Am Donnerstag, den 8. Mai 2025 waberte abends der weiße Rauch über den Petersplatz in Rom. Das bedeutete „Habemus papam“ – wir haben einen Papst! Später zeigte sich Kardinal Robert F. Prevost aus USA auf dem Balkon des Petersdoms den rund 100.000 dichtgedrängten Menschen. Er wählte den Namen Leo XIV. Wir können nun fragen „was hat das mit München zu tun?“
Es gibt sogar zwei Berührungspunkte mit München.
Ein Deckengemälde in der Münchner Kirche Heilig Geist zeigt Papst Leo XIII. mit der Enzyklika „Immortale Dei“ (Das unsterbliche Werk Gottes).

In ihr forderte er 1885 die Wiederherstellung einer Staatsordnung nach den christlichen Grundsätzen. Auf dem Gemälde stehen ihm Augustinus, Maria, Thomas von Aquin und Franz von Assisi zur Seite. Kardinal Prevost nahm den Namen Papst Leo XIV. an. Wird er sich wie Leo XIII. besonders der sozialen Gerechtigkeit widmen?
Schon immer trugen die Herrscher eine spezielle Kopfbedeckung als Zeichen ihrer Macht. Denken wir nur an den kostbaren Hut der Kurfürsten als sichtbares Merkmal ihrer Würde. Er zeigte jedem, dass ihr Träger berechtigt war, an der Wahl des Königs teilzunehmen.
Auch die Päpste trugen seit dem 8. Jahrhundert eine spezielle Kopfbedeckung, aus der sich nach 1500 die Tiara entwickelte. Die dreifache Krone wurde ihnen mit den Worten aufgesetzt, die den Anspruch der Macht des Papstes deutlich machten: „empfange die dreifache Krone und vergiss nie, dass Du Vater der Fürsten und Könige bist, das Haupt der Welt und der Statthalter Jesu Christi“. Da dieser Anspruch zur Zeit von Papst Paul VI. als provozierend empfunden wurde, trug er seine Tiara zwar noch 1963 zur Krönung, setzte sie danach aber nie wieder auf. Er hätte sie auch nur zu speziellen Anlässen tragen dürfen, jedoch niemals innerhalb einer Kirche.
Die jeweilige Tiara des Papstes war mal schlicht, mal prächtig. Ob deshalb einige Tiaras um das Jahr 1800 von französischen Truppen gestohlen wurden? Diejenige von Papst Gregor XIII. verwendete Napoleon sogar für seine eigene Kaiserkrönung!
Später verschwand die von Papst Johannes Paul I., der leider nur 33 Tage im Amt war. Bis heute weiß niemand, wo sie ist. Er trug sie allerdings auch nie.

mit dem Bild von Papst Franziskus mit Trauerflor
Und damit sind wir beim zweiten Berührungspunkt mit München. Wir finden ihn in unserer Peterskirche. Die Petrusfigur von Erasmus Grasser am Hauptaltar trägt eine Tiara. Sie wird nach dem Tod des Papstes – in der Sedisvakanz – abgenommen. Als Papst Benedikt XVI. gestorben war, lag eine Nachbildung der Tiara von Papst Johannes XXIII. unterhalb des Altars auf einem roten Samtkissen. Diese Tiara wurde auch jetzt wieder abgenommen.
Nur wenigen Besuchern der Peterskirche ist wohl aufgefallen, dass jetzt auf dem Samtkissen die Nachbildung einer anderen Tiara lag: der goldenen von Johannes Paul II.
Man nutzte ganz einfach die Gelegenheit, die Tiara der Petrusfigur gründlich reinigen zu lassen. Anlässlich der Messe nach der Wahl des neuen Papstes wurde der Petrusfigur die Tiara wieder aufgesetzt. Da erwies es sich als glücklicher Umstand, dass der Pfarrer der Peterskirche, Daniel Lerch, ein geübter Bergsteiger ist. Für andere wäre es sehr schwierig gewesen, sich mit nur einer Hand an der Leiter zum Hauptaltar festzuhalten und die kostbare Tiara nicht fallen zu lassen!
Werner Graßl
Bildquelle: privat