Haben die Amerikaner (ich meine die US-Amerikaner) eine Ess-Kultur? Eher nein, würde man denken, aber …
Als ich 8 Jahre alt war, fuhren wir mit einem Schiff über den Atlantik nach New York. Beim Frühstück im großen Speisesaal hat mir mein Vater einen Löffel Erdnussbutter in den Mund gestopft und gemeint, das sei was ganz besonderes und jedes Kind würde das lieben. In meinem Mund pappte die Erdnussbutter als zähe Masse, nur durch die Nase bekam ich Luft. Ich war sicher, dass dies niemals meine Leibspeise sein könnte. Inzwischen esse ich ab und zu ein Brot bestrichen mit Erdnussbutter und Erdbeermarmelade. Der Trick ist, dass die Erdnussbutter zusammen mit der Marmelade besser runter rutscht.

An einem anderen Tag aßen wir, mein Bruder und ich, unsere ersten Maiskolben. Maiskolben wurden in diesem Urlaub unsere absoluten Favoriten, am liebsten mit Kartoffelbrei. Es dauerte noch viele Jahre, bis man in Deutschland Mais nicht nur ans Vieh verfütterte.
Auf dieser Schiffsreise hatten wir unseren VW Bus im Schiffsbauch mitgenommen und fuhren dann drei Monate durch die USA. Mein Vater wettete mit uns, dass man hier jeden Laib Brot in eine einzige Tasse stopfen könnte – er hat die Wette gewonnen. Wir wurden keine Fans von dem labbrigen Toastbrot. Bei McDonald‘s liegt jedes Fleischplanzerl in genauso einer labbrigen Semmel und das finden wir nun ganz normal.
Wir waren in einem Drugstore Eis essen. Meine Mutter hatte sich ein Pineapple Ice Cream Soda bestellt. Das war als Kind ihr Lieblingseis gewesen. Man braucht Vanille- oder Ananaseis, Ananassaft, Sprudelwasser. Man kann das genauso gut mit Erdbeer- oder Himbeereis zubereiten. Das ergibt ein dickflüssiges Getränk, dass man mit dem Strohhalm zu sich nimmt, ähnlich wie ein Milkshake, was wir ja inzwischen, auch dank McDonald’s, alle kennen. Das Gute ist, dass ein Ice Cream Soda längst nicht so eine Kalorienbombe ist, wie ein echter Milkshake. Ich habe vor einiger Zeit in USA mal wieder einen Ice Cream Soda bestellt. Der Chef hat ihn höchstpersönlich gemacht und gesagt, dass das heutzutage nicht mehr nachgefragt wird. Wir könnten das mal bei uns einführen.
Den Burgerhype hatten wir ja schon mal beim des Lokal des Monats besprochen. Das ist auch so ein Einwanderer aus USA.
Und dann noch die Pommes. In USA heißen Pommes „french fries“, was „auf französische Art gebraten“ bedeutet. Die Übersetzung des französischen Begriffs Pommes Frites ist ganz ähnlich nämlich gebratene bzw. frittierte Kartoffeln. So richtig unsere Herzen erobert haben die Pommes erst auf dem Weg über die Fast Food Ketten. Mein Bruder und ich veranstalteten, als wir Jugendliche waren, also so vor 50 Jahren, mit unseren Freunden öfter mal eine Pommes Party. Wir kauften viele Kartoffeln, Öl, Mayo und Ketchup.


Ein alter Fritiertopf


Unseren Frittier-Topf habe ich noch immer. Alle halfen zusammen, wir schälten, schnippelten, brutzelten und vertilgten die fertigen Pommes, eine tolle Aktion und ein Riesenspaß. Die Küche war danach in Fett gebadet, sodass man am Boden schlittern konnte. Als ich nach der Schule eine Weile in den USA bei meinen Cousinen war, machte ich den Vorschlag wir könnten ja mal so eine Pommes Party veranstalten und Pommes selber machen. Sie waren ganz erstaunt, und fragten, wie man die denn selber machen könnte. Ihnen war noch nicht mal klar, dass die aus Kartoffeln bestehen. Die Party hat dann nicht stattgefunden. Der Amerikaner kennt Pommes nur aus der Tiefkühltruhe.
Bevor ich damals nach USA fuhr machte noch jeder seine Salatsaucen selber. Kurz nach meiner Rückkehr lernte ich in einer Werbesendung, dass man nun Dressing kaufen könnte. Das Wort war in der Zwischenzeit, d.h. 1975 bei uns durch Salatsaucenvertreiber, ich glaube es war Knorr, eingeführt worden und gehört zu unserem Wortschatz. Dressing steht seit 1986 im Duden und auch in vielen deutschen Haushalten in der Kühlschranktür.