Lokale am Schwabinger Tor

Wenn man uns früher gefragt hat, wo das cbf-Büro ist, dann haben wir immer gesagt: „schräg gegenüber von der Metro Schwabing“. Die Metro, die dort 50 Jahre stand  und das Holiday Inn wurden abgerissen und nun, Mitte 2019 ist eine neue Bebauung des Geländes von ungefähr 500 m entlang der Leopoldstraße, von der Johann-Fichte-Straße nach Norden so gut wie fertig gestellt. Mitten drin hat die Tramlinie 23 eine Haltestelle namens Schwabinger Tor und so heißt nun auch das ganze Quartier.  

Bis 1817 gab es 500 Jahre lang, ungefähr dort, wo heute die Feldherrnhalle steht, ein viertes Stadttor, das Schwabinger Tor. Das ist zwar ein paar Kilometer vom neuen Schwabinger Tor entfernt, aber das Tor war ja auch damals schon nicht in Schwabing, sondern man fuhr und fährt man immer noch von dort nach Schwabing.  

Später, von 1901 bis 1987 gab es auf dem Gelände den Güterbahnhof München Schwabing. Der Boden wurde über die Jahre so stark kontaminiert, dass der Neubau des Hauses, in dem der cbf sein Büro hat, sich Ende der 90er Jahre beträchtlich verzögerte.  

Dann gab es auf dem nördlichen Teil des Geländes 1973-2013 das Einkaufs- und Freizeitzentrum Schwabylon mit hundert Läden, einem Hotel, 12 Restaurants,  Biergarten, Spielhalle, Kino, Solarium, Schwimmbad, Eislaufhalle, Sauna und Thermen sowie den legendären Nachtclub Yellow Submarine, gleich am Hotel. So wie diese Gebäude oder auch zum Beispiel das Citta 2000 hatten sich die Brüder Samy Schwabing nach der Jahrtausendwende vorgestellt. Das Projekt scheiterte, die Gebäude wurden sukzessive abgerissen.
Und wie schaut‘s aus, nachdem eines der größten Bauprojekte im süddeutschen Raum nun fertig gestellt ist? Auf jeden Fall anders als sich viele AnwohnerInnen  erträumt haben  – nämlich kühl, sachlich, schlicht. Aber Lokale gibt es wieder, zwar noch keine zwölf, aber neun habe ich schon gefunden, und alle sind baulich gesehen barrierefrei. Für den Geldbeutel des Durchschnittsmünchners sind sie allerdings nicht alle barrierefrei. Halbwegs moderate Preisen gibt’s in drei Cafés, einem Teehaus und im Tageslokal ‚Felix Bowls‘. Poké Bowls, das ist mal was Neues. Poké ist ein hawaiianisches Nationalgericht mit japanischen Wurzeln. Ursprünglich waren nur gewürfelter Thunfisch, gehackte Nüsse, Algen und Salz in der Schüssel (bowl ist engl. für Schüssel). In der Fraunhofer Str. 43 hatte letztes Jahr kurzfristig ein Poké Lokal (auch barrierefrei mit Rolli WC) geöffnet, aber inzwischen gibt’s dort vietnamesisches Street Food im Chi Thu (auch sehr lecker). Nun wieder zurück zum Schwabinger Tor. Bei Felix Bowls kann man zwischen großen und kleinen Portionen (= Schüsseln) und unter 35 verschiedenen Zutaten je nach Gusto wählen - verschiedenen Reissorten, Fisch, Huhn, Tofu, diversen Gemüsen, Nüssen, Gewürzen und Soßen. Kosten zwischen 8,50 € - 11,50 €. Im Café M ist Selbstbedienung angesagt. Dort essen auch die Angestellten des Hotel Andaz, aber Andere können auch hingehen. Warmes Essen gibt es von 11:15 – 14:00 und von 16:30 – 18:30 zu moderaten Preisen. Kaffee und Kuchen gibt es durchgängig. Im bicicletta, welches auch zum Andaz Hotel gehört, gibt es Sandwiches und Bowls (die sind halt nun gerade ‚in’) und Kaffee / Kuchen. Das Ambiente, sowohl der caffè als auch die flotten Fahrräder, die an der Decke hängen, sind italienisch, so richtig zum Entspannen oder auch zum Zeitung lesen – der Haken ist, dass es nur einen einzigen, dafür recht großen Tisch gibt, an dem Rollstühle stehen können. Gemütlich Zeitung lesen lässt sich auch im Bäckereicafé Riedmair. Das hatten wir schon in der Märzausgabe 2018 vorgestellt. Wer nobler essen will, kann das im Hotel Andaz im Lonley Broccoli tun; einem wunderschön gestalteten Lokal im Erdgeschoss des Hotels. Dort gibt’s Internationales mit bayrischem, alpenländischem Flair, auf hohem Niveau. Warum der Brokkoli einsam ist, ist mir nicht klar, aber vielleicht fühlt er sich so neben den vielen Fleischgerichten. Das Highlight im Andaz ist die Rooftop Bar M’Uniqo ganz oben im 12. Stock. Als ich dort war, war gerade ein Super-Fönwetter und die Sicht war einfach gigantisch. Ich kann einen Ausflug ins M’Uniqo zum Sundowner an einem Föntag allerwärmstens empfehlen. Bitte vorher anrufen und einen Platz reservieren. Ansonsten kann man im neuen Quartier Schwabinger Tor  im La Bohème sehr gepflegt und französisch speisen oder im italienischen Marta die sehr gute Pizza genießen. Gut isst man auch im Jaadin, einem vietnamesischen Lokal, einem sympathischen Familienbetrieb. Familienfotos kann man auf den Wänden anschauen. Das Sharing Konzept, dass man Speisen nicht für sich alleine bestellt, sondern verschiedenen Gerichte untereinander teilt –gibt’s ja auch auf anderen Gebieten. Man kann sich also nicht nur Werkzeug oder Kleidung teilen sondern auch das Essen. Dabei ist nicht an eine Gruppe von Fremden gedacht, sondern eher, dass man als Gruppe gemeinsam ins Lokal geht. Zum Jaadin gehört das Teehaus Chaadin nebenan, eine kleine Dependance mit nur einem Tischchen. Dort gibt es neben Tee auch eine Suppe des Tages und kleine Gerichte. Die Preise im Teehaus sind günstiger als im Restaurant. Nun bin ich mal gespannt, ob noch weitere Lokale dazu kommen und ob sich die vorhandenen auch tragen.  
Im fünften / sechsten Stock bietet das Hotel Andaz seinen Hotelgästen aber auch anderen Besuchern ein Spa mit Fitnessstudio und Schwimmbad auf der Dachterrasse. Nun hat das Schwabylon dem Schwabinger Tor nur noch die Eislaufhalle voraus.

Hanne Kamali