Schon 1975, also vor 50 Jahren, trat Dr. Sibylle von Steinsdorff in den CBF München ein und hat ihn von Anbeginn durch jahrelange engagiere Mitarbeit geprägt. Sorgfältig kümmerte sie sich um die Finanzen. Als studierte Germanistin achtete sie auf die Publikationen des Clubs und hat die Clubpost über Jahre gründlich Korrektur gelesen. Ihren Witz und Humor und ihre Intelligenz nutzte sie mindestens 25 Jahre als geschäftsführendes Vorstandsmitglied. Ihre strategischen Fähigkeiten setzte sie zum Beispiel ein, als sie die Parkplatz-Aktion vom Büro aus koordinierte, bei der der CBF auf den Missstand aufmerksam machte, dass Behindertenparkplätze regelmäßig von nicht Berechtigten in Beschlag genommen wurden. Um darauf hinzuweisen, fuhren CBF-Mitglieder an einem Samstag massenhaft in die Stadt und haben bei jedem Behindertenparkplatz, auf dem unberechtigt jemand stand, der nicht behindert war, die Polizei gerufen. Die Aktion war ein voller Erfolg, brachte viel Publicity, und das Innenministerium wies daraufhin die Polizei an, in Zukunft die Behindertenparkplätze zu kontrollieren.

Geboren wurde Sibylle von Steinsdorff in Berlin. 1943 verließ die Familie die Stadt und kam bei Verwandten in Sachsen unter. 1946 kehrte die Familie nach Berlin zurück und zog 1950 nach Bayern, wohin der Vater beruflich versetzt wurde. 1952 machte Sibylle Abitur. 

Gerne wäre sie Schauspielerin geworden – ihr komödiantisches Talent kam bei Feiern des CBF später zur Geltung. Sie entschied sich aber für das Studium der Germanistik und arbeitete erfolgreich an der Universität mit dem Schwerpunkt der deutschen Romantik, wobei sie sich besonders mit Bettine von Arnim und mit Joseph von Eichendorff befasste. (Schon damals klagte sie über die nachlassenden Kenntnisse der Studierenden in Rechtschreibung und Grammatik.)

Sibylle von Steinsdorff reiste gerne mit ihrer Freundin Ruth Kern und berichtete auf den Clubabenden von ihren Reisen.  Sie veranstaltete Kirchenführungen und sie dichtete zu den verschiedensten Anlässen, unter anderem ein CBF-Lied, das eventuell heute in Zeiten der Wokeness und politischen Korrektheit Anstoß erregen könnte, weil darin der Begriff „Behinderter“ vorkommt. Es war ein sehr lustiges Lied, einmal habe ich es zu hören bekommen.

Auch nach der Arbeit im Vorstand blieb Dr. Sibylle von Steinsdorff dem CBF verbunden. Im Jahr 2016 ist sie gestorben.  Ihr nettes und zuvorkommendes Wesen, ihre Kreativität, ihr Organisationstalent und ihr Humor sind den CBF-Mitgliedern, die sie noch kannten, im Gedächtnis geblieben.

Jürgen Walla