Bei dieser zentral gelegenen Kirche gab es so viel Interesse, daß zwei Termine durchgeführt wurden. Zunächst stellte sich die Frage, warum der Ausgangspunkt vor der Fa. Möbel Böhmler im Tal liegen sollte. Recht wenig beachtet erinnert in dessen kleinem Cafe eine Gedenktafel an das Weinlokal „Hammerthaler Hof“. Dort begann die erstaunliche Geschichte der Hammerthaler Muttergottes, die uns in der Kirche begegnen sollte.
Auf dem Weg zur Kirche lohnt es sich, einen Blick auf das Alte Rathaus zu werfen. Neben den Wappen Münchens, der Wittelsbacher und der Andechser hängt auch das des Heilig Geist-Stifts. Weil es kaum jemand kennt, fristet es ein wenig beachtetes Leben an der Ostwand des Alten Rathauses.
Eine kleine Katharinenkapelle bildete am Anfang den Mittelpunkt des ursprünglichen Stifts. Dessen Erweiterung brachte die heutige Kirche, allerdings noch etwas kleiner als wir sie heute kennen. Anhand von alten Plänen bestaunten wir die Ausmaße des Stifts. Es nahm die Fläche des gesamten Viktualienmarkts ein – gemessen an Münchens Fläche ein enormes Areal. Das war aber noch nicht alles. Herzog Otto II. lag zwar einerseits im Dauerstreit mit dem Bischof von Freising. Auf der anderen Seite förderte und erweiterte er das Stift. Spenden und Erbschaften verschafften dem Stift viele Häuser, Bauernhöfe, Wälder und Ländereien. Später wurde sogar die Schwaige Großhesselohe und der Forst Kasten dazugekauft, der bis heute zum Eigentum des Stifts gehört.
Das Stift lag zwar außerhalb der Stadtmauer, war aber als kleine „Stadt vor der Stadt“ weitgehend autonom. Es verfügte über ein eigenes Bad, eine Schmiede, einen Tuchladen und schon um das Jahr 1200 über eine Bäckerei. Der Begriff „Pfisterei“ stammt noch aus dieser Zeit, die heutige „Hofpfisterei“ erinnert uns bis heute daran.
Wie nicht anders zu erwarten, spielte seit den ersten Klostergründungen in München das Bier eine große Rolle. Den Mönchen wurde die „Braugerechtsame“ und später auch die „Schankgerechtsame“ gewährt. Damit erhielten sie eine zuverlässige Geldquelle. In einer Zeit, in der das Wasser nicht immer sauber war, vertraute man lieber dem Bier. Da lag es nahe, daß eine eigene Brauerei die Bewohner versorgte. In vielen Klöstern stand den Mönchen sogar ein tägliches Kontingent an Bier zu – teilweise mehrere Liter am Tag! Um der Frage nach evtuellen Rauschzuständen zuvorzukommen: das Bier war wenigstens nicht so stark wie heute. Bis in unsere Zeit erinnern die Gaststätten Augustiner in der Kaufinger Straße und Franziskaner am Max Joseph-Platz daran, daß man mitten in München Bier gebraut hatte.
Dem Kirchenbesucher begegnet derzeit im Hauptschiff ein Kunstwerk von weißen gefalteten Tauben. Sie hängen als fliegender Schwarm unter der Decke. Reihum sollen sie in verschiedenen Ländern die Kirchen zieren und als Friedensbotschaft dienen. Hoffentlich nützt es etwas….. In der Kirche begegneten wir zunächst der Hammerthaler Muttergottes. Ob sie vom Kloster Tegernsee an die Familie Hammerthaler verkauft oder verschenkt wurde, ist heute nicht mehr zu klären. Kurz nachdem sie in der Weinwirtschaft Hammerthaler aufgestellt wurde, war die Wirtin von ihrer Beschwerden an den Beinen geheilt. Dann häuften sich die wundersamen Rettungen und Heilungen, so daß der Bischof die Figur schließlich zum Gnadenbild erklärte.
Bis heute erflehen die Menschen von ihr die Heilung von Krankheiten, Liebeskummer und anderen Nöten. Vielleicht erbitten manche sogar den Sieg ihrer Fußballmannschaft, die einfach nicht gewinnen kann? Ob es welche gibt, die der Madonna den Wunsch ans Herz legen, daß die, die immer gewinnen, einmal nicht Meister werden – wer weiß das schon? Eine Antwort könnte vielleicht die Hammerthaler Muttergottes geben, aber sie schweigt.….
Die Kirche beeindruckt nicht nur mit außergewöhnlichen Deckengemälden, sondern auch mit einem einzigartigen Detail. Auf den rekonstruierten Deckenfresken der Gebrüder Asam findet man bei genauerem Hinsehen den Brezenreiter. Er steht für die Brezenspende, durch die die Bewohner des Spitals wöchentlich und die Bedürftigen Münchens einmal jährlich eine große Breze erhielten. Die Familie Wadler ließ sich das 63 Pfund Pfennige kosten. Das war damals eine ernorme Summe, wenn man es am Wert von Forst Kasten mißt, der bei etwas über 100 Pfund Pfennigen lag! Aber schließlich war man durch den Salzhandel sehr reich geworden und zum Brauch gehörte es damals, der Stadtgemeinschaft davon etwas abzugeben. Vielleicht war das Motiv aber auch das ewige Seelenheil, um das man sich damals sehr sorgte.
Schließlich kamen wir auch auf die Frage zu sprechen, warum jahrhundertelang der zweitgeborene Sohn der Wittelsbacher Herzöge jeweils Erzbischof von Köln wurde. Dabei spielte es keine Rolle, ob er dafür geeignet war oder nicht. Eine spannende Geschichte, die endete, weil es einer zu bunt getrieben hatte…..
Damit sage ich vielen Dank für das große Interesse an diesem Thema! Um etwa gleich große Gruppen zu bilden, bitte ich künftig, sich bei mir schriftlich anzumelden. Das liegt in unser aller Interesse, da ich speziell in den Kirchen nicht so laut sprechen kann. Dann ist es eine Hilfe, wenn die Gruppe nicht zu groß ist.
Evtl. Terminwünsche versuche ich so gut wie möglich zu berücksichtigen. Dabei spielt es auch eine Rolle, daß es am Sonntag im Zentrum meistens Ruhe einkehrt und man ungestört seine Kreise ziehen kann.
Werner Graßl