zu zeitgenössischer Kunst nur schwer Zugang findet, dem ist der im Eintrittspreis enthaltene Audioguide sehr zu empfehlen: zu fast allen Kunstwerken kann man damit durch Eingeben der entsprechenden Nummer nützliche Informationen erhalten.
Überzeugen Sie sich selbst! Seit Christi Himmelfahrt ist das Museum Brandhorst der Öffentlichkeit zugänglich und kann täglich, außer montags, von 10 bis 18 Uhr besichtigt werden, donnerstags sogar bis 20 Uhr.

Wolfgang Vogl