Je schöner und voller die Erinnerung,
Desto schwerer ist die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Erinnerung
In eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne
Nicht wie einen Stachel,
Sondern wie ein kostbares Geschenk
In sich.
Dietrich Bonhoeffer


Nachruf Dr. Ruth Kern

Ohne Ruth Kern wäre der Club Behinderter und ihrer Freunde (CBF) München nicht das, was er heute ist.
Über ihre Freundin, Dr. Sibylle von Steinsdorff, stieß sie in den 70er Jahren  zum CBF. Sie war nie im Vorstand, was nicht heißt, dass sie keinen Einfluss hatte. Die Mitglieder kamen in Scharen zu ihren wunderbar anregenden, sorgfältig ausgearbeiteten und  in jeder Minute packenden Diashows  von ihren Reisen nach Indien, Kambodscha, Australien, in die Sowjetunion und viele andere Länder.
Bei einer Aktion in der Münchner Innenstadt, wo behinderte Clubmitglieder mit ihren Autos  an einem Samstag  Behindertenparkplätze anfuhren , um bei anwesender Presse die Behauptung der Polizei Lügen zu strafen, dass sie die Behindertenparkplätze freihalten und von dort abschleppen lassen würde, hatte Ruth Kern das Oberkommando inne. Die Aktion wurde ein großer Erfolg und das bayerische Innenministerium wies danach die Polizei offiziell an, Nichtberechtigte von Behindertenparkplätzen abschleppen zu lassen.
Sie gründete mit weiteren Freunden den Verein Bayerwaldferien für Behinderte, um Behinderten günstige Ferien zu ermöglichen. Als sich  kurz darauf der Reaktorunfall in Tschernobyl ereignete, hat sie dafür gesorgt, dass Kinder aus Kiew ihre Ferien dort verbringen konnten. Tante Ruthi hat jeden Tag für frisches gesundes Obst und Gemüse gesorgt.
Sie hatte die Leitung für den CBF bei einem Neubauprojekt, das der CBF mit der Wogeno (einer neugegründeten Genossenschaft in München) in der Johann-Fichte-Straße schuf  und das zu einem echten Pilotprojekt für barrierefreies Wohnen wurde. 7 rollstuhlgerechte Wohnungen und drei rollstuhlgerechte Gewerbeeinheiten in einem Gebäude, das insgesamt barrierefrei ist, inklusive Dachterrasse und  Gemeinschaftsraum entstanden. Ein Projekt, das viele Preise und Auszeichnungen erhielt.
Das ist nur eine kleine Auswahl ihrer Aktivitäten für den CBF.

Wenn sie ins Clubbüro kam, war sie oft unzufrieden, das war noch nicht oder wieder nicht erledigt  und das auch noch nicht, aber wenn unsere Kollegin dann antwortete: Jawoll Herr General, dann konnte sie sehr herzlich lachen.

Ihre sämtlichen Verwandten wurden für den CBF eingespannt, sei es  zur Büroarbeit oder  um kostenloses Papier  für uns zu organisieren.

Ihren Patienten sagte sie, wenn sie ihr etwas schenken wollten, sie sollten lieber für den CBF spenden. Und das taten auch viele. Eine Familie, die Weihnachten immer persönlich mit einer großen Spende vorbeikam, erzählte ganz begeistert, über Frau Dr. Kern als der Mann im Krankenhaus lag.  Als dort nicht das passierte was Frau Dr. Kern erwartete, erschien sie persönlich auf Station und stieß den dortigen Ärzten Bescheid, so dass die Stationsschwester nachher ganz konsterniert sagte,“ ja is des jetzt unser Chefarzt ?“

Und nun zum Schluss noch eine Geschichte, die zeigt, was für ein großes Herz sie hatte und, dass ihr das Los ihrer Mitmenschen nie gleichgültig war. Als sie mit Sibylle von Steinsdorff in das Seniorenstift in Unterhaching zog, dauerte es nicht lange bis sie die Bewohner im Wohnheim davon überzeugte, dass sie dringend die Pflegeheimbewohner unterstützen  und ihnen das Leben mit Ausflügen und Konzertbesuchen verschönern  müssen.

Wir danken ihr von ganzem Herzen!

Für den  Vorstand des   CBF