"Einen Segeltörn buchen, obwohl man im Rollstuhl sitzt - das war bis vor kurzem hierzulande undenkbar. Projekte dieser Art gab es bislang nur in Großbritannien und den Niederlanden, aber eben nicht in Deutschland, obwohl eigentlich kein sachlicher Grund dafür ersichtlich war. Lediglich auf kleinen Segelschiffen war somit bis dato eine Mitfahrt überhaupt möglich, aber eine Übernachtung und somit mehrtägige Törns nicht und die Auswahl überhaupt in Frage kommender Ziel dadurch bedingt naturgemäß beschränkt.

Als vor einigen Jahren aber ein Berliner Reeder ein Charterschiff bauen lassen wollte und dann insolvent wurde, packte der Verein zur Förderung des ersten behinderten- und rollstuhlfahrergerechten Großsegelschiffes in Deutschland e.V. mit Sitz in Ueckermünde die Gelegenheit beim Schopf, übernahm den Rumpf und baute das Schiff im Sinne einer weitgehend uneingeschränkten Beweglichkeit der an Deck befindlichen Rollstuhlfahrer behindertengerecht aus. Für einen Gesamtbetrag von ca. 550.000 €, der durch Spenden sowie von der EU und der Stadt Ueckermünde zur Verfügung gestellte Mittel aufgebracht werden konnte, wurden unter anderem die Durchfahrtsbreiten so angepasst, dass man mit einem Rollstuhl überall durchkommt und Treppenlifte eingebaut, mit denen man vom Unterdeck an Deck kommt. Nach immerhin vier Jahren des Umbaus wurde das Segelschiff dann am 5. Mai 2007 auf den Namen „Wappen von Ueckermünde“ getauft. Taufpatin war Eva Köhler, die Frau des Bundespräsidenten. Auf dem kürzlich eingeweihten Schiff können maximal fünf Rollstuhlfahrer mit jeweils einer Begleitperson (auf dem Schiff befinden sich fünf behindertengerechte Kammern mit je einer Koje für eine Begleitperson) mitfahren und insgesamt noch ein bis zwei weitere Personen. Verständlicherweise widmete der Verein beim Ausbau des Segelschiffes sein Augenmerk besonders der Sicherheit der Segler. Deshalb wurden für den Aufenthalt an Bord eigene Rollstühle konzipiert, die über spezielle Sicherheitssysteme verfügen, doch können mit Einschränkungen auch eigene Rollstühle mitgenommen werden. Der Heimathafen Ueckermünde liegt am Stettiner Haff, so dass sich als Ziele eines Segeltörns in der Ostsee die Städte an der Küste Südschwedens anbieten, aber auch Dänemark, Polen und die deutschen Hafenstädte Rostock und Stralsund.

Wen angesichts dieser Perspektiven bereits das Fernweh packt, der kann sich beim Verein zur Förderung des ersten behinderten- und rollstuhlfahrergerechten Großsegelschiffes in Deutschland e.V., Ueckermünder Str.51, 17375 Liepgarten, informieren, Tel.: 039771/22725, oder unter der Internetadresse www.rollisegler.de weiteres darüber in Erfahrung bringen.

Wolfgang Vogl