Servus liebe CBF-Post Leserinnen und Leser.
In München aufgewachsen, lebe ich seit 1979 in der Oberösterreichischen Landeshauptstadt Linz. Seit nun mehr 7 Jahren bin ich Mitglied bei CBF München! Im Öffentlichen Raum werden wir Menschen mit Behinderung oftmals gerne als „Sozialschmarotzer“ betrachtet! Auf der einen Seite stimmt diese Betrachtungsweise einfach nicht. Auf der anderen Seite gibt es sehr viele M.m.B*. welche sich trotzdem je nach ihren Kompetenzen und Möglichkeiten für die Gesellschaft sozial engagieren! Stellvertretend  für diese möchte ich Euch heute gerne aus MEINEM Leben als „Helfer trotz Handicap“ erzählen.

Ich bin der Richard, bin 58 Jahre und habe unter anderem eine komplette Querschnittlähmung in Form einer Paraplegie ab dem Bauchnabel abwärts. Richard SchäferMein Soziales Engagement fing 1976 mit 15 Jahren als Messner und später zusätzlich als Jugendgruppenbetreuer in der Evangelischen Gemeinde von Puchheim Bhf. im Landkreis FFB an. Meine zweite Leidenschaft, das Rote Kreuz, fing 1978 mit meinem Erste-Hilfe-Kurs und 1979 mit der Sanitätsausbildung an. 1999 durfte ich nach 20 Jahren Rettungsdienst bei der Lawinenkatastrophe im Österreichischen Patznauntal für das Österreichische Roten Kreuz die Psychologischen Dienste aus der Taufe heben. Besser ist das Ereignis auch unter GALTÜR bekannt.
Ich trug damals mit meinem beruflichen Hintergrund als examinierter Fachpfleger für Psychiatrie und Psychosomatik maßgeblich dazu bei die Österreichische Version des Kriseninterventionsdienstes und für die Einsatzkräfte das Peer-Modell SvE aus der Taufe zu heben.
Im Oktober 2005 wurde ich auf dem Heimweg meines 125. Einzel-Einsatzes als Leiter des Krisen-Interventions-Teams der ÖRK Bezirks-(Kreisverbands-)Stelle Linz Stadt völlig unverschuldet von einem Autoraser über den Haufen gefahren.
Durch den Unfall und die vielen Folge-Problemen und Operationen sind inzwischen meine Querschnittlähmung und meine nur noch teilweise funktionierende Schulterprothese die kleineren Probleme. Ich darf seit 2011 nach Verlust einer Gesäßmuskelseite nur noch 4 Stunden im Rollstuhl sitzen und darf nach 4 Stunden Entlastungsliegen wieder für 4 Stunden im Rollstuhl sitzen. Dies erfordert ein sehr diszipliniertes Zeitmanagement. Bereits während meiner 35 monatigen Erst-Reha entwickelte ich ein spezielles psychosoziales Begleitkonzept für Zivildiener des Roten Kreuzes. Dieses startete ich ein Jahr nach Ende meiner Erst-Reha, damals noch in Salzburg lebend, einmal in der Woche in Linz.

Zusammen mit meiner damaligen Physiotherapeutin in Salzburg eröffnete ich im Oktober 2009  das erste Österreichische Beratungs-, Kompetenz- und Therapiezentrum für Personen mit Querschnittlähmungs-Symptomatik, ihre PartnerInnen und Pflegende Angehörige. Wir arbeiteten nach Krankenhausaufenthalt und außerhalb bzw. nach dem Rehazentrum. Ich biete ehrenamtlich für Frischbetroffene Traumazentrierte Fachberatung/-begleitung (auch als Notfallseelsorger) und später Beratung für „barrierefreie Wohnraumadaptierung“ – Coaching und Unterstützung für Pflegende Angehörige und Sexualberatung für Betroffene und Parterinnen an. Für alle Beratungsbereiche machte ich natürlich eine entsprechende Fachausbildung mit Diplomabschluss! Nachdem meine Bereiche jedoch in Salzburg auf keinen „fruchtbaren“ Boden fielen, übersiedelte ich im Sommer 2011 wieder nach Linz zurück. Auf Grund meiner Gesäß-OP und der sehr lang dauernden Regenerationsphase konnte ich erst im September 2012 in Linz das NETZWERK QUER-SCHNITT Linz eröffnen. Neben meiner Angebotsergänzung u.a. als Aktivierungs- & Pflegetherapeut wurde ich auch Berater, Coach und Trainer in verschiedenen anderen Behinderten-
Interessensvertretungen


Richard SchäferAll meine kostenlosen Angebote bzw. Kompetenzen würden den Rahmen des CBF-Post Beitrages jetzt aber sprengen! Was vielleicht trotzdem noch erwähnenswert wäre: Eben als sogenannter Schwerbehinderter probiere ich sehr viele Freizeitangebote aus. Ich teste die Möglichkeiten als und Aktivierungs- & Pflegetherapeut auf ihre Barrierefreiheit und wie weit sie für Menschen mit Behinderung auch umsetzbar sind. Mache dann davon Videos welche ich dann auf meine Webseite www.quer-schnitt.net zum Nachmachen stelle. Berate, begleite und unterstütze derzeit meine Zielgruppen in ganz Österreich; hab´  aber auch Klienten in Ober- und Niederbayern!

Mein drittes Großes Standbein als „Helfer trotz Handicap“ bzw. meines Sozialen Engagements: Seit Anfang 2018 bin ich ein BARBER ANGEL. Am 27. November 2016 gründete Claus Niedermaier,der „Figaro aus Biberach an der Riß“ gemeinsam mit befreundeten Kollegen den Club „Barber Angels Brotherhood“, der seit dem 8. November 2017 als Verein eingetragen ist. Der Deutschen Verein hat auch Chapter in den Niederlanden, der Schweiz und Spanien. In Österreich haben wir wegen eines wesentlich anderen Vereinsgesetzes einen eigenen Verein; den Sozialen Friseurverein BARBER ANGEL BROTHERHOOD AUSTRIA gegründet. Mit dem Motto „Wir scheren uns um die Not unserer Mitmenschen“ sind die Barber Angel jede Woche irgendwo im Einsatz. Wir geben sozial Benachteiligten, Bedürftigen und Obdachlosen durch kostenlose Haar- und Bartschnitte „ihr Gesicht zurück“! Wir versuchen ihnen ihre Selbstachtung, ihr Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl zumindest für eine gewisse Zeit zurück zu geben. Für solche Einsätze sind jedoch nicht nur Friseurinnen/Friseure nötig, sondern es gibt auch viel drum herum zu organisieren und zu tun. Als Zenturio (Einsatzleiter) für Oberösterreich und Orga-Angel ist es z.B. meine Aufgabe Einsätze zu planen, zu schauen das auch genug Helfer-Angels pro Einsatz zur Verfügung stehen und wenn kein Fotograf zur Verfügung steht auch einmal die Fotodokumentation zu übernehmen! Wir, die Barber Angels Brotherhood, sind ein Verein, der seine Augen und Scheren vor der allgegenwärtigen Armut vor unserer Haustüre nicht verschließt. Mit dem Slogan „Gemeinsam sind wir weniger allein“, reden wir nicht nur, wir helfen -freiwillig - weil uns der Mensch wichtig ist. Wer mehr über uns erfahren möchte kann die Deutschen Barber Angels unter www.b-a-b.club oder unseren Österreichischen Verein unter www.barberangels.at googeln!

Was hat mich bewogen über mich als „Helfer trotz Handicap“ zu erzählen, zu schreiben!?
Wir bzw. eigentlich die ganze Welt befindet sich derzeit wegen des SARS Convid-19 Virus in einem Ausnahmezustand. Auch da können wir Menschen mit Handicap sehr viel Unterstützung geben. Ich persönlich sehe ich es auch als ein kleines Dankeschön für all die Förderungen, Hilfen und Unterstützungen, welche ich durch die „Öffentliche Hand“ und das Sozialsystem in meinem Land bekomme. Ich, wir können auf diese Weise der Gesellschaft auch etwas zurückgeben. Während der großen Flüchtlingsbewegung 2015/2016 arbeitete ich als Psychosozialer Einsatzleiter nicht nur im Einsatzstab in einem Durchgangslager mit 1.000 Betten und einem täglichen „Durchlauf“ von 5.500 – 6.500 Personen. Neben mir arbeiteten, halfen Menschen mit den unterschiedlichsten Arten, Formen der Behinderung in den Bereichen Meldestelle, Registrierung, Materialverwaltung, Telefonzentrale und .. und .. und. Als hochgefährdete Person betreue ich während der SARS Convid-19 Virus Krise 9:00 – 21:00 Uhr zuhause eines der Krisentelefone und Telefonbetreuung für Rettungsmitarbeiter, Krankenpflegpersonal, die Barber Angel und die verschieden Oberösterreichischen Behinderten-Interessensvertretungen.
Auch wenn es momentan schwer ist, dass wir als besonders gefährdete Personengruppe die Bewegungseinschränkung unbedingt einhalten sollen. Auch wenn wir – so wie ALLE anderen – zur Zeit viele Abstriche machen und auf gewohnte Rituale verzichten müssen:

Passt bitte auf Euch auf und kommt´s alle xund auch durch diese Krise!
 
Obmann des Vereins
NETZWERK QUER-SCHNITT
ZVR-Zahl: 255368753

Konsulent für Soziales
DGKP Richard J. Schaefer
Scharitzerstraße 2-4/4/20
A A- 4020 Linz/Donau
Tel.:0043 676 93 56 144 

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www.quer-schnitt.net
 
*M.m.B. Menschen mit Behinderung